Yoga und Vegetarismus
gesamten Gesellschaft stellen.
Ein Yogi übt sich in Selbstreflexion. Daraus entsteht
Viveka
(Unterscheidungsfähigkeit). Dadurch kann wiederum Weisheit entstehen, die wiederum Entscheidungen ermutigt, die zur Erleuchtung führen – anstatt tiefer in die Unwissenheit. Wir haben global viel mehr verbraucht, als wir wirklich brauchen. Die Folgen sind schwerwiegend, vor allem wenn es um das Überleben einiger Tierarten – und unserer eigenen Spezies – geht. Durch Aparigraha beginnen wir uns als heilige Wesen zu begreifen, die Teil eines großen lebendigen Ganzen sind und zusammen für das Gemeinwohl arbeiten. Wir beginnen zu spüren, dass wir selbst einen einzigartigen Beitrag zum großen Ganzen leisten. Wir begreifen, dass unser Einfluss auf das Leben anderer und auf den gesamten Planeten nicht gering und irrelevant ist, sondern durch Zeit und Raum hinweg auf jedes Lebewesen einwirkt. Wir werden wahrhaftig selbstbewusst und beginnen, unsere Bestimmung zu verstehen.
Instinkt und Bewusstsein
Oft wird behauptet, dass nur wir über ein Bewusstsein verfügten und dass alle anderen Tiere lediglich aus ihrer Instinktnatur heraus handelten. Das impliziert, dass sie unmotiviert handeln und nicht wissen, wie ihre Aktionen andere und sie selbst beeinflussen können. Aus diesem Grund denken viele, dass Tiere eine niedrigere Lebensform seien und deshalb auch nicht die gleiche Beachtung verdienten, die man einem Menschen zuteil werden lässt. Ich glaube sehr wohl, dass Tiere ein Bewusstsein haben. Aber genau wie wir sind sich manche ihrer selbst und der Welt um sie herum deutlicher bewusst, manche weniger, auch abhängig von Alter und Gesundheitszustand.
Bewusstsein
(engl.
consciousness
) bedeutet „gemeinsames Wissen“. Das Oxford English Dictionary bricht das Wort in seine Bestandteile auf:
con
= mit, zusammen +
science
= Kenntnis über die Gesamtzusammenhänge. Somit ergibt das Wort Selbstbewusstsein „Wissen, dass das eigene Selbst mit dem Ganzen verbunden ist“.
Ich setze mich seit vielen Jahren mit der Behauptung auseinander, dass Tiere kein Bewusstsein haben, während ich beobachte, wie Rehwild und wilde Vögel auf Futtersuche in unseren Garten in Upstate New York kommen. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Reh oder ein Vogel das ganze Futter aufgefressen hätte, bevor sie weiterzogen. Ein Reh kommt, nimmt ein paar Bissen Gras, Blätter oder Samen, hebt seinen Kopf, kaut langsam, vielleicht senkt es seinen Kopf noch einmal und holt sich noch eine paar Bissen, aber dann geht es langsam weiter, um dem nächsten vorbeikommenden Reh zu erlauben, das Gleiche zu tun. Ich habe noch nie ein wildes Tier gesehen, dass stehen blieb und so lange fraß, bis kein Futter mehr da war. Noch nie ist mir ein wildes Tier begegnet, das eine Tasche oder einen Rucksack trug, Futter hineinschaufelte und es damit dann wegtrug, so dass nichts mehr für andere übrig blieb. Kein anderes Tier außer uns Menschen würde einen ganzen Wald zerstören oder die Ausrottung einer ganzen Spezies verursachen und gleichzeitig denken, dass dies keine negativen Auswirkungen auf sich selbst und die Zukunft der Kinder hat.
Einige Leute sagen, dass Tiere nicht so intelligent seien wie wir, weil sie keine Dinge erschaffen. Sie bauen keine Häuser oder Einkaufszentren, drucken keine Zeitungen oder Zeitschriften, bauen keine Raketen, Flugzeuge, Autos oder Boote. Sie erfinden keine Plastiktüten, Fernseher, Videorecorder, Handys oder Computer. Wahrscheinlich sind Tiere sogar intelligenter und besitzen mehr Bewusstsein als wir, wenn es darum geht, Verbindungen herzustellen. Viele Tiere scheinen aufgrund ihrer ungierigen Art ein tieferes Verständnis dafür zu haben, welche Auswirkungen ihre Handlungen auf das große Ganze haben. Es könnte durchaus sein, dass sie bewusster sind als wir, denn es ist ihnen in Gegensatz zu uns möglich, ihr Leben ohne Zerstörung ihres Lebensraums zu führen.
Wenn Freiheit von Gier zu Achtsamkeit führt, führt Gier zu Verleugnung. Viele von uns erhalten ihre ersten Lektionen in Verleugnung bereits in der Kindheit, wenn sie nach den moralischen Hintergründen des Fleischverzehrs fragen. Wie ich bereits zu Beginn erwähnte, fragte auch ich als Kind meine Mutter: „Wenn Töten doch falsch ist, ist es dann nicht falsch, Tiere zu essen?“ Meine Mutter antwortete: „Es ist in Ordnung, sie zu essen, da sie genau dafür gezüchtet wurden.“ Diese Antwort verwirrte mich noch mehr. Häufig folgt auch die Antwort: „Ja, es ist
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