You are Mine
auflegen?«
ich hasse dich
Das sind die einzigen Worte, die ich jemals noch zu ihr sagen werde. Mein Mantra, meine Existenzberechtigung. Es ist alles, was ich habe, das Einzige, das sie mir nicht nehmen kann – das und meinen Rückzug, mein selbstgeschaffenes Gefängnis, das ich immer weiter verbessere, die Schwachstellen suche und verstärke, die Verteidigungslinien perfektioniere. Mein eigenes, kaltes Labyrinth aus falschen Erinnerungen und Albträumen, übersät mit Fallen für den Unachtsamen. Sobald es vollendet ist, wird Madigan nie ihren Weg hinein finden, und ja, vielleicht werde ich auch nie mehr den Weg hinaus finden.
Es könnte Schlimmeres geschehen. Es ist schon Schlimmeres geschehen.
Also baue ich weiter, während ich mich gleichzeitig so klein wie möglich mache, mich einkoche zu einer dünnen blauen Flamme des Hasses, die hell und süß brennt. Alle anderen Gefühle werden verbrannt, jede überflüssige Erinnerung, jeder entbehrliche Traum wird verpackt und tief, tief in mir verstaut, wo mich nichts davon mehr berühren kann. Ich habe so etwas nicht mehr nötig, brauche keine Liebe, brauche kein Bedauern, brauche keine Trauer oder Freude oder Wut, brauche nichts davon. Und es ist so erleichternd, all das zurückzulassen, die Beschränkungen und oberflächlichen Empfindungen von Haut und Haar abzuwerfen. Ich habe mich noch nie so rein, so absolut gefühlt, wie ich es jetzt im Moment tue, während ich mich mit seltsamer Ungerührtheit durch die Überbleibsel meines Lebens grabe und nur die Dinge aufhebe, die ich nutzen kann, um mein neues Selbst zu perfektionieren, um den Hass anzufachen.
Und, an der heißesten Stelle des Hasses, tief in der Mitte, ruht ein Bild von Madigan, ihrem bösartigen Grinsen und ihrem anzüglichen grünen Blick, den roten Locken, die sich um ihr Gesicht winden wie Schlangen aus Feuer.
Madigan.
ich hasse ich hasse ich hasse ich hasse ich hasse
∞
»Alex, bist du noch da?« Ich stehe mit meinem Telefon in der Hand in der Küche, aus dem Hörer schallt schrill und entfernt eine weibliche Stimme und alles um mich herum ist ein wenig neblig, als sähe ich es durch eine dicke, nur halb durchsichtige Linse. Ich bin nicht vollkommen aufgetaucht, wurde gerade weit genug ins Bewusstsein gestoßen, um zu funktionieren. Es ist, als würde man gegen eine üble Erkältung kämpfen, eine wirklich üble Erkältung. Nichts dringt durch, nichts spielt eine Rolle. Ich will einfach nur wieder absinken.
»Alex?« Die Stimme meiner Mutter, zittrig vor Sorge.
»Ja«, antworte ich mechanisch. »Bin noch da.«
Die Erinnerung daran, diese Frau geliebt zu haben, ist jetzt nur noch ein abstraktes Konzept. Ich kann mich nicht dazu bringen, etwas anderes zu empfinden als eine leise Bewegung in dem Hass, eine Farbveränderung, gegen Madigan gerichtet wegen dieses neuen Tricks. Madigan, die mich, aus welchen Gründen auch immer, nicht gehen lassen will. Vielleicht aus Boshaftigkeit, oder vielleicht ist es nur ein Spiel, das sie erst beenden wird, wenn es den Spaß restlos verloren hat. Oder vielleicht gibt es einen anderen, unverständlichen Grund für Momente wie diesen, in denen ich mich plötzlich wieder in diesem schwerfälligen, plumpen Körper wiederfinde, während Madigan sich auf die niedrigere Stufe zurückzieht – obwohl sie immer wachsam über meine Schulter blickt.
Ich kann sie jetzt dort fühlen. Sie lauscht und weidet sich.
»Wir machen uns alle solche Sorgen um dich, Liebling. Du solltest für eine Weile nach Hause kommen.«
Ich kann zu der Frau am anderen Ende der Leitung keine Verbindung aufbauen. Es ist, als wären wir Fremde, die zwei verschiedene Universen bewohnen, nur durch Zufall zusammengeworfen und unfähig, miteinander zu kommunizieren. Ich reagiere instinktiv, murmle halbzusammenhängende Antworten zu halbpassenden Momenten, bis sie zusammenbricht, ein Schluchzen ihre vorsichtig formulierten Sätze durchbricht und ich irgendwo in mir einen Stich verspüre. Überrascht kämpfe ich dagegen an, versuche, diesen unerwarteten Riss in meinem Panzer zu kitten.
Madigan lacht.
also fühlst du doch noch etwas , Lexi
Dann kommt meine Schwester ans Telefon und beschimpft mich auf diese unnachahmlich sanfte Weise, die nur Sarah zu eigen ist. Sie weiß, wie schlecht ich mich fühlen muss, aber ich kann mich nicht vor der Welt verstecken, das hilft gar nichts, und Mum macht sich wirklich Sorgen. Kann ich das nicht hören?
»Ich verstecke mich nicht.«
Warum öffne ich dann
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