Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
angewinkelten Armen versuchte sie, ihre Augen zu schützen und Hindernisse aus dem Weg zu schieben. Dennoch schlugen ständig Zweige in ihr Gesicht, zerrten an ihren Haaren und zerschrammten mitleidlos die unverhüllten Arme und Beine.
Ihr Atmen war zu heftigem Keuchen angeschwollen, weniger eine Folge der körperlichen Beanspruchung – sie war Strapazen dieser Art gewohnt –, sondern vielmehr des Schreckens, den sie durchlebte. Trotz ihrer Verwirrung war sie überzeugt, das Richtige getan zu haben. Der eigene Pulsschlag pochte laut in ihren Schläfen und stritt, gemeinsam mit dem Rauschen ihres Blutes, um die Wette mit einer regelrechten Symphonie exotischer Klänge, mit denen die Dschungelbewohner die eingebrochene Nacht begrüßten. So sehr sie auch in ihrer Erinnerung nach einer Jedi-Beruhigungsmethode kramte, Tenel Ka fand nichts, wovon sie sich wirksame Hilfe versprochen hätte.
Als unmittelbar hinter ihr das laute Gekreische geflügelter Tiere ertönte, wandte Tenel Ka impulsiv den Kopf – und noch ehe sie das Gesicht wieder nach vom richten konnte, prallte sie mit Wucht gegen den Stamm eines Massassi-Baumes.
Benommen wankte sie einige Schritte zurück und sank zu Boden. Mit der Hand strich sie über die angeschlagene Gesichtshälfte und untersuchte die Verletzung.
Kein Blut, dachte sie, immer noch wie betäubt. Wenigstens etwas.
Ihre Fingerspitzen ertasteten eine empfindliche Schwellung von der Wange bis zur Schläfe. Blaue Flecken waren ihr sicher, vielleicht auch königliche Kopfschmerzen… Der Gedanke ließ sie zusammenzucken. Königlich… Auch wenn es niemand sehen konnte, errötete sie beschämt.
Tenel Ka kam wieder auf die Beine und versuchte eine Einschätzung ihrer Situation. Mit wiedererlangter Nüchternheit stellte sie fest, dass sie sich verirrt hatte. Jacen und Jaina – inzwischen vielleicht auch Lowbacca – zählten darauf, dass sie Hilfe organisierte und zu ihnen zurückkehrte. Wie stolz sie immer auf ihre Stärke, Treue und Zuverlässigkeit gewesen war! Auf ihre über jeden Zweifel erhabene Selbstkontrolle! Während der ersten Augenblicke ihrer Flucht hatte sie sich noch absolut im Griff gehabt, doch dann war sie unverständlicherweise in völlige Panik verfallen. Sie schüttelte die unangenehme Erinnerung ab. Jetzt, dachte sie und presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, habe ich mich wieder unter Kontrolle.
Sie entschied, den Marsch fortzusetzen, bis sie einen geeigneten Platz gefunden hatte, wo sie einigermaßen sicher war vor den Gefahren des nächtlichen Dschungels. Sobald der Morgen graute, würde sie alles unternehmen, um die Orientierung zurückzufinden und die Jedi-Akademie zu erreichen.
Nach einer Weile stieg der Boden an, wurde felsiger, die Bäume wuchsen spärlicher. Als sich schließlich ein schroff gezackter Schatten vor ihr aus der Dunkelheit schälte, verlangsamte sie ihren Gang. Bei der Erhebung handelte es sich um ein mächtiges Gebilde aus schwarzem, vor langer Zeit erkaltetem und nun mit Flechten bewachsenem Lavagestein.
Obwohl Tenel Ka ihren Kopf in den Nacken legte und angestrengt nach oben spähte, konnte sie nicht erkennen, in welcher Höhe des Dschungels sich der Felsen verlor. Vorsichtig erkundete sie seine Basis und entdeckte einen größeren Spalt in seiner Oberfläche, ein Loch gähnender Finsternis – eine Höhle. Vielleicht konnte sie den Anbruch des neuen Tages an diesem geschützten Ort erwarten…
Die Öffnung war nicht breiter als eine Armlänge, in der Höhe reichte sie nur bis zu den Schultern. Tenel Ka war gezwungen, sich zu bücken, um ins Innere zu gelangen. Alles, was sie hier zu finden hoffte, war ein leidlich bequemer, sicherer Platz zum Ausruhen.
Als sie sich auf den kalten, sandigen Höhlenboden niederließ und zusammenkauerte, überkam sie ein Frösteln. Jeder Muskel schmerzte, aber dagegen konnte sie augenblicklich nichts unternehmen. Sie musste es wie eine Kriegerin akzeptieren.
Seit Mittag hatte sie nichts mehr in den Magen bekommen. Sie griff in ihren an der Hüfte befestigten Beutel und fand einen übrig gebliebenen Karbo-Protein-Keks. Gegen die schaurige Kälte konnte sie ein Feuer anzünden. Ein Feuerzeug befand sich in einer anderen Tasche ihres Gürtels.
Auf Händen und Knien verließ sie noch einmal die Höhle und suchte nach Zweigen, Blättern und anderem geeigneten Brennmaterial. Früher, auf Dathomir, hatte sie sich einiges Geschick angeeignet, was das Campieren in rauer Natur anging.
Bei dem Gedanken
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