Young Jedi Knights 03 - Die Verlorenen
hatte sie stets gelehrt, ihren Jedi-Instinkten zu folgen.
Er bemühte sich, mit Tenel Ka Schritt zu halten, während sie durch die leeren Gänge eilten. Der alte Wolkenkratzer schien völlig verlassen. Die oberen Ebenen waren noch bewohnt, aber hier unten herrschte eine bedrückende Stille. Jacen spürte, daß sie von unsichtbaren Augen beobachtet wurden. Er konnte seinen Jedi-Sinnen weit genug vertrauen, um zu wissen, daß das keine Einbildung war.
»Ich glaube, wir kommen immer näher«, sagte Tenel Ka.
Dann hörten sie Stimmen und Jacen erkannte den Klang einer jungen Männerstimme, hell und klar, auch wenn er die einzelnen Worte nicht verstehen konnte. »Das klingt nach Zekk!«, flüsterte er. »Wir haben ihn gefunden.«
Erleichtert warf er all seine düsteren Gedanken über Bord und rannte los, noch ehe Tenel Ka ihn zurückhalten konnte. »Vorsicht!«, sagte sie noch, aber Jacen war bereits um eine weitere Ecke gerannt und stand plötzlich in einem großen, hallenden Raum voller alter Möbel, halb herabhängender Deckenbalken und glimmender Leuchtpaneele, die jemand überall dort an den Wänden angebracht hatte, wo es am leichtesten schien, Strom zu bekommen. Die Türen, die aus dem großen Raum hinausführten, waren entweder durch Kisten verstellt oder hingen schief in den Scharnieren.
In der Mitte des Raumes sah Jacen einen jungen Mann, dessen smaragdgrüne Augen im unruhigen Licht der Leuchtpaneele flackerten. Es war Zekk. Sein Haar, das eine winzige Nuance heller war als schwarz, war im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden, anstatt ihm wie sonst locker über die Schultern zu fallen. Jacen hatte den Freund noch nie so gesehen. Auch seine Kleidung hatte sich verändert. Dunkel, sauber, wattiert, fast wie eine Uniform – und weitaus schicker als der Anzug, den er bei dem diplomatischen Empfang für die Botschafterin von Karnak Alpha getragen hatte.
Um ihn herum saß ein Dutzend grimmig aussehender Jugendlicher zwischen fünfzehn und zwanzig auf Stühlen oder alten Kissen. Die meisten waren Jungen, aber die wenigen Mädchen sahen wild und verwegen genug aus, um Jacen Stück für Stück auseinander zu nehmen, wie einen Droiden, der nicht mehr gebraucht wurde.
Die Verlorenen.
»He, Zekk!«, rief Jacen. »Wo bist du nur gewesen? Wir haben uns alle Sorgen gemacht.«
Der junge Mann sprang auf und sah Jacen und Tenel Ka mit einem Stirnrunzeln an. Zuerst zeigten seine Augen Überraschung und Freude, aber es schien, als gebe er sich Mühe, diesen Ausdruck zu verdrängen und durch ein hämisches Grinsen zu ersetzen. Zekk schien in den wenigen Tagen seit seinem Verschwinden um Jahre gealtert zu sein.
»Jacen, du kommst etwas ungelegen«, sagte er mit rauer Stimme.
Ein stämmiger Junge mit eng zusammenstehenden Augen und dichten Brauen stand auf und starrte sie böse an. »Ich kann mich nicht erinnern, euch beide eingeladen zu haben.« Jacen erkannte den ungeschlachten Jungen; es war Norys.
Zekk machte eine Geste, um den untersetzten Anführer der Gang zu beruhigen. »Laß mich das regeln.«
Kopfschüttelnd blickte Zekk Jacen an. Seine Augen blitzten zornig. »Hättest du mit deinem Auftritt nicht noch ein bißchen warten können?«
Jacen fuhr sich durch sein zerzaustes Haar, vollkommen verwirrt. Als er einen Schritt nach vorne machte, zischte Zekk: »Verschwinde! Du machst noch alles kaputt!«
Die anderen Verlorenen erhoben sich von ihren Sitzen wie ein Rudel Wölfe, das sein Opfer einkreist. Jacen schluckte. Tenel Ka, die hinter ihm stand, legte eine Hand auf seine Schulter, als Zeichen, daß sie ihm beistehen würde.
»Zekk, wir sind es doch«, sagte Jacen flehend. »Wir werden bestimmt nichts kaputtmachen, wir sind doch deine Freunde!«
In diesem Augenblick öffnete sich ächzend eine der verrosteten Türen am anderen Ende des Raumes. »Es sind keinesfalls Eure Freunde, Master Zekk«, sagte die tiefe und volle Stimme einer Frau. »Das wißt Ihr doch mittlerweile. Sie mögen es behaupten, aber Ihr habt ja gesehen, was sie wirklich von Euch halten.«
Jacen und Tenel Ka wirbelten herum und sahen die Unheil verkündene Gestalt der Schwester der Nacht. Ihr pechschwarzes Haar wirkte wie elektrisch aufgeladen und aus ihren Augen schienen violette Blitze zu schießen. Die aufgerichteten Stacheln auf dem Schulterteil ihres schwarzen Umhangs sahen aus wie Speerspitzen. Zwei weitere Gestalten, ähnlich gekleidet, standen neben ihr: ein junger, dunkelhaariger Mann und eine kleine, dralle Frau. Beide sahen
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