Young Jedi Knights 04 - Lichtschwerter
dass ein großer Teil des Grauens und der Angst, die sie anfangs empfunden hatte, sich bereits verflüchtigt hatte. Dabei brannten ihre Muskeln und waren genauso erschöpft, als hätte sie alle Lichtschwert-Kämpfe Nomis selbst ausgefochten.
Jaina spürte, wie etwas Schweres, Solides in ihre Hand gelegt wurde. Sie schaute auf den Griff ihres Lichtschwerts. Tionne hatte es ihr gereicht.
»Ihr braucht es jetzt nicht einzuschalten«, meinte die Jedi-Lehrerin sanft und schaute Jaina direkt in die braunen Augen. »Ich denke, wir haben für heute genug erreicht.«
10
Ärzte waren die geborenen Quälgeister, entschied Tenel Ka völlig entnervt.
Die fünfte Hofärztin in ebenso vielen Stunden erklärte mit ruhiger, herablassender Stimme, dass, obgleich Tenel Ka durchaus recht damit habe, sich keinen groben Droidenarm zu wünschen, sie sicherlich nichts gegen eine lebensechte biomechanische Prothese haben könne. (Offenbar glaubte sie, sie besser zu kennen als sie sich selbst.) Tenel Ka hob schließlich den Armstumpf in einer Geste verzweifelter Resignation und ließ der Ärztin ihren Willen, die daraufhin ein höchst zufriedenes Gesicht machte und ganz und gar nicht überrascht schien, dass Tenel Ka nun doch einwilligte. Schließlich war es die einzige vernünftige Lösung.
Die Ärztin winkte einem ihrer Krankenpfleger, und der Mann trat heran und vermaß den Stumpf von Tenel Kas linkem Arm. Als nächstes klebte ein Techniker Elektroden auf ihre vernarbte Haut und schickte mehrere Stromstöße ins Fleisch – um die Leitfähigkeit der Nerven zu messen, wie die Ärztin erläuterte.
Unterdessen legte der Krankenpfleger Tenel Kas rechten Arm in eine Hologrammkammer. Jedes Mal, wenn der Techniker einen Stromstoß in Tenel Kas Armstumpf schickte, klopfte ihr der Krankenpfleger beruhigend auf die Schulter und bat sie stillzuhalten. Dem Mann machte es offensichtlich großen Spaß, ihr zu erklären, wie das holographische Abbild gespiegelt würde, um ein Muster zu schaffen, das als Gußform für ihren neuen biosynthetischen linken Arm benutzt werden konnte.
Wie Kinder, die man auf einen Süßigkeitenmarkt losgelassen hatte, rannten die Ärzte im Zimmer hin und her, gaben knappe Befehle, diskutierten miteinander und trafen Vorbereitungen. Indem sie das Betasten und Drücken und das Durcheinander der Stimmen in den Hintergrund ihres Bewusstseins abdrängte, hing Tenel Ka ihren eigenen Gedanken nach.
Als Tochter der beiden starken Herrscherfamilien, die eine von Hapes, die andere von Dathomir, hatte Tenel Ka sich schon früh damit auseinandersetzen müssen, wer oder was sie eigentlich war. Ihre Lebensphilosophie war stets genauso klar gewesen wie ihre Ansichten über Erbfolge, Gefolgschaftstreue und Freundschaften, ja sogar ihre eigenen körperlichen Fähigkeiten und Grenzen hatte sie für sich genau definiert.
Wenn eine dieser Komponenten sich veränderte, veränderten sich alle anderen dann ebenfalls?
Schon in ihrer Kindheit hatten Tenel Kas Eltern sie gelehrt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, indem sie zu gleichen Teilen ihre Vernunft, die gegebenen Tatsachen und ihre persönliche Auffassung zu Rate zog. Daher hatte sie niemals zu denen gehört, die untätig bleiben, während andere für sie Entscheidungen treffen. Und dennoch – hatte sie sich nicht genau so verhalten, seit sie ihren Arm eingebüßt hatte?
Sie hatte kaum darüber nachgedacht, als Botschafterin Yfra mitten in der Nacht erschienen war, um sie heimlich von Yavin 4 wegzubringen. In diesen vergangenen Tagen auf Hapes hatte Tenel Ka ihrer Großmutter gestattet, ihre Aktivitäten und Kommunikation zu kontrollieren, ihr zu sagen, wann sie schlafen solle, ihr sämtliche Mahlzeiten zu bringen und die passende Kleidung für sie auszusuchen. Und nun ließ Tenel Ka, die sich stets auf ihren eigenen Geist und Körper verlassen hatte, es zu, dass ihr ein biomechanischer Arm angepasst wurde.
Hatte sie sich wirklich so sehr verändert?
Die Macht war ein Teil von ihr, durchströmte sie genauso, wie das Blut ihrer Eltern durch ihre Adern floss. Aber dieser künstliche Arm war kein Teil von ihr. Wenn sie ihn annahm, dann ließ sie zu, dass der Verlust ihres Gliedes sie in einer Weise veränderte, die tiefer reichte, als das Auge erkennen konnte. Sie hatte nichts gegen Veränderung – aber dies war keine Veränderung zum Besseren. Wenn sie schon so etwas wie eine Transformation ihrer Person zuließ, dann sollte sie am Ende stärker und weiser sein.
Tenel Kas
Weitere Kostenlose Bücher