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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Reihe von Seilen erzeugt, die an Handgelenk, Ellenbogen und Schulter befestigt waren, sowie von feineren Schnüren, die man an Fingerringen fixiert hatte. Alle diese Körperteile bewegten sich nicht, weil der Baron sie kraft seines Willens dazu brachte, sondern weil seine schwarz gekleideten Diener vorhersahen, welche Bewegung er machen würde, wenn er könnte.
    »Das ist das Vermächtnis, das mir das Britische Empire hinterlassen hat. Du hast den Todesritt der leichten Brigade erwähnt, Junge. Ein ödes, sinnloses Gefecht, ausgelöst durch missverstandene Befehle, geschehen in einem Krieg, der niemals hätte geführt werden dürfen. Ich war selbst dort, an jenem wolkenverhangenen Tag. Gemeinsam mit dem Earl of Lucan. Ich war sein Verbindungsoffizier zur französischen Kavallerie, die an seiner linken Flanke postiert war. Ich habe die Befehle gesehen, als sie von Lord Raglan eintrafen. Ich wusste, dass sie schlecht formuliert waren und dass Lucan sie missverstanden hatte.«
    »Was ist passiert?«, fragte Sherlock.
    »Während der Attacke wurde mein Pferd eingeholt und vom Kanonenfeuer so erschreckt, dass ich unmittelbar vor Hunderten von britischen Pferden abgeworfen wurde. Sie sind direkt über mich hinweggaloppiert. Ich bezweifle, dass sie mich überhaupt gesehen haben. Ich spürte, wie meine Knochen brachen, als die Hufe auf mich eintrommelten. Ob Beine, Arme, Rippen, Hüften, Schädel … alle größeren Knochen in meinem Körper waren gebrochen, und auch die meisten kleineren. Innen drin glich ich einem Puzzle.«
    »Eigentlich hätten Sie sterben sollen«, keuchte Virginia überrascht, und Sherlock war nicht sicher, ob das mitfühlend oder bedauernd gemeint war.
    »Ich wurde von meinen Landsleuten gefunden, nachdem die Briten von den russischen Kanonen in Stücke gerissen worden waren«, fuhr Maupertuis fort. »Sie haben mich vom Schlachtfeld getragen und meine Wunden versorgt. Sie haben mich zusammengeflickt, so gut sie konnten, und haben alles getan, damit meine Knochen heilten. Aber meine Wirbelsäule war gebrochen, und obwohl mein Herz immer noch schlug, konnte ich die Beine nicht mehr regen. Da sie es nicht wagten, mich allzu weit fortzubewegen, lag ich ein Jahr lang im Zelt. In der stinkenden Hitze und der eisigen Kälte der Krim.
Ein ganzes Jahr lang.
Und für jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag, jede Woche und jeden Monat, die ich da lag, verfluchte ich die Briten und ihre dumme Einfältigkeit, mit der sie stur einfach Befehle befolgen, egal wie töricht diese auch sein mögen.«
    »Sie sind freiwillig dort gewesen und haben es sich ausgesucht«, hob Sherlock hervor. »Sie haben eine Uniform getragen. Und Sie sind am Leben, während Hunderte von guten Männern umgekommen sind.«
    »Und jeden Tag wünschte ich, ich wäre mit ihnen gestorben. Aber ich lebe, und ich habe eine Bestimmung: das Britische Empire in die Knie zu zwingen. Und mit dir fange ich an, Junge.«
    Als er diese Worte ausspie, schien Maupertuis in die Luft emporzuschweben, um gleich darauf leicht wie eine Feder auf den Tisch herabzusinken. Die von seinen schwarz gekleideten Puppenspielern betätigten Seile über ihm strafften sich, und ein knarzendes Geräusch erfüllte den Raum, als die Seile und die Holzkonstruktion mit dem Gewicht des Barons belastet wurden. Irgendwie hatten die Diener erahnt, welche Bewegungen er von ihnen erwartete. Sherlocks Vermutung nach arbeiteten sie schon so lange mit ihm zusammen, dass sie seine Gedankengänge instinktiv erfassen und sie augenblicklich in entsprechende Bewegungen umsetzen konnten. Als Maupertuis’ Füße den Tisch berührten, sprang Sherlock von seinem Stuhl auf.
    »Baron!«, rief MrSurd. »Das müssen Sie nicht selbst erledigen. Lassen Sie mich die Kinder umbringen.«
    »Nein!«, fauchte der Baron. »Ich bin kein Krüppel! Ich werde diese lästige Brut selbst auslöschen! All die Monate, all die Zeit, die ich, zur Bewegungslosigkeit verdammt, damit verbracht habe, dieses Geschirrsystem zu konstruieren – sie waren nicht umsonst.
Ich werde sie selbst töten!
Verstehen Sie?«
    »Lassen Sie mich wenigstens das Mädchen umbringen«, beharrte Surd. »Lassen Sie mich wenigstens das für Sie machen.«
    »Na schön«, gab der Baron nach. »Dann kümmere ich mich um den Jungen.«
    Als wäre er schwerelos, glitt Maupertuis auf Sherlock zu, und obwohl sich seine Füße bewegten, berührten sie kaum das Holz.
    Er streckte die Hände nach Sherlock aus und einen Moment lang dachte

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