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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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uniformierte Lastenträger ihren Weg und schoben abenteuerlich auf Rollkarren aufgetürmte Gepäckstapel vor sich her, während einfach gekleidete Hafenarbeiter auf Holzpaletten gestapelte Güter von A nach B schleppten. Riesige hölzerne Lastkräne beförderten mit Netzen überzogene Paletten zwischen den Kaianlagen und den Schiffsdecks hin und her. Über der ganzen Szenerie thronten die steilklippenartig aufragenden Schiffsrümpfe aus Holz und Eisen, auf denen sich ein mathematisch ausgerichteter Wald aus Masten und Schornsteinen in den Himmel reckte.
    Ganz gleich wohin Sherlocks Blick auch fiel, überall stieß er auf unzählige Beispiele regen kriminellen Treibens: Taschendiebe gingen eifrig ihrer Arbeit nach, Falschspieler brachten naive Zeitgenossen mit gezinkten Karten um ihr Geld, aus aufgeschlitzten Säcken wurden Waren stibitzt, Kinder wurden – weiß der Himmel aus welchen Gründen – von ihren Eltern getrennt, und Neuankömmlingen wurden Vorauszahlungen für die Fahrt zu Pensionen abgeknöpft, die entweder gar nicht existierten oder nicht das Geringste mit den zuvor gemachten blumigen Beschreibungen gemein hatten.
    Es war ein Abbild der Menschheit in all ihrer Vielfalt.
    Die vergangenen vierundzwanzig Stunden waren vermutlich die hektischste Zeit in Sherlocks Leben gewesen. Nach der Besprechung in Amyus Crowes Cottage und dem unerwarteten Beschluss, dass er mit nach Amerika gehen würde – etwas, das er immer noch nicht richtig fassen konnte –, waren Mycroft und er nach Holmes Manor zurückgekehrt. Auf dem Weg dorthin hatten sie noch einen Abstecher nach Farnham unternommen, um an die Poststation im Hafen von Southampton ein sorgfältig formuliertes Telegramm zu schicken, dessen Inhalt Ives und Berle davon überzeugen sollte, dass Gilfillan sie erfolgreich aufgehalten hatte.
    Gleich nach ihrer Ankunft in Holmes Manor hatte sich Mycroft in die Bibliothek begeben, um mit Sherrinford Holmes zu reden. Sherlock war schnurstracks auf sein Zimmer geeilt, wo er sich gleich darangemacht hatte, seine spärlichen Habseligkeiten in dem ramponierten Holzkoffer zu verstauen, der einst seinem Vater gehört hatte. In jener Nacht hatte Sherlock dann ziemlich schlecht geschlafen. Er wurde nicht nur von den Erinnerungen an seinen Kampf mit Gilfillan gequält, sondern auch von den Schmerzen, die ihm seine zahlreichen Wunden und Blessuren bereiteten. Und dann war da natürlich noch die Aufregung darüber, dass er in Kürze seine Heimat verlassen und eine lange Reise antreten würde … nach Amerika! Das Frühstück am nächsten Morgen verlief in ziemlich angespannter Atmosphäre. Weder Sherrinford noch Tante Anna wussten so recht, was sie zu ihm sagen sollten, und die hinter ihnen stehende Mrs Eglantine musterte ihn bloß mit kaltem Lächeln. Schließlich war Sherlock dann zusammen mit Mycroft in eine Kutsche gestiegen. Er hatte zugesehen, wie sein Koffer hochgewuchtet und an der Rückseite der Kutsche festgezurrt wurde, und dann hatten sie sich auf den Weg nach Southampton gemacht.
    Auf der Fahrt waren Sherlocks Gedanken immer wieder um die kodierte Nachricht gekreist, die Amyus Crowe in Gilfillans Tasche gefunden hatte. Bis dahin hatte er sich noch nie großartig Gedanken um Kodes und Verschlüsselungen gemacht. Aber die Genauigkeit, mit der sie zusammengesetzt wurden, und die auf streng logischen Prinzipien basierenden Verfahren, mit denen man sie entschlüsseln konnte, faszinierten seinen analytisch veranlagten Geist. Und auf einmal war er dabei, sich alle möglichen Kodes auszudenken … einfache Umgruppierungen wie diejenige, mit der sie es am Vorabend zu tun gehabt hatten, kompliziertere Substitutionen, bei denen Buchstaben durch Symbole ersetzt wurden, und sogar noch verzwicktere Anordnungen, bei denen sich das Substitutionsschema wiederum gemäß einem Grundkode änderte. Eine einfache Häufigkeitsanalyse, wie sie Amyus Crowe beschrieben hatte, wäre in so einem Fall nutzlos, und Sherlock fragte sich, wie so ein Kode wohl zu knacken wäre. Mit dem Thema würde er sich bei Gelegenheit noch ausführlicher beschäftigen müssen.
    Dann hatten sie endlich Southampton erreicht, wo Amyus und Virginia Crowe bereits auf sie warteten. Crowe trug einen Verband um die Stirn, der unter der breiten Krempe seines Hutes aber kaum auffiel. Sherlock vermutete, dass die beiden auf direktem Weg nach Southampton geritten waren und dann ihre Pferde für die Zeit ihrer Abwesenheit in einem Mietstall untergebracht

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