Ysobel – Das Herz aus Diamant
mühsam gezügelte Verlangen wieder aufflackerte, das er in ihrer Gegenwart wie einen ständigen, nagenden Hunger fühlte. Das ihn einfach rotsehen ließ, wenn er sie wie in dieser Nacht in den Pranken von Kerlen fand, die es nicht einmal verdienten, den Saum ihrer zerlumpten Röcke zu küssen. Noch nie hatte es in seinem Leben eine Frau gegeben, die sich so hartnäckig und verlockend in seine Gedanken drängte. Die ihn alles andere vergessen ließ.
Ysobel ließ sich willig auf den klumpigen Strohsack im Alkoven drängen. Sie nieste unterdrückt, denn kleine Wolken aus Staub kitzelten sie in der Nase. »Wenn uns doch jemand hört ...«, murmelte sie und versuchte das neuerliche Kribbeln zu unterdrücken.
»Dann fügt sich die Mär vom verschnupften Gespenst zu den zahllosen anderen Geistergeschichten«, raunte Jos an ihrem Hals und zog eine Spur aus heißen Küssen über die weiche Haut, ehe er den Verschluss des Umhanges öffnete und sich an ihren Miederschnüren zu schaffen machte. »Du denkst zu viel und fürchtest zu viel, meine ängstliche Geliebte. Der Rest dieser Nacht gehört uns.
Ysobel grub die Zähne in die Unterlippe und bändigte damit sowohl ihren Widerspruch wie den leisen Seufzer, der aus ihrem Inneren aufstieg. »Es ist das Bett meiner Eltern!«, dachte sie flüchtig und fügte ein sofortiges, trotziges »Na und?« hinzu. »Ich entweihe es weniger als Thilda, die unter falschen Versprechungen und mit schimpflichen Plänen hierher gekommen ist. Ich versuche lediglich, das flüchtige Entzücken einer verbotenen Liebe festzuhalten ...«
»Ich sehe dich mit meinen Fingerspitzen«, flüsterte Jos und schob die groben Gewänder zur Seite. »Hier, diese anbetungswürdigen, rosigen Hügel deiner Brüste. Fühlst du meine Bewunderung? Die geschmeidige Taille, der vollendete Schwung der Hüften und jenes geheimnisvolle Tal der Freude ...«
Ysobel konnte die heiseren Seufzer nun doch nicht länger beherrschen. Sie dehnte sich unter den sinnlichen Berührungen, unter den Liebkosungen, auf die ihre Haut wartete wie trockene Erde auf warmen Frühlingsregen. Aus dem natürlichsten Wunsch der Welt heraus ließ auch sie ihre Hände über den kräftigen Körper gleiten, den sie über sich spürte wie die Wärme der Sonne, fest, zuverlässig und gleichzeitig fremd und erregend, wie geschaffen dafür, von ihren Zärtlichkeiten entdeckt zu werden.
»Ahhh ...« Der leise Laut entfloh ihr, als er die Kleider abstreifte und sie jäh die warme Haut auf ihrem heißen Leib fühlte. Muskeln und Sehnen, die sich in die Wölbungen und Vertiefungen ihres Körpers fügten, als wären sie flüssiges Wachs, das ein vertrautes Modell ausfüllte, um ein gemeinsames Kunstwerk daraus zu erschaffen.
Die absolute, völlige Schwärze der Nacht umhüllte sie wie ein schützendes Tuch. Es gab nichts zu sehen, nichts zu sprechen, da war nur Erleben. Zittern. Drängen und eine allumfassende, nie gespürte Innigkeit, die jedem Kontakt erregende Begehrlichkeit verlieh. Verborgen vor den Blicken des anderen war es nicht mehr nötig, etwas zu verbergen. Auch die leidenschaftliche Liebe nicht, die sie empfanden.
Ysobel überließ sich der flammenden Hitze, die tief in ihrem Inneren aufstieg. Sie wölbte sich Jos entgegen und schlang verlangend ihre Beine um seine Oberschenkel, damit er tief und pulsierend in sie eindringen konnte. Sie wollte von ihm besessen werden. Sie forderte seine Hitze, seine Gier, dieses Drängen sinnlicher Leidenschaft, das nur eines zum Ziel hatte, völlige Auflösung, Wonne, Wollust und den Tod jeden vernünftigen Denkens.
Jos ließ sich nur zu gern mitreißen. Er schien sich völlig in ihr zu verlieren. Sie warf sich dem unsichtbaren Geliebten entgegen und diktierte instinktiv den wilden Rhythmus ihres Rausches, der sich schon längst ihrer beider Kontrolle entzog.
Die verzehrende Woge brach sich pulsierend in einem Höhepunkt, der Ysobel zur selben Zeit einen leisen Schrei entlockte, als Jos sich aufstöhnend in ihr verströmte. Gemeinsam erlebten sie das Entzücken eines außergewöhnlichen Höhepunktes der Lust. Eng miteinander verschlungen sanken sie auf den Strohsack, hilflos den eigenen Gefühlen ausgeliefert.
Nur langsam und zögernd entdeckte Ysobel, dass sie nicht gestorben war, sondern fühlte und atmete. Die harte Unterlage, auf der ihre Wange ruhte, war eine Männerschulter. Eine Hand hielt besitzergreifend ihr Gesäß umfangen und ließ nicht zu, dass sie sich voneinander lösten.
Der Hauch seines
Weitere Kostenlose Bücher