Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
Vom Netzwerk:
starrte. Es war schon schwer genug, Gratiens Tod zu akzeptieren, aber der Gedanke, dass Jos hätte sterben können, ließ sie erneut erschauern. Es wäre auch ihr eigener Tod, wenn ihm etwas zustieße!
    Ysobel vermochte nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, als Jos sich vorsichtig bewegte und seine Lippen an ihr Ohr brachte. »Wir müssen verschwinden, mein Herz! Es hört sich an, als wäre im Moment niemand dort oben. Aber wenn einer von diesen Galgenvögeln auf die Idee kommt, die Wandteppiche herabzureißen ...«
    »Ihr meint, sie werden das Haus zu allem Überfluss auch noch plündern?«
    »Das hängt davon ab, wie lange der falsche Herzog von St. Cado zu bleiben gedenkt«, murmelte Jos. »Ich könnte mir sehr wohl vorstellen, dass er die Burg zu seinem neuen Hauptquartier macht. Die Mauern sind uralt, aber kaum zu überwinden, und das nahe Meer bildet einen nicht zu unterschätzenden Fluchtweg für den Ernstfall! Der Alte ist bekannt dafür, dass er an alles denkt.«
    Ysobel erschauerte. Die Burg ihres Vaters war zweifellos dem Untergang geweiht. Die Ereignisse der letzten Monate ließen sie dieses Schicksal im Grunde ihrer Seele als gerecht empfinden. Dennoch bäumte sich etwas in ihr dagegen auf.
    »Was ist mit den Menschen hier?«, murmelte sie bedrückt. »Was wird aus dem Gesinde, den Ehrendamen, den Mägden und Knechten?«
    Jos versuchte, die grausame Wahrheit in halbwegs schonende Worte zu kleiden. »Das beste wird sein, du betest für jene, die dem Schwert entkommen sind. Ich fürchte, auf sie wartet ein noch weit schlimmeres Schicksal.«
    »Aber sie haben nichts mit alledem zu tun«, widersprach sie und dachte an die kleine Jeanne, den Koch und seine Küchenjungen, selbst an die hochnäsige Aline de Abrèsle. Sie alle waren unschuldige Opfer von Dame Thildas Ehrgeiz und Gratiens Unvermögen, ihr Einhalt zu bieten. Wo blieb die himmlische Gerechtigkeit?
    Jos ahnte die steile Falte auf Ysobels Stirn mehr, als er sie sah. Sie schien plötzlich starr vor Widerspruch zu sein, doch er wollte eigentlich gar nicht hören, was sie ausheckte. Es versprach nur Ärger.
    »Das ist das hässliche Antlitz des Krieges«, erwiderte er. »Du kannst nichts daran ändern, meine Süße. Und nun komm, es wird schwierig genug werden, diese vermaledeite Burg zu verlassen. Ich möchte wetten, dass die Zugbrücke hochgezogen ist und die Tore verschlossen sind.«
    Obwohl er direkt in ihr Ohr flüsterte, schien Ysobel nicht eines seiner Worte zu hören. Und wenn, dann dachte sie zumindest nicht daran, seinen Anweisungen Folge zu leisten. Obwohl er ihr Mienenspiel nicht wahrnehmen konnte, hatte er das eigenartige Gefühl, dass sie ihn fatal an jemand erinnerte, ohne dass er sagen konnte, an wen. Was ging eigentlich in ihren Gedanken vor?
    Er hatte sich bislang nie die Mühe gemacht, in Erfahrung zu bringen, was Frauen dachten. Sein Charme und sein Aussehen hatten stets ausgereicht, ihm jene kurzfristige und amüsante Entspannung zu verschaffen, die allein er bei ihnen suchte.
    Bei Ysobel indes war alles anders. Von ihr wollte er mehr. Ihr Vertrauen, ihre Zuneigung, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, ihre Leidenschaft und ihre Zärtlichkeit. Ihr Lachen und ihre Nachdenklichkeit, ihren Stolz und ihre Lebensfreude ... Er hätte die Liste endlos fortsetzen können und entdeckte ausgerechnet in diesem unpassendsten aller unpassenden Momente, dass er sich wie ein närrischer Tölpel in sie verliebt hatte. Wie ein unreifer Knappe, der eine Märchenfee anbetete.
    Noch nie hatte ihn eine Frau so fasziniert, so sehr verlockt und für sich eingenommen. Es fehlte nicht viel, und er würde sich genauso närrisch benehmen wie sein Freund Raoul de Nadier, während er seine Gemahlin Jorina umwarb. 4 Himmel! Genau das war es. Sie erinnerte ihn an Jorina! Genau wie Jorina neigte Ysobel dazu, sich einer hoffnungslosen Sache mit Haut und Haaren zu verschreiben!
    »Welches Schicksal!«, sagte Ysobel prompt in seine Gedanken hinein.
    Jos seufzte. »Hast du vergessen, womit Dame Thilda und ihr schurkischer Gatte ihren Reichtum gescheffelt haben? Mit dem Verkauf unschuldiger Menschen! Ihr teuflischer Partner in diesem Geschäft ist Paskal Cocherel, seine Raubzüge in Dörfern und Weilern haben den Grundstock dafür gelegt. Der alte Fuchs wird in diesem besonderen Falle zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er wird sich von lästigen Zeugen befreien und gleichzeitig Profit daraus schlagen. Du hast selbst gehört, dass das Schiff, welches die

Weitere Kostenlose Bücher