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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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alte Söldnerführer und kniff die Augen zusammen, als er den Schimmer einer verführerischen weißen Brust entdeckte, der zwischen den Fetzen des Mieders hervorblitzte. Je mehr Ysobel sich bemühte, den Schaden zu verdecken, um so tiefer riss der Stoff. »Du hast keine Ahnung, wovon du redest, du dummes Weib!«
    Ysobel begriff, dass die Zeit der vorgetäuschten Höflichkeiten zu Ende war. Der Wolf zeigte sein wahres Gesicht. Auch sie gewann nichts, wenn sie sich vor ihm demütigte. Wenn sie schon untergehen sollte, dann wie eine echte Locronan. Mit erhobenen Standarten und ohne scheinheilige Unterwerfung.
    »Es ist keine Kunst, einen abergläubischen Tölpel zu erkennen, wenn er vor einem steht!«, erklärte sie.
    »Hüte deine Zunge, sonst geht es dir wie deinem Bruder!«
    »Was habt Ihr mit ihm gemacht? Und wo steckt seine Gemahlin?«
    »Der hochedle Seigneur von Locronan teilt sich inzwischen die Kalkgrube mit den anderen Schwachköpfen, die es gewagt haben, mir Widerstand zu leisten. Er hat Glück gehabt, normalerweise überlassen wir Narren wie ihn den Raben. Da ich jedoch einige Zeit hier wohnen werde, widerstrebt es mir, seinetwegen den Leichengestank und den Lärm der Vögel zu ertragen!«
    Armer Gratien. Ysobel bekreuzigte sich unwillkürlich, und der Herzog gab das gereizte Zischen einer Viper von sich. Sie war ihm zu beherrscht, zu furchtlos. Sie machte den Eindruck, als könne nichts sie rühren. Kein Wunder, dass die alte Äbtissin ihr das Kreuz anvertraut hatte. Sie konnte es an Mut und Furchtlosigkeit mit jedem seiner Männer aufnehmen. Blieb nur eine nicht unwichtige Frage.
    Weshalb warf sie ihm das Kreuz von Ys quasi in die Hände? Welcher niederträchtige Plan steckte dahinter? Daran gewöhnt, nur die verzwicktesten Pläne zu schmieden, kam es ihm nicht in den Sinn, den puren Irrsinn des Zufalls mit einzukalkulieren. Er wusste nur eines, er musste dieses trotzige Mädchen zerbrechen und sich gefügig machen. Er überflog eine Reihe von Möglichkeiten dafür und entschied sich für eine, die möglicherweise zwei Probleme mit einem Schlage löste.
    »Komm mit, ich werde dir zeigen, was aus der reizenden Dame dieses Hauses geworden ist! Gordien! Fackeln in die Kapelle!«
    Dieses Mal war es eine andere Faust, die Ysobel durch die Nacht zog, aber sie war nicht minder ruppig. Sie musste sich beherrschen, vor dem Altar von Locronan nicht in die Knie zu sinken, doch das Bild, das sich ihr bot, als die Fackeln aufloderten, sorgte dafür, dass sie wie gelähmt stehen blieb.
    Mathilda de Locronan kauerte auf allen Vieren und leise jammernd vor dem Altar. An Händen und Füßen gefesselt musste sie wie eine Rasende gegen die Stricke gekämpft haben, denn Hand- und Fußgelenke waren übel zerschnitten und mit getrocknetem Blut verschmiert. Was einmal das Morgengewand einer reichen Edeldame gewesen war, bedeckte nur noch in schmutzigen Fetzen ihren mageren Körper. Das feine Untergewand, die weichen Ziegenlederschuhe und der prächtige, pelzverbrämte Hausmantel hatten unter den Peitschenhieben Cocherels ebenso gelitten wie unter ihrem eigenen sinnlosen Toben.
    Die Augen verdreht, die Haare wirr und Schaum vor den blutigen, zerbissenen Lippen, glich sie nur noch dem tragischen Zerrbild eines Menschen. Was immer diese Männer mit ihr getan hatten, es hatte sie den Verstand gekostet. Ysobel spürte, wie sich ihr Abscheu, ihr blinder Hass auf Gratiens Gemahlin in nichts auflösten. So zu leiden hatte niemand verdient.
    »Verfluchter Mörder!« So unverhofft spuckte sie Paskal Cocherel an, dass er ihr nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Ihr Speichel traf ihn an der Wange.
    Sie rechnete zwar damit, dass er sie schlagen würde, aber der Fausthieb riss sie trotzdem mit roher Gewalt von den Beinen. Wie ein Bündel Haare und Lumpen flog sie über die aufkreischende Frau vor dem Altar. Langsam begann sie sich zu fragen, ob es überhaupt Sinn machte, sich jedes Mal von neuem auf die Füße zu stemmen und gegen Schmerz, Angst und Müdigkeit weiter anzukämpfen. Warum nicht einfach liegen bleiben und gemeinsam mit Thilda um das weinen, was sie verloren hatten?
    Aber da war etwas tief in ihrem Inneren, das nicht aufgeben konnte, nicht aufgeben wollte. Das sie dazu trieb, die Wogen der Qual zu ignorieren und den Kopf stolz zu heben. Solange sich Paskal Cocherel mit ihr beschäftigte, hatte er keine Gelegenheit, sich um die anderen Gefangenen zu kümmern. Jeder Atemzug Zeit, den sie erkämpfte, bot den armen Menschen mehr

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