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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Erleichterung, seinen engsten Freund und Waffengefährten gesund wieder zu sehen, hinter kameradschaftlichem Spott.
    »Wahrhaftig, es wundert mich selbst, dass ich sie nicht auf dem Weg über die Heide verloren habe«, seufzte Jos de Comper, während er dabei zusah, wie sich seine Schützlinge um ein hastig angefachtes Feuer scharten. »Wie es aussieht, hat euch mein Bote erreicht!«
    »In der Tat, wenn du dich also losreißen könntest, der Herzog wartet ziemlich ungeduldig auf deinen Bericht.«
    Jos de Comper stürmte an der Seite seines Freundes an die Spitze des Trupps, der sich trotz Regen und Finsternis wie ein bedrohlicher Lindwurm im Schein von Fackeln und Laternen auf die Burg von Locronan zuwälzte, weil Jean de Montfort bei Sonnenaufgang die entscheidende Auseinandersetzung erzwingen wollte.
    Jean de Montfort erwartete seinen Ritter neben einem steinernen Wegkreuz im Kreise seiner engsten Berater. Knappen hielten die nervösen Pferde zurück, und der Regen fiel zischend in die Pechfackeln. Unter Umhängen schimmerten die metallischen Rüstungen und Waffen, und Jos kam sich in seinen einfachen nassen Fischerkleidern fremd vor. Für einen Herzschlag lang konnte er die Bedenken eines einfachen Mannes nachfühlen, der sich jäh den Mächtigen des Landes ausgeliefert sieht. Schon allein ihre Kleidung demonstrierte die Unterschiede und schüchterte ein.
    Freilich, die Art, wie der Herzog ihn aus seiner Reverenz erhob und in eine freundschaftliche Umarmung zog, rückte die Dinge wieder gerade. »Unser Land ist Euch zu großem Dank verpflichtet, Messire de Comper!«, sagte er förmlich. »Ich bin froh darüber, dass es Euch gelungen ist, unversehrt in unsere Reihen zurückzukehren!«
    Unversehrt? Jos unterdrückte einen Seufzer. Einmal mehr drängte sich der Gedanke an Ysobel in seinen Kopf. Äußerlich mochte er keine Wunde aufweisen, aber sein Herz war in Locronan geblieben. In den Händen einer ungewöhnlichen Frau, um deren Schicksal er mehr bangte als um das eigene Wohlergehen.
    »Was habt Ihr über die Befestigungen der Burg in Erfahrung bringen können? Wie steht es um die Zugbrücke? Gibt es geheime Pforten, Schwachstellen im Mauerwerk? Können wir den Burggraben mit Belagerungsgerät überwinden, oder müssen wir Brandpfeile einsetzen?«
    Die präzisen Fragen des Herzogs rissen Jos aus seinen bekümmerten Gedanken. Er beantwortete sie nach besten Kräften, und man musste schon Raoul de Nadier heißen und den Seigneur de Comper sehr gut kennen, um ihn danach verstohlen zur Seite zu nehmen und zu fragen: »Das war nicht alles, mein Lieber! Was ist auf Locronan passiert? Was hat dich so verändert, dass du plötzlich daran denkst, ob für die Sicherheit von Unschuldigen gesorgt ist?«
    »Was meinst du? Ich habe doch eben alles erklärt ...«, entgegnete Jos knurrig.
    »Du hast viel gesagt, aber nicht alles erklärt«, verbesserte Raoul und legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes. »Komm mit, ich habe deine Kleider und deine Rüstung bereitlegen lassen. Ich helfe dir dabei, sie anzulegen, und du erzählst mir, was du bisher verschwiegen hast!«
    Das hastig errichtete Zelt, in dem Jos trockene Kleider und das Nötigste für sein Wohlbefinden vorfand, wurde von einer Öllampe erhellt und von einem Kohlebecken gewärmt. Er riss sich die feuchten Kleider vom Leib und reinigte sich Gesicht und Hände rasch mit dem bereitstehenden Wasser. Zu mehr blieb keine Zeit, denn man hörte, wie sich der Kriegszug wieder in Bewegung setzte. Während Jos in ein frisches Hemd schlüpfte und zufrieden das feine Leinen auf der Haut registrierte, warf er seinem Freund einen zweifelnden Blick zu. War es möglich, dass Raoul ihn so gut kannte, dass er die von Ysobel bewirkten Veränderungen in der Tat spürte?
    Keiner der beiden Männer bemerkte die schmutzige, magere Hand, welche den Zeltvorhang zurückschlug. Erst Jeannes Stimme ließ sie beide herumfahren.
    »Ihr werdet sie retten, nicht wahr?«, fragte sie mit ängstlicher Stimme. Sie staunte über den eigenen Mut, dass sie es gewagt hatte, ihre Gefährten zu verlassen und sich dem Fischer zu nähern, der sich eben wieder in einen Seigneur verwandelte. »Es liegt in Eurer Macht, sie zu retten! Sie hat es nicht verdient, dass Ihr sie im Stich lasst! Schwört mir, dass Ihr Euch für sie einsetzt!«
    »Von wem redest du, Mädchen?« Raoul de Nadier musterte die dünne, halbverhungerte Magd neugierig, aber nicht empört. Er gab Jeanne das Gefühl, sie würde Gehör finden,

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