Yvonne Lindsay
ihm. Schließlich stand sie auf, hob das Kleid und den BH vom Boden auf und zog sich an. Irgendwann würde sie ihn rumkriegen, denn er hatte sofort auf ihre Berührungen reagiert. In dem Punkt waren sie sich absolut ähnlich, auch wenn er es noch so sehr leugnete. Zumindest an der Anziehungskraft zwischen ihnen hatte sich nichts geändert.
Als Rachel wenig später in den Wohnraum trat, stand Matt in der Haustür und blickte in den Garten. Sowie er ihre Schritte hörte, drehte er sich zu ihr um. Sein Gesicht war wie eine Maske, die nichts von seinen Gefühlen preisgab. Obgleich er leger in Shorts und Polohemd gekleidet war, wirkte er starr und abweisend.
„Ich habe mit dem Piloten gesprochen. Wir fliegen morgen Vormittag.“
„Schon? Und was ist mit dem Diamanten?“
„Wenn ich den Deal mit Sullivan bis morgen früh nicht abgewickelt habe, wird der Stein später direkt Danielle Hammond in Australien übergeben.“
„Und der Besuch der Perlenfarm? Wir haben für morgen zugesagt.“
„Bist du so scharf darauf, Sullivan wiederzusehen? Vielleicht willst du dich ja an seiner Schulter ausweinen, weil du bei mir nicht landen konntest.“
Rachel sah rot. Wie konnte er es wagen, sie mit seiner flatterhaften und untreuen Frau zu vergleichen? Aber sie hütete sich, Marises Namen zu erwähnen. „Es ist eine Unverschämtheit, von dem Verhalten anderer auf mich zu schließen!“
„Ich wollte dich auch nur daran erinnern, dass dies eine Geschäftsreise ist und kein Vergnügungstrip. Wenn du Sullivan wiedersehen willst, musst du das schon in deiner Freizeit tun.“
„Sei nicht albern. Der Mann interessiert mich überhaupt nicht.“ Nur du, immer nur du. „Und was ist mit Blake? Er ist sehr gern hier. Wolltest du nicht die Gelegenheit nutzen, mit ihm zusammen zu sein?“
„Er ist noch klein. Er wird schon darüber hinwegkommen.“
Und ausgerechnet du willst behaupten, dass du keine Angst vor deinen Gefühlen hast? Aber sie sprach nicht aus, was sie dachte. Auch wenn Matt es noch so sehr leugnete, er rannte vor seinen Empfindungen davon. Und vor ihr. Das Herz wurde ihr schwer. Hätte sie nicht versucht, Matt zu verführen, dann würde er noch bleiben, und Blake hätte mehr Zeit mit seinem Vater verbringen können.
Aber die Chance war vertan. „Ich werde seine Sachen zusammenpacken. Wann müssen wir morgen los?“
„Gegen zehn. Und keine Sorge, ich kümmere mich um Blakes Sachen.“
Das war deutlich. Offenbar hatte sie auf ganzer Linie versagt. Nicht nur, dass Matt sie zurückgestoßen hatte, auch den Sohn wollte er ihr vorenthalten. Er war gefühlsmäßig so verschlossen, so besessen von den Diamanten und dem, was Howard Blackstone ihm und seiner Familie angetan hatte, dass in seinem Herzen nichts und niemand mehr Platz hatte.
Dass auch sie eine gewisse Mitschuld daran trug, war besonders schwer zu verkraften.
5. KAPITEL
Als der Jet am Mittag des nächsten Tages vom Flughafen in Papeete abhob, ließ Matt erleichtert den Kopf gegen die Rückenlehne sinken. Am späteren Abend würden sie zurück in Devonport sein, und sein normales Leben konnte wieder beginnen. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren die Hölle gewesen. Er war zwar daran gewöhnt, seine Gefühle zu unterdrücken – schließlich tat er das schon jahrelang –, aber die Zeit mit Marise, in der ihre Ehe bröckelte und schließlich zerbrach, war nichts im Vergleich zu den Qualen, die er erlitt, weil er sich so sehr nach Rachel sehnte und sie doch nicht haben durfte.
Immer, wenn er sie ansah, musste er daran denken, wie sie ihn intim berührt hatte. Schon bei der Erinnerung daran wurde er wieder hart. Was geschehen war, hatte ihm bewiesen, dass sein Instinkt ihn nicht getrogen hatte. Er durfte sie nicht so dicht an sich heranlassen. Selbst nach all diesen Jahren war sie seine große Schwäche. Und Schwächen konnte er unter keinen Umständen tolerieren.
Wie leicht wäre es gewesen, nachzugeben und sich in ihr zu verlieren. So hätte er wenigstens für kurze Zeit die Untreue seiner Frau vergessen können, die schlechte Ehe und seine eigene Unfähigkeit, ein guter Ehemann und ein verantwortungsbewusster, liebevoller Vater zu sein. So verführerisch der Gedanke auch war, diese Flucht kam für ihn nicht infrage. Rachel verdiente Besseres als das. Auch wenn sie selbst meinte, dass zwischen ihnen eine Bindung bestand, ein Mann wie er konnte sie nicht glücklich machen.
Kurz legte er die Hand auf das Revers und vergewisserte sich, dass die
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