Yvonne Lindsay
rechteckige Box mit dem fünften Diamanten der Blackstone Rose noch in der Innentasche steckte. Sullivan hatte ihn noch am Vorabend angerufen und ihm mitgeteilt, dass das Geld eingetroffen sei und er den Stein gleich mitnehmen könne.
Solange Matt denken konnte, hatte sein Vater sich danach gesehnt, wieder in den Besitz der Blackstone Rose zu kommen. Und nun hatte Matt das erreicht, was seinem Vater nie vergönnt gewesen war. Sein ganzes Leben lang hatte er sich nach der Anerkennung des Vaters gesehnt, hatte hart gearbeitet, um dem Vater zu zeigen, dass er es wert war, sein Sohn zu sein. Und nun hatte er ihm den größten Wunsch erfüllt.
Es regnete, als sie auf dem Auckland International Airport landeten. Sowie sie im Wagen saßen, zog Matt das Handy aus der Tasche und rief seine Eltern an.
„Hier ist Matt. Habt ihr heute Abend was vor?“
„Nein, wir haben nichts vor. Aber wieso bist du schon zurück? Wolltest du nicht länger bleiben?“
„Es ist etwas dazwischengekommen. Hättet ihr etwas dagegen, wenn wir noch schnell vorbeikommen? Ich möchte Dad unbedingt etwas zeigen.“
„Natürlich könnt ihr gern kommen. Ihr seid immer willkommen, das weißt du doch. Kommt Rachel mit? Habt ihr im Flugzeug schon was gegessen? Wir können doch alle zusammen Abendbrot essen.“
Eigentlich hatte Matt Rachel vor ihrem Apartment absetzen wollen, um dann allein mit Blake zu den Eltern zu fahren. Aber dann würde er sicher erklären müssen, warum er sie nicht mitgebracht hatte. Und das wollte er auf keinen Fall. „Ja, gern. Wir sind also in einer knappen Stunde bei euch. Bis dann.“
Er steckte das Handy wieder ein . Wie Vater wohl reagiert, wenn er den Stein sieht? Bei der Vorstellung wurde Matt ganz warm ums Herz. Seit dreißig Jahren stand der Verdacht im Raum, Oliver Hammond habe die Blackstone Rose gestohlen. Und seit dreißig Jahren versuchte Oliver seine Unschuld zu beweisen. Aber bisher hatte er das Collier nicht herbeischaffen können. Mit dem fünften, noch fehlenden Stein hielt Matt nun den Beweis in den Händen, dass der Vater kein Dieb war.
„Wir fahren zu deinen Eltern?“, fragte Rachel.
Aus seinen Gedanken aufgeschreckt, warf Matt ihr einen flüchtigen Blick zu. Seit er ihr gesagt hatte, dass sie Tahiti früher als geplant verlassen mussten, hatte sie kaum ein Wort gesagt. Das war ihm nur recht gewesen. „Ja.“
„Willst du denn wirklich, dass ich mitkomme?“
„Meine Mutter hat dich eingeladen.“
„Ach so, ja, dann …“ Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, obgleich Matt den Eindruck hatte, sie hatte noch etwas sagen wollen.
Als sie vor dem Apartment der Eltern in der luxuriösen Seniorenresidenz einparkten, konnte Matt seine Aufregung kaum verbergen. Seit der Vater vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte, gab es kaum noch etwas, was ihm Freude machte. Da er immer ein sehr aktives Leben geführt und überall, wo es nötig war, zugepackt hatte, deprimierte ihn die Untätigkeit, zu der er verdammt war. Denn er war halbseitig gelähmt und konnte nicht sprechen.
Seinen beiden Adoptivsöhnen war er immer ein wunderbarer Vater gewesen, und Matt war glücklich, dass er endlich etwas für den Vater tun konnte.
Nachdem er die Mutter mit einer schnellen Umarmung begrüßt hatte, ging er sofort zum Vater, der in dem elegant eingerichteten Wohnzimmer in einem Rollstuhl saß. Er kniete sich vor den Vater hin.
„Dad, ich muss dir etwas zeigen.“ Er griff in die Tasche und zog das Samtkästchen heraus, das er sich auf die Handfläche stellte. „Du weißt, dass vier der fünf Diamanten der Blackstone Rose in Marises Nachlass gefunden wurden?“
Oliver nickte langsam, ohne den Blick von der schwarzen Samtbox zu lösen.
„Ich habe endlich den fünften Stein beschaffen können.“
Matt setzte das Kästchen auf den Schoß des Vaters und öffnete es. Dabei beobachtete er genau Olivers Gesicht. Auf den rauen ächzenden Laut war er nicht vorbereitet und auch nicht auf die Tränen, die dem alten Mann in die Augen traten, Tränen der Trauer und nicht der Freude, wie es Matt schien.
„Dad, was ist denn? Das ist doch ein Grund zur Freude. Wir haben endlich den Beweis, dass Howard Blackstone gelogen hat. Du bist vollkommen rehabilitiert! Alle fünf Steine der Blackstone Rose sind wieder da. Wenn ich damit an die Presse gehe, wird endlich die ganze Welt die Wahrheit erfahren.“
Doch Oliver wiegte nur den Kopf langsam hin und her.
„Nein, Dad? Du möchtest nicht, dass die Presse
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