Yvonne Lindsay
Kim darauf reagieren? Mit Marise hatte sie sich nie besonders gut verstanden, und sie hatte sie nur toleriert, weil sie an Matt hing. Und nun sollte sie ihm helfen, zu beweisen, dass diese Frau ihre Halbschwester gewesen war? War das nicht etwas zu viel verlangt? Auch Ryan war sicher von dieser Vorstellung nicht begeistert und würde Matt in seinem Bemühen ganz bestimmt nicht unterstützen. Im Gegenteil. Er würde ihm Steine in den Weg legen, wo es nur ging. Denn das Blackstone-Imperium zu schützen, empfand er als seine wichtigste Aufgabe.
Es war Zeit. Matt griff zum Telefonhörer und wählte. Es klingelte. Als die Telefonistin abnahm, meldete er sich und fragte nach Kimberley Perrini.
„Einen Augenblick, bitte.“
Während er wartete, überlegte Matt, wie lange es wohl dauerte, bis die ganze Firma wusste, wer angerufen hatte. Wahrscheinlich verbreitete sich die Nachricht blitzschnell im ganzen Haus, schneller als ein australisches Buschfeuer.
„Matt, das ist aber eine Überraschung! Wie geht es dir?
Und Blake? Wie kommt er zurecht?“
Kims Stimme klang warm und sehr vertraut. Wieder wurde ihm klar, wie sehr sie ihm fehlte. Ihre ehrliche und direkte Art hatte er immer bewundert, und es war eine Freude gewesen, mit ihr zusammenzuarbeiten.
„Alles okay. Aber deshalb rufe ich nicht an.“
„Das habe ich mir gedacht. Aber ich hoffe doch, dass wir in Zukunft wieder etwas normaler miteinander umgehen können. Es wird Zeit, findest du nicht?“
Es war deutlich, dass das wirklich ihr Wunsch war, und Matt entspannte sich etwas. Vielleicht hatte sie recht. Als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, waren sie beide verbittert gewesen und hatten noch unter Schock gestanden. Denn sie hatte ihren Vater und er seine Frau verloren.
„Kann schon sein. Aber jetzt muss ich dich erst einmal um etwas bitten. Doch bevor ich ins Detail gehe, brauche ich deine E-Mail-Adresse. Ich will dir etwas schicken.“
Sie tat es, und er schickte seine Mail mit den Anhängen ab. „Sag mir, wenn du alles bekommen hast.“
Er hörte, wie sie scharf die Luft einsog. Offenbar hatte sie die Mail geöffnet. Dann fragte sie: „Was soll das, Matt?“
„Hast du dir die Bilder angesehen?“
„Ja, natürlich. Aber ich weiß nicht, was du damit bezweckst. Willst du mich quälen?“
„Sieh dir die Bilder noch einmal sehr genau an.“
„Warum? Was ist so Besonderes daran? Vielleicht gibst du mir einen Tipp, worauf ich achten sollte.“
Kim war frustriert und auch ein bisschen aufgebracht, das war ihrer Stimme anzuhören. Beinahe hatte Matt ein schlechtes Gewissen, denn sicher war es bitter für sie, die Fotos der beiden anzusehen, an die sie nicht nur gute Erinnerungen hatte.
„Entschuldige, Kim, aber ich muss dich noch einmal bitten, dir die Fotos genau anzusehen. Es wäre hilfreich, wenn du sie betrachtest, als seien dir die beiden unbekannt. Fällt dir etwas auf?“
„Eigentlich nicht … oder … doch … Warte mal, ja …“
Sie schwieg, und Matt umfasste den Telefonhörer fester und wartete gespannt darauf, dass sie weitersprach.
„Dieser Haaransatz, den eigentlich nur wir Blackstones haben“, sagte Kim langsam. „Ich habe nie bemerkt, dass Marise den auch hat.“
„Weil wir bisher nie darauf geachtet haben.“
„Aber was soll das? Was willst du damit sagen? Dass Vater und Marise etwas verband, was nichts mit Sex zu tun hatte?“
„Ja.“
„Du spinnst, Matt. Das ist einfach lächerlich.“
„Tatsächlich? Liebte dein Vater deine Mutter so sehr, dass für ihn ein Seitensprung nie infrage gekommen wäre? Wir wissen doch beide, dass er kein Heiliger war und dass deine Mutter depressiv war und sehr zurückgezogen lebte, nachdem James entführt worden war. Howard aber war ein Mann, für den Sex wichtig war. Sicher war er deiner Mutter sehr zugetan, aber er hatte auch seine Affären. Ist es da so ausgeschlossen, dass dabei auch mal ein Kind entstanden ist?“
„Worauf willst du hinaus, Matt? Ich weiß, der Verdacht, dass deine Frau dich betrogen haben soll, quält dich immer noch. Und so wäre es leichter für dich, wenn die beiden Vater und Tochter gewesen wären. Aber ist damit wirklich etwas gewonnen? Es bedeutet doch nur, dass der ganze Medienrummel von vorn losgeht. Außerdem, wie willst du denn deine Theorie beweisen?“
„Das ist über einen Vergleich der DNA ganz leicht möglich. Und du hast recht. Es ist für mich schon sehr wichtig, zu beweisen, dass dein Vater und meine Frau kein Verhältnis
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