Yvonne Lindsay
Gesichter. „Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ist dir das auch aufgefallen?“
„Was denn?“, fragte er ruhig.
„Der Haaransatz!“ Mit dem Finger wies sie erst auf das Foto und dann auf den Zeitungsausschnitt. „Der ist bei beiden genau gleich. Und auch die Stirn, die Augen sind gleich. Nase und Kinn sind unterschiedlich. Dennoch könnte man glatt auf die Idee kommen, dass die beiden verwandt sind.“
„Genau das ist meine Theorie. Ich bin der Meinung, dass Howard der Vater von Marise war.“
„Der Vater? Aber wie kann das sein?“ Wieder beugte Rachel sich über die Bilder und betrachtete sie genau.
„In den Siebzigern hat Marises Mutter Barbara als Sekretärin für Howard Blackstone gearbeitet. 1978 hörte sie dort auf. Einige Monate später wurde Marise geboren.“
„Warum ist bisher niemandem die Ähnlichkeit aufgefallen?“
Entschlossen stellte Matt das Glas ab. Er sollte nicht mehr trinken. Rachels Nähe, ihr warmer Körper, der Duft, der von ihrem Haar ausging, das alles verwirrte ihn, regte seine Sinne an. Schnell stand er auf, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl, der seinem Schreibtischsessel gegenüberstand. „Weil niemand bisher darauf geachtet hat“, ging er auf ihre Frage ein. „Als Barbara bei den Blackstones ausschied, zog sie mit Ray nach Melbourne. Da die beiden bereits ein paar Jahre verheiratet waren, ging natürlich jeder davon aus, dass Marise Rays Tochter ist.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Beweisen, dass Marise keine Affäre mit Howard hatte.“
„Damit jedem klar ist, dass sie dich nicht betrogen hat?“
„Warum nicht? Ist das nicht Grund genug? Ist es nicht besser für Blake, zu wissen, dass seine Mutter nicht die geldgierige Schlampe war, als die die Medien sie hinstellten? Irgendwann wird er die ganze Sache erfahren. Da sollte er die Wahrheit kennen. Marise hatte vielleicht eine Reihe von Schwächen, aber das, was man aus ihr gemacht hat, das hat sie nicht verdient.“
„Ja, natürlich, du hast recht“, sagte Rachel leise und rieb sich die Augen. „Tut mir leid, daran hätte ich denken sollen. Wahrscheinlich bin ich zu müde.“
„Dann geh wieder ins Bett. Warum bist du überhaupt heruntergekommen?“ Er blickte auf die Uhr. Es war bereits nach ein Uhr nachts.
„Ich wollte ein bisschen Eukalyptusöl für den Luftbefeuchter in Blakes Zimmer holen. Der Junge scheint ein wenig erkältet zu sein. Zumindest bin ich von seinem Husten aufgewacht.“
„Ich kümmere mich darum. Geh du nur schon ins Bett.“
„Danke.“ An der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Aber wie willst du beweisen, dass Marise Howards Tochter war? Kimberley und Ryan werden nicht gerade glücklich sein über diese neue Entwicklung, die wieder viel Staub aufwirbeln wird. Die Presse hat sich ja noch kaum darüber beruhigt, dass der vermisste Bruder wieder aufgetaucht ist.“
„Ob Ryan und Kimberley glücklich oder unglücklich sind, ist mir eigentlich ziemlich egal. Und das sollte auch nicht deine Sorge sein. Mir wird schon etwas einfallen.“
Matt zählte ungeduldig die Minuten, bis er endlich Kimberley Perrini in Sydney anrufen konnte. Er wusste, wann sie im Büro sein würde, und war ein bisschen nervös, weil er nicht sicher war, wie sie auf seine Frage reagieren würde.
Noch vor einem halben Jahr wäre ihm ein solches Gespräch sehr leichtgefallen. Worum auch immer es ging, er wusste, dass er immer mit der Unterstützung seiner Cousine rechnen konnte. Aber das hatte sich geändert. Sehr sogar. Es war so weit gekommen, dass sie kaum mehr miteinander sprachen. Sie hatte etwas getan, was er ihr nicht verzeihen konnte. Denn ohne ihn zu informieren, war sie überraschend zu Blackstone Diamonds zurückkehrt, und das hatte ihn tief getroffen. Zwar hatte sie versucht, nach Marises Tod wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen, aber das war ihm einfach nicht möglich gewesen. Kein Wunder, denn damals war er ja noch davon überzeugt, dass Kims Vater Howard ein Verhältnis mit Marise hatte. Da hatte er verständlicherweise von der ganzen Familie nichts wissen wollen.
Doch die Situation war jetzt eine vollkommen andere. Und er konnte nur hoffen, dass Kim sie so einschätzte wie er.
Schon etwas früher hatte er eine kurze E-Mail vorbereitet, an die er jetzt die beiden Fotos von Howard und Marise hängte, die er abfotografiert hatte. Je häufiger er die Bilder betrachtete, desto mehr war er davon überzeugt, Vater und Tochter vor sich zu haben.
Aber wie würde
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