Yvonne Lindsay
Matt froh, dass er damit gewartet hatte. Denn wenn beide DNA-Vergleiche so kurz hintereinander veröffentlicht würden, käme es sicher zu neuen Spekulationen.
„Du hast doch sicher irgendetwas von Marise, etwa eine Zahnbürste oder einen Kamm? Das genügt schon, damit das Labor hier in Canberra den Vergleich vornehmen kann. Die Ergebnisse werden uns dann mitgeteilt. Selbstverständlich werden wir dich sofort informieren, doch selbst wenn deine Vermutung stimmt, bekommst du nichts Schriftliches in die Hand. Es wird keine Presseverlautbarung geben, es sei denn, du akzeptierst unsere Bedingung.“
„Und die wäre?“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, da er schon ahnte, was jetzt kommen würde.
„Du stoppst deine Aktivitäten in Bezug auf die feindliche Übernahme von Blackstone Diamonds.“
Heiße Wut stieg in ihm auf. „Niemals!“, wollte er ihr entgegenschleudern und dann den Hörer auf die Gabel knallen. Aber er überlegte es sich anders. „Das meinst du doch wohl nicht ernst“, sagte er, und seine Stimme klang gefährlich leise.
„Das ist unsere Bedingung. Entweder nimmst du sie an oder nicht.“
„Und wenn nicht?“
„Wie kannst du so etwas überhaupt fragen? Vielleicht solltest du dir mal darüber klar werden, weshalb dir die ganze Sache so wichtig ist. Wir hier haben den Eindruck, dass du dabei eher an dich als an Blake denkst. Du musst ehrlich mit dir selbst sein, Matt. Lass dir Zeit. Und ruf mich wieder an, wenn du weißt, wozu du dich entschieden hast.“ Klick. Sie hatte aufgelegt.
Matt war außer sich vor Zorn. Über sich selbst und über Kim. Aber er musste zugeben, dass die drei am längeren Hebel saßen und ihnen das sehr wohl bewusst war. Ohne die Zustimmung von Howard Blackstones Kindern waren ihm die Hände gebunden. Und es gab nur einen Weg, wenn er die Vater-Tochter-Beziehung von Howard und Marise beweisen wollte. Er musste die Bedingung akzeptieren.
Aber damit zerstörte er alles, wofür er so hart gearbeitet hatte. Vielleicht sollte er sich damit zufriedengeben, nur selbst das Testergebnis zu kennen, ohne dass es veröffentlicht wurde. Aber war damit auch Blake geholfen? Wäre er später nicht trotzdem hämischen Gerüchten ausgesetzt?
Seit Matts Großvater Jebediah Hammond Howard Blackstone seine Schürfrechte überschrieben hatte, war es Oliver Hammonds Ziel, die Rechte und die Diamantenminen zurückzugewinnen, auf denen sich Howards Vermögen gründete. Sein ganzes Leben hatte Matt darauf ausgerichtet, dem Vater diesen Wunsch zu erfüllen. Und nun war er so kurz davor – und sollte alles wieder aufgeben?
Aber wenn Marise nun wirklich Howards Tochter war, würde sich dadurch nicht auch für ihn vieles ändern? Sein Zorn auf die Blackstones, der viel mit Marises scheinbarer Untreue zu tun hatte, war plötzlich lang nicht mehr so stark. Sollte er da nicht auch den Familienzwist in einem ganz anderen Licht sehen?
Matt gehörte zu den Männern, für die es absolut wichtig war, nie Fehler zu machen. Spekulativ zu handeln und Risiken einzugehen war seine Sache nicht. Deshalb musste er auch in diesem Fall das Für und Wider sorgfältig abwägen. Wenn er von der feindlichen Übernahme Abstand nahm, musste es aus den richtigen Gründen geschehen.
Sollte er auf die Forderung der Blackstones eingehen, würde er den Vater schwer enttäuschen. Zwar hatte er durch das Beschaffen des fünften Diamanten den Vater von der vermeintlichen Schuld reingewaschen, das Collier gestohlen zu haben. Und seit James Blackstone wieder aufgetaucht war, war auch klar, dass Oliver nichts mit der Entführung zu tun gehabt hatte. Aber ein Herzenswunsch des Vaters war noch nicht erfüllt.
Die Diamantenminen waren immer noch im Besitz der Blackstones.
Und leider waren auch die verhängnisvollen Worte nicht vergessen, die Oliver Hammond Howard in der Nacht entgegengeschleudert hatte, in der das Collier gestohlen wurde. Ich würde keine Sekunde zögern, dich um Diamanten zu erleichtern, die eigentlich sowieso den Hammonds gehören. Aber ein Kind zu stehlen, das käme mir nie in den Sinn.
Die Bedürfnisse eines Kindes waren das Wichtigste, daran gab es nichts zu rütteln. Sie waren wichtiger als die des Vaters. Und Blake sollte nicht sein Leben lang durch irgendwelche Gerüchte belastet sein. Aber da waren auch Oliver und sein Lebenstraum. Matt fluchte leise vor sich hin. Was sollte er nur tun?
Wieder griff er zum Telefon. Die dachten wohl, er säße in der Falle. Aber ihm würde schon
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