Yvonne Lindsay
Begrüßung zuzischte: „Ganz schön gerissen, Hammond. Ich hätte mir denken können, dass du einen Weg findest, trotz unseres Widerstands die Wahrheit auszuplaudern. Aber auf Dauer kannst du dadurch nichts gewinnen.“
Was Matt geantwortet hatte, konnte Rachel nicht verstehen, denn mit einem Jubelschrei war Blake auf Kim zugerannt. „Tante Kim, Tante Kim!“, rief er und warf sich ihr in die Arme, die sie ihm entgegenstreckte. Ihr war deutlich anzumerken, wie sehr sie sich freute, das Kind wiederzusehen. Aber ebenso wie ihre Brüder schien sie entsetzt über den Medienrummel zu sein.
Das Begräbnis selbst lief ruhig und würdig ab. Der Pfarrer sprach ein paar Worte, dann forderte er die Familienmitglieder auf, sich mit ein paar persönlichen Sätzen von der Toten zu verabschieden. Briana liefen Tränen über die Wangen, als sie vortrat und eine einzelne weiße Rose auf den Sarg legte. Matt hatte Blake auf den Arm genommen, der erstaunlich ruhig und gefasst der Zeremonie folgte. Matt selbst war nicht anzusehen, was in ihm vorging.
Hinterher fand in Matts Suite im Carlisle Grandhotel ein Empfang für die nächsten Angehörigen statt, und die Fahrt dahin dehnte sich endlos. So wenigstens empfand es Rachel. Vielleicht auch, weil Blake den Vater mit Fragen nach seiner Mutter löcherte. Das Herz wurde ihr schwer, weil sie sich vorstellen konnte, wie mühsam es für Matt war, Antworten darauf zu finden.
Matt ließ Rachel, die in dem großen Wohnraum der Suite herumging, sich vergewisserte, dass alle das hatten, was sie wollten, und dabei jedem ein freundliches Lächeln zuwarf, nicht aus den Augen. Die Stimmung war merklich lockerer geworden, und von der feindlichen Atmosphäre auf dem Friedhof war kaum noch etwas zu spüren. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen und an ihrer Seite geblieben, um nicht ständig an seine Schuldgefühle zu denken, die ihm bleischwer auf der Seele lagen.
Auf der Couch saßen Kim und Blake und machten Fingerspiele. Immer wieder lachte Kim glücklich und umarmte den kleinen Jungen, der dann vergnügt quietschte. Als Matt wahrnahm, wie Kim ihrem Mann einen zärtlichen Blick zuwarf, der zeigte, wie sehr sie einander liebten, musste er sich bedrückt abwenden.
Diese Nähe zueinander hatten Marise und er nie gespürt. Nach den ersten leidenschaftlichen Wochen hatten sie sehr schnell gemerkt, dass sie vollkommen unterschiedliche Lebensauffassungen hatten. Marise war enttäuscht, sie erwartete mehr vom Leben, als Matt ihr geben konnte, und so hatte ihre Ehe keine Chance gehabt. Immer noch hatte er nicht verwunden, dass er sich so sehr in ihr getäuscht hatte, dass er nicht der Mann war, den sie brauchte und der ihre ständigen Wünsche erfüllte. Er hatte versagt, und das konnte er sich nicht verzeihen. Nie wieder würde er sich auf eine feste Beziehung einlassen, dieses Risiko konnte er nicht eingehen. Er hatte Blake, er hatte das House of Hammond, und sehr bald besaß er auch Blackstone Diamonds. Das musste genug sein.
„Matt, wie geht es dir?“ Sonya Hammond war neben ihn getreten und legte ihm leicht die Hand auf den Arm. „Dies ist ein schwerer Tag für dich. Vielleicht sollten wir alle lieber gehen, damit du deine Ruhe hast.“
„Nein, nein, mir geht es gut. Bitte, bleibt noch.“
„Wenn du meinst …“ Sonya schien nicht ganz überzeugt zu sein.
„Doch, wirklich.“
„Gut, dann bleiben wir gern. Übrigens spielt Rachel die
Rolle der Gastgeberin perfekt. Du kannst dich freuen, dass du sie hast.“ Sonya lächelte. „Weißt du, ich war ungeheuer froh, als ich erfuhr, dass du das Rätsel um das verschwundene Collier gelöst hast. Ich habe mich schon gefragt … Danielle erwähnte, dass du ihr den Auftrag gegeben hast, ein neues Collier anzufertigen … und da würde mich interessieren, ob es denn genauso aussehen soll wie das alte?“
„Oh, nein. Ich habe Danielle gebeten, sich ganz von dem alten Design zu lösen. Sie hat völlig freie Hand.“ Mit Ausnahme der fünf Diamanten sollte nichts mehr an das alte Collier erinnern, das war sogar seine Bedingung gewesen.
„Das ist gut“, erwiderte Sonya leise und sah sich kurz um. „Denn ich weiß, dass Ursula die Kette gehasst hat. An ihrem dreißigsten Geburtstag hat sie Howard angefleht, das Collier nicht tragen zu müssen. Aber er hat darauf bestanden. Auf seine Art hat er Ursula sicher geliebt, aber noch wichtiger schien ihm zu sein, der Welt zu zeigen, wie erfolgreich er war. So oft habe ich mich gefragt, wie wohl alles
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