Yvonne Lindsay
zwischen den Familien gelaufen wäre, wenn mein Vater die Diamantenminen nicht Howard überschrieben hätte.“ Sie seufzte schwer und hob kurz die Schultern. „Aber egal, die Vergangenheit können wir nicht ändern.“ Mit einem zärtlichen Lächeln stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab Matt einen Kuss auf die Wange. Dann nickte sie ihm freundlich zu und ging wieder zu Garth, der sich auf der anderen Seite des Raums mit Ryan und Jessica unterhielt.
Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Immer wieder musste Matt an diese Worte denken. Was würde er darum geben, genau das tun zu können. Unwillkürlich richtete er den Blick wieder auf Rachel, auf ihre zierliche und doch wohlproportionierte Gestalt in dem schlichten dunkelgrünen Kleid, auf ihre schlanken Beine, die durch die Schuhe mit den hohen Absätzen noch länger wirkten, als sie sowieso schon waren. Wie anders sie aussah als damals in dem weiten Ballkleid, aber doch genauso verführerisch. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er spürte, wie das Verlangen sich wieder bemerkbar machte.
Was auch immer er tat, womit auch immer er sich abzulenken versuchte, er konnte nicht verhindern, dass er Rachel leidenschaftlich begehrte. Selbst an diesem traurigen Nachmittag, als sie Marise ein zweites Mal zu Grabe trugen. Was war nur mit ihm los? Schnell nahm er einen großen Schluck Whiskey, und während der Alkohol ihm brennend die Kehle herunterrann, empfand er nur Verachtung für sich selbst. Also mehr Alkohol, dieses Gefühl musste doch abzutöten sein. Gerade als der Barkeeper ihm einen zweiten Whiskey einschenkte, tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter.
Kim. Sie hielt Blake fest an der Hand, der den Vater anstrahlte. „Matt, einen Moment mal, bitte.“
Matt drehte sich zu ihr um. „Was ist denn?“, fragte er unfreundlich.
„Ric und ich würden Blake heute Abend gern mit zu uns nehmen.“ Sie hob schnell die Hand, als Matt den Kopf schüttelte. „Hör mich bitte kurz an. Du siehst nicht sehr gut aus. Auch wenn wir in der letzten Zeit nicht gerade oft voneinander gehört haben, so kenne ich dich doch noch ziemlich genau. Das war heute ein schwerer Tag für dich, du musst dich ausruhen. Außerdem ist es doch nur für eine Nacht. Der Kleine hat mir so gefehlt. Ich bringe ihn dir morgen früh gesund und munter zurück, das verspreche ich.“
„Rachel kann ihn wunderbar allein versorgen, falls ich zusammenbreche.“ Er lachte sarkastisch, aber Kim blieb ernst.
„Sei doch nicht albern. Sieh sie dir an. Sie ist todmüde. Hab doch ein wenig Nachsicht, Matt. Sie ist genauso fertig wie du.“
Er sollte sie sich ansehen? Als ob er das nicht sowieso schon ständig tat. Wieder warf er ihr einen Blick zu. Kim hatte recht. Rachel wirkte tatsächlich sehr erschöpft, auch wenn sie sich immer wieder zu einem aufmunternden Lächeln zwang, sobald sie jemand ansprach. Ihr schien es nicht sehr viel besser zu gehen als ihm.
„Okay“, sagte er, „aber nur für eine Nacht.“
„Keine Sorge.“ Kim lachte. „Ich werde ihn nicht kidnappen. Rachel kann mir sicher helfen, ein paar Sachen für ihn zusammenzupacken. Dann müssen wir auch los.“
Als Ric und Kim mit Blake verschwunden waren, löste sich die Gesellschaft bald auf. Ryan und Jake hatten ihm zwar zum Abschied die Hand gegeben, aber Matt machte sich nichts vor. Das war eine reine Formalität und kein Zeichen von Freundschaft. Bevor er mit Holly die Suite verließ, war Jake noch an der Tür stehen geblieben.
„Du weißt, dass die Entscheidung jetzt bei dir liegt. Wollen wir uns nicht morgen gegen neun treffen, um vielleicht eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sein können?“
„Nichts dagegen. Wir können uns gern zusammensetzen. Aber glaubt nicht, dass ich meine Meinung ändern werde. Wie du schon sagtest, die Entscheidung liegt bei mir. Und so soll es vorläufig auch bleiben.“
Rachel sah sich sorgfältig in dem Raum um. Hatte das Hotelpersonal auch alles aufgeräumt? Es sah so aus, denn sie konnte kein einziges schmutziges Glas entdecken. Für sie gab es also nichts mehr zu tun. Dann sollte sie eigentlich ins Bett gehen. Doch so erschöpft sie auch war, an Schlaf konnte sie nicht denken.
Sehr genau hatte sie bemerkt, dass Matt an diesem Tag betont Abstand gehalten hatte, und zwar nicht nur von ihr, sondern auch von allen anderen Gästen. Wie gern wäre sie zu ihm gegangen, hätte ihm ein freundliches Wort gesagt, ihm tröstend die Hand auf den Arm gelegt. Doch seit sie
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