Yvonne Lindsay
für ihn arbeitete, hatte er sie mehr als einmal zurückgestoßen und ihr allzu deutlich zu verstehen gegeben, wo ihr Platz war.
Nachdem der letzte Gast gegangen war, hatte er sich gleich in sein Schlafzimmer zurückgezogen. Offenbar war er aber noch wach, denn unter der Tür war ein Lichtstreifen zu sehen. Als Rachel an seinem Zimmer vorbeiging, legte sie kurz die Hand auf die Tür, als könnte sie ihn dadurch spüren.
Ohne dass sie es darauf angelegt hatte, hatte sie den Wortwechsel zwischen ihm und Jake Vance mit angehört. Das Herz war ihr schwer geworden, als ihr bewusst geworden war, dass Matt an seinen Übernahmeplänen festhielt. Und das, obwohl die Blackstones mit dieser Geste heute Marise, seine Frau, in die Familie aufgenommen hatten.
Nichts würde ihn von seinem Ziel ablenken, das war ihr wieder klar geworden. Und sie konnte schon gar nichts tun, um den großzügigen und mitfühlenden Mann in ihm wieder zum Leben zu erwecken, der er einmal gewesen war. Denn die lang andauernde Fehde zwischen den Familien und die unglückliche Ehe hatten ihn hart gemacht.
Wie tragisch das alles war! Sie seufzte leise und ging in ihr Zimmer. Tief in Gedanken versunken, zog sie sich aus und warf das Kleid nachlässig über eine Stuhllehne. Im Bad schminkte sie sich ab, putzte sich die Zähne und löste die Klammern, sodass ihr das Haar in weichen Wellen auf die Schultern fiel. Als sie den Blick hob und ihr Spiegelbild betrachtete, musste sie unwillkürlich lachen. Mit dem schwarzen Spitzen-BH, dem winzigen Tanga unter den schwarzen Strapsen und den schwarzen Strümpfen, die einen breiten Streifen ihrer hellen Haut freiließen, sah sie eher so aus, als hätte sie sich für ihren Geliebten zurechtgemacht – und für keine Beerdigung.
Und so war es auch.
Zwar hatte sie wenig Hoffnung, dass Matt ihre Liebe jemals erwidern würde – und sie war auch wütend auf ihn, weil er seinem Verlangen nicht nachgab –, aber sie hatte sich dennoch vorgenommen, die Hoffnung nicht aufzugeben. Wenn er sie allerdings heute wieder zurückwies, würde sie ihn in Ruhe lassen und so schnell wie möglich nach London zurückkehren.
Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, warf Rachel sich ihren Morgenmantel über und verließ den Raum.
In seinem Zimmer war es dunkel. Vorsichtig öffnete sie die Tür und ging auf das Bett zu. Wegen des dicken weichen Teppichs waren ihre Schritte nicht zu hören. Inzwischen hatten sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt, sodass sie die Umrisse von Matts Körper ausmachen konnte. Er hatte sich die Decke nur bis zur Taille gezogen. Behutsam streckte Rachel die Hand aus und spürte die Wärme, die von seiner nackten Brust ausging.
Sie konnte nicht anders, sie musste ihn berühren. Langsam ließ sie sich auf dem Bett nieder und strich zärtlich über Matts kräftige Schulter.
„Was zum Teufel machst du da?“, fuhr er sie wütend an und packte sie beim Handgelenk.
„Ich kann nicht mehr dagegen angehen, Matt. Ich kapituliere. Ich will dich, und ich weiß, dass du mich auch willst.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“ Seine Stimme klang kalt, als er ihre Hand beiseiteschob, sich schnell auf die Seite drehte und aufstand. „Ich hab kein Interesse. Verlass sofort mein Zimmer.“
„Nein.“ Rachel stand auf und ging um das Bett herum, bis sie wieder dicht vor ihm stand. Fast konnte sie ihn mehr spüren als sehen. Ohne etwas zu sagen, griff sie nach seiner Hand und legte sie auf eine ihrer Brüste. Zunächst wollte er die Hand zurückziehen, das spürte Rachel, aber sie hielt sie fest.
„Du willst es, du willst es genauso wie ich“, beschwor sie ihn leise. „Bitte, Matt, wir sehnen uns beide danach, wir sehnen uns nacheinander. Lass es geschehen. Nur heute. Nur heute Nacht.“ Sie empfand keine Scham. Und wenn sie ihn auf Knien anflehen musste, sie musste ihn dazu bringen, nachzugeben und endlich seinen Schutzpanzer abzulegen.
Äußerlich gelassen, blieb sie stehen und wartete auf seine Reaktion. Doch ihr war mehr als deutlich bewusst, dass seine Hand auf ihrer Brust lag. Rachel schlug das Herz bis zum Hals. Erst ganz allmählich bewegte er die Finger, und sie atmete beglückt auf, als er die Brust sanft streichelte.
„Mehr kann auch nicht zwischen uns sein, Rachel“, flüsterte er, und seine Stimme klang plötzlich ganz weich. „Eine feste Beziehung oder gar die Ehe kommt für mich nicht infrage. Aber du bist eine Frau, die sich danach sehnt und die es auch verdient, geliebt und
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