Z - Das Spiel der Zombies
knurrte. Der Junge wich zurück, lief aber nicht weg.
»Du solltest dich verpissen«, sagte das Mädchen. Ihre Dreadlocks waren voller bunter Perlen.
Josh lachte ihr ins Gesicht. Sie war schwach. Und ausgerechnet sie wollte ihm sagen, was er zu tun hatte?
»Vielleicht sollten wir ihm den Ausgang zeigen«, meinte der dritte Skater. Er war kaum größer als Emily und sah aus wie ein Stock mit einem schwarzen Wattebausch als Kopf.
Josh sah ihn verächtlich an. »Versuch’s doch mal.«
Er stürzte auf sie zu. Im Gegensatz zu den Zooies liefen sie jedoch nicht weg. Sie wehrten seinen Angriff ab und formierten sich zum Gegenangriff, als er auf den Kleinsten zulief. Er rammte seinen Kopf gegen die Brust des Jungen, doch da warfen sich die anderen beiden auf ihn. Er stürzte auf den Gehweg. Sein Gesicht knallte auf den Beton, der seine Wange komplett aufschürfte.
Josh rollte sich auf den Rücken, trat und kratzte nach den Skatern. Seine Finger fanden die Haare des Mädchens und zogen daran. Sie kreischte vor Schmerz und donnerte ihm die Faust auf die Nase. Blut spritzte daraus hervor. Josh konnte es auf seinen Lippen schmecken, dick und eisenhaltig. Auch der Geruch war überwältigend, er machte ihn hungrig, und gleichzeitig wurde ihm übel.
Der erste Skater hockte jetzt auf Josh und versuchte, seine Arme festzuhalten. Josh strampelte, warf ihn ab und rollte sich auf ihn. Er packte den Jungen am Hals und begann ihn zu würgen. Er sah, wie sich die Augen des Jungen vor Furcht weiteten, als ihm die Luft abgeschnitten wurde.
Josh wollte ihn sterben sehen. Wenn er ihn erwürgte, konnte er damit alles zerstören, was ihn quälte. Sein Verstand sprang von einem Gedanken zum nächsten, von einem Bild zum nächsten. Charlie. Die Feuersbrunst eines Flammenwerfers. Firecracker. Das schmelzende Gesicht eines Zs. Es war wie ein durchgeknallter Holofilm. Nur wenn er den Skater tötete, würde es aufhören.
Dann wurde er zur Seite geworfen, und ein Sternenregen erfüllte sein Blickfeld. Es dröhnte laut in seinen Ohren, als bräche eine riesige unsichtbare Welle über ihn herein. Er blickte nach oben und sah den dünnen Skater auf ihn heruntergucken. Der Junge hielt sein Brett mit beiden Händen hoch, um ein zweites Mal zuzuschlagen. Josh sah es auf sich zufliegen.
Josh erwachte keuchend und hustend. Sein Mund war voll Wasser, und er konnte nicht durch die Nase atmen. Er spuckte und würgte, um seinen Hals freizubekommen. Ein furchtbarer Eisengeschmack erfüllte seinen Rachen. Er wischte seine Lippen mit der Hand ab, die ganz rot davon wurde. ›Das ist Blut‹, dachte er und fragte sich, von wem es wohl sein könnte.
Der Regen fiel kräftig und es war dunkel. Er versuchte sich aufzurichten, doch sofort schoss ihm ein scharfer Schmerz durch den Schädel. Er griff sich an die Nase, wieder wurden seine Finger davon ganz rot. Der Regen wusch das Blut ab und ließ die Tropfen auf seinem nassen Hemd verschwimmen, bis sie nur noch rosa waren. In seinem Kopf rauschte es und er glaubte ohnmächtig zu werden, also saß er einfach da und versuchte, ganz ruhig zu atmen.
Er fror auch. Der Regen hatte ihn völlig durchnässt und er zitterte. Er rieb sich die Arme, aber davon wurde ihm nicht wärmer. Seine Zähne klapperten, in einem unberechenbaren Tanz ratterten sie aufeinander. Als er durch die Nase blies, um sie freizubekommen, platschte ein großer Klumpen halb geronnenes Blut auf seine Hose. Er versuchte es abzuwischen, doch damit verschmierte er es nur.
Er sah sich in dem menschenleeren Park um. Wie lange hatte er dort gelegen? War denn niemand vorbeigekommen und hatte ihn gesehen? Wieso hatte ihm keiner geholfen? ›Ich hätte sterben können‹, dachte er. ›Wieso tut denn keiner was?‹
Er fragte sich, wie spät es wohl sei und sah auf seine Uhr. Das Glas war kaputt, das Display war nur noch ein Flimmern. Er dachte an seine Familie, an das Abendessen. Sie waren sicher sauer auf ihn, weil er zu spät kam.
Er zwang sich aufzustehen. Wieder sah er ein Feuerwerk in seinem Kopf und hätte sich beinahe wieder hingesetzt. Aber er musste weg hier. Er musste nach Hause. Er musste irgendetwas machen, auch wenn er sich nicht mehr genau daran erinnern konnte, was es war.
Dann fiel es ihm wieder ein. Was Charlie gesagt hatte. Wie sie ihn dazu benutzt hatte, ihre Schulden bei Clatter zu bezahlen. Wut und Entsetzen überkamen Josh, als ob er es gerade zum ersten Mal hörte. Charlie hatte ihn angelogen, und vielleicht hatte sie auch
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