Z - Das Spiel der Zombies
Sakristei waren auf Buntglasfenstern merkwürdige Szenen aus dem Leben der Mutter Gottes abgebildet. Josh hatte in Religionsgeschichte in der Schule etwas darüber gelernt, aber schon längst wieder vergessen, was es damit auf sich hatte.
Mehrere Ordensmitglieder hatten sich um den runden Steinaltar am vorderen Ende der Kirche versammelt. Rosafarbene, weiße und rote Rosen waren auf dem Altar verstreut, die Frauen beteten leise vor sich hin. Josh fragte sich, was die Schwestern sagten. Angeblich hatten sie ihre ganz eigene Sprache.
Er sah sich nach Charlie um und erblickte sie kniend vor einer niedrigen Mauer voller weißer Kerzen. Josh beobachtete, wie sie eine der Kerzen anzündete und in der Hand hielt, während sie etwas sagte. Dann setzte sie sie zu den Kerzen auf der Mauer. Sie stand auf und drehte sich um. Als sie Josh sah, lächelte sie und kam auf ihn zu.
»Für meine Mutter«, erklärte sie. »Die Kerze. Ich zünde jede Woche eine für sie an.«
»Ach so«, meinte Josh. Er hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte.
»Sie war Gaianerin«, erklärte sie. »Ich meine, sie ist Gaianerin.« Sie lächelte traurig.
»Wofür ist die Kerze gut?«
Charlie lachte. »Keine Ahnung. Sie soll Licht und Glück verströmen, oder so was.«
Josh nickte. Jetzt wo er Charlie gegenüberstand, hatte er fast vergessen, warum er hier war. Mit ihren nassen Haaren im Kerzenlicht war sie so hübsch. ›Du bist wegen Firecracker hier‹, ermahnte er sich. ›Sie weiß was.‹
»Also, was ist jetzt mit Firecracker?«, fragte er.
»Nicht hier«, sagte sie. »Komm mit.«
Sie ging an der Sakristei entlang. Josh zögerte einen Moment. Charlie sah sich zu ihm um und bedeutete ihm, ihr zu folgen.
Sie gingen an den singenden Ordensschwestern vorbei und erreichten einen niedrigen Gang, der aus demselben Stein gehauen war wie die restliche Kirche. Der Gang führte kreisförmig hinter der Sakristei entlang. Alle sechs, sieben Meter kamen sie an einer schweren Holztür vorbei. Jede der Türen hatte in etwa zwei Metern Höhe ein kleines Fenster. Josh sah, dass einige der Fenster mit dicken Metallplatten verdeckt waren. An einer dieser Türen mit geöffnetem Fenster blieb Charlie stehen, sah hinein und drückte die Tür auf. Sie trat ein, während Josh misstrauisch in der Tür stehen blieb und in den Raum spähte. Er war klein, kaum zwei mal drei Meter, und völlig leer.
»Was ist das für ein Raum?«, wollte er wissen.
»Ein Gebetsraum«, erklärte sie. »Komm rein.«
Josh trat ein, und Charlie machte die Tür hinter ihm zu. Sie schob den schweren Eisenriegel zu und dann die Metallklappe vor das Fenster.
»Die Menschen kommen zum Beten oder Meditieren hierher«, erläuterte Charlie. »Und nachts schlafen die Ordensschwestern hier drin. Manche zumindest.«
»Ist ja fast wie im Grab«, sagte Josh verwundert. Er ließ seine Hände über die Steinwände gleiten. Sie waren kalt und feucht. Er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand hier schlafen sollte.
»Du hast mich gefragt, ob ich Scrawl von Firecracker erzählt habe«, fing Charlie an. Josh sah sie an. Jetzt wich sie seinem Blick nicht mehr aus. »Es stimmt, ja.«
Josh schüttelte den Kopf. »Aber warum …«
»Er ist mir gefolgt«, sagte Charlie.
Josh begriff nicht. Hatte er richtig gehört? »Firecracker ist dir gefolgt? Wann denn?«
»Vor ein paar Tagen«, berichtete Charlie. »Ich war auf dem Heimweg, da ist er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Er sagte, er hätte uns in der U-Bahn gesehen, als wir uns unterhalten haben.«
›Genau wie Stella‹, dachte Josh.
»Er wollte wissen, wer ich bin«, fuhr Charlie fort. »Er wollte wissen, was wir zusammen machen.« Sie redete nun immer schneller. »Er hat mich beschuldigt … irgendwie … einen schlechten Einfluss auf dich zu haben.«
»Was hast du ihm gesagt?«, wollte Josh wissen.
Charlie schüttelte den Kopf. »Er hat mich angebrüllt«, sagte sie. »Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen soll.« Sie sah Josh an. »Also bin ich weggelaufen.«
»Wieso hast du’s mir nicht einfach erzählt?«
»Keine Ahnung«, antwortete Charlie.
Josh seufzte. »Aber Scrawl hast du’s erzählt.«
»Ja. Ich wollte nur, dass er weiß, dass uns vielleicht jemand nachspioniert«, erzählte Charlie. »Wir sollen ihm sofort Bescheid sagen, wenn …«
»Was hat er gemacht?«, unterbrach Josh. »Ich bin mir sicher, dass Scrawl gestern Abend bei Firecracker zu Hause angerufen hat und dass Firecracker ihn treffen wollte.
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