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Zaduks Schädel

Zaduks Schädel

Titel: Zaduks Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Luft, die man kaum noch atmen konnte.
    Sie gehörte nun einmal dazu, ebenso wie das Sägemehl auf den Holzdielen, die zertretenen Kippen und die eingetrockneten Weinlachen, die niemand wegscheuerte. Am Abend wurde zwar gefegt, das war auch alles.
    Yves trank den Wein in kleinen Schlucken und ließ seine Blicke schweifen.
    Sie waren alle gekommen, die er auch erwartet hatte. Das ganze Viertel hier schien entvölkert zu sein.
    Die Mädchen mit ihren glänzenden Augen, den biegsamen Körpern und dem auffallenden Schmuck. Die Männer, ob alt oder jung. Die Arbeitslosen, die Älteren und die Jüngeren, in deren Augen der Wahnsinnshunger nach Leben stand. Irgendwann würde dieser Hunger verschwinden und der Depression Platz schaffen.
    Das wußte Yves, und er hatte sich vorgenommen, etwas dagegen zu tun. Er wollte den echten Menschen hier einen Teil der Hoffnung zurückgeben, das klappte nur, wenn sie etwas Außergewöhnliches taten, was auch Aufsehen erregte.
    Aus den Tiefen seiner Tasche puhlte er eine Schwarze hervor und klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen. Jemand reichte ihm Feuer, und er paffte einige Wolken, in die er hineinschaute. »Kann ich mal um Ruhe bitten?« rief er gegen den Lärm an.
    Rami stellte die Box aus. Die fremden Klänge verstummten mit Jaultönen, was bei einigen Schwarzen Murren erzeugte. Max brachte sie durch wenige Worte zum Schweigen.
    »Hört zu, ihr alle! Yves ist gekommen, um etwas von seinen neuen Plänen zu berichten. Wir alle sollen darin eine Rolle spielen. Habt ihr das verstanden?«
    Ein Nicken war die Zustimmung.
    »Bon, Yves, fang an.«
    Er war es gewohnt, auch mit der Zigarette im Mundwinkel zu sprechen. Die Gäste rückten noch enger zusammen, so daß sie seinen Tisch wie eine Mauer umstanden.
    Er nahm die zahlreichen Gerüche und Ausdünstungen der Körper wahr, was Yves nicht weiter störte. Das gehörte einfach dazu. Ohne dies wäre er sich fremd vorgekommen.
    »Frankreich feiert, Paris feiert, sie alle feiern…«
    »Ja, die Scheiß-Bonzen!« schrie jemand im Hintergrund.
    »Ruhe!« brüllte ein anderer.
    »Laß mich reden!« fuhr Yves mit einer so lauten Stimme fort, daß er auch im letzten Winkel des Bistros gehört wurde. »Wenn sie alle feiern, weshalb sollen wir dann vergessen sein? Auch wir müssen uns etwas einfallen lassen, und zwar ein Fest.«
    Nach dieser Einleitung wurde es still. Niemand konnte etwas mit den Worten anfangen. Die Gäste schauten sich gegenseitig an, hoben die Schultern, selbst Max hinter der Theke schüttelte den Kopf. Er war von Yves enttäuscht.
    Der saß da, qualmte an der Schwarzen, trank einen Schluck Rotwein und lächelte vor sich hin. »Es gefällt euch wohl nicht, was ich gesagt habe, wie?«
    So recht wollte niemand mit der Wahrheit herausrücken. Man hob nur die Schultern.
    »Nun ja«, meinte der alte Marick, schon fast neunzig und jeden Tag für einige Stunden im Bistro. »Wenn wir ehrlich sind, haben wir etwas anderes von dir erwartet.« Er wischte über seine fettigen Lippen und war froh, daß die meisten nickten.
    »Das habe ich mir gedacht, mes amis. Kennt ihr mich eigentlich?« rief Yves und hob seine Arme, um die Hände anschließend klatschend auf die Tischplatte fallen zu lassen. »Nein, ihr kennt mich nicht. Dann hättet ihr nicht an meinen Worten gezweifelt, verdammt noch mal. Wenn ich sage, wir feiern ein Fest, dann feiern wir auch ein Fest, aber es wird ein ganz besonderes werden und nicht so ein Mist wie alle anderen, die ihre Stühle und Tische auf die Straßen stellen, Radio hören und anfangen, nach der Musik zu tanzen oder sich verbrüdern, wenn sie genügend getrunken haben. Nein, ein derartiges Fest wird es nicht geben. So etwas lehne ich ab. Wenn wir feiern, dann wird Paris von uns sprechen, dann ist das wie ein Aufbruch zu neuen Ufern, dann erhebt sich der Bauch dieser Stadt, um zu zeigen, was er enthält. Klar?«
    Diesmal reagierten die Gäste anders. Sie schauten ihn an, nickten anerkennend, und Yves merkte, daß er wieder einmal gewonnen hatte, was ihm persönlich gut tat.
    Der greise Marick stellte wieder eine Frage: »Was hast du dir denn gedacht, Yves? Welches Fest soll es werden?«
    »Um darüber mit euch zu reden, bin ich hergekommen.« Er trank sein Glas leer. Sofort war jemand da, der ihm nachschenkte. »Danke, Chérie.« Er klopfte der Kleinen auf den strammen verlängerten Rücken. Die Kleine zwinkerte ihm zu. »Wir sehen uns sicherlich später«, sagte er und kam wieder zum Thema. »Wenn wir dieses

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