Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
hat die Küchentür aufgerissen, und ich bin direkt dagegen gerannt.« Zum Glück waren die Worte nicht als peinliches Flüstern aus ihrem Mund gekommen. Und es klang besser, die Schramme einem Unfall mit ihrer Mutter zuzuschreiben, als zu behaupten, sie wäre von alleine gegen die Tür gelaufen.
»Oh Gott!« Erin schnaufte. »Das hat Ihnen jetzt gerade noch gefehlt.«
»Mir geht es gut«, sagte Bree. »Es ist geröntgt worden.« Noch eine Lüge.
»Wollen Sie die Besprechung mit Marbury wirklich nicht absagen?«
»Das schaffe ich schon.« Ja klar.
»Okay.« Erin ging einige Schritte zurück, als ob sie unsicher wäre. »Rufen Sie mich, wenn Sie irgendetwas brauchen. Ich bin gleich nebenan.«
Bree lächelte sie breit an und nahm sich dann zurück, weil sie Angst hatte, ihr Gesicht könnte sie verraten. »Vielen Dank!«
Fünf vor neun. Sie konnte die Wanduhr in ihrem Büro ticken hören. Das Warten zog sich hin.
Bree fuhr ihren Computer hoch und öffnete die Dateien, die sie brauchte. Dann drehte sie den Monitor so, dass man ihn auch vom Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs sehen konnte, falls Marbury ihre Berechnungen tatsächlich überprüfen wollte. Sie breitete die Ausdrucke in den Aktenordnern auf dem Schreibtisch aus, sodass alles sortiert war und sie es jederzeit vorzeigen konnte.
Dann betrat Denton Marbury die Lobby.
30
Denton Marbury stürmte in seinem seltsamen Watschelgang durch die Eingangstür. Ihr Herz raste. Er war nur ein Mann, sagte sich Bree. Er war nicht einmal besonders klug. Sie begriff die Dinge deutlich schneller als er.
Er blieb vor Erins Büro stehen und sagte mit einer so lauten Stimme, als würde er sich an ein Stadion wenden: »Erin, wie schön, Sie zu sehen!«
»Freut mich auch, Denton«, hörte sie Erins Stimme durch die Wand, die ihre Büros voneinander trennte. »Danke, dass Sie hergekommen sind! Das macht die Sache für Bree einfacher.«
»Ja, ja«, erwiderte er laut. »Und wir wollen es Bree doch einfacher machen.« Bei diesen Worten warf er Bree einen Blick zu.
»Ich bin gleich nebenan, falls Sie mich brauchen sollten.«
Er winkte ihr mit seinen Wurstfingern zu und betrat dann Brees Büro.
»Guten Morgen«, sagte sie. »Ich habe schon alles vorbereitet.« Sie war stolz darauf, dass sie nicht flüsterte und dass ihre Stimme ruhig klang. Auf dem College hatte sie einen Kurs zum freien Sprechen belegen müssen, und dabei hatten ihre Beine so gezittert, dass man es ihrer Stimme anhören konnte. Heute war das anders.
»Sie sind so tüchtig, Bree.«
Vermutlich sollte Erin hören, wie höflich er zu ihr war.
Dann schloss er die Bürotür. Auf einmal wurde ihr schlecht.
Bitte zwing mich nicht dazu!
»Es macht Ihnen doch nichts aus, dass ich die Tür schließe, oder, Bree?« Er lächelte sie mit seinen fleischigen Lippen an. »Wir wollen doch nicht gestört werden oder andere durch unsere Diskussionen stören.«
»Das ist in Ordnung.« Aber sie leckte sich die trockenen Lippen.
Er musterte ihre Stirn, erwähnte die Schramme aber nicht, als wollte er nicht in ihre Dramen mit hineingezogen werden. Dann zog er den Stuhl um den Tisch herum und setzte sich neben sie. »So, das ist doch viel besser. Ich kann mich nicht ständig über den Tisch beugen, um auf den Bildschirm zu sehen.«
Er war ein dicker Mann und quoll aus dem Stuhl wie ein Soufflé, das im Backofen über den Rand der Auflaufform tritt. Sein zerknitterter brauner Anzug roch nach Zwiebeln, und sein Atem war süßlich, weil er offenbar Halsbonbons mit Kirschgeschmack gelutscht hatte.
Aber sie konnte das schaffen. »Womit sollen wir anfangen?«, fragte sie und freute sich wieder darüber, wie ruhig ihre Stimme klang.
Er hatte weder einen Aktenkoffer noch einen Laptop oder auch nur den Brief der Steuerbehörde dabei. Dennoch sagte er: »Mir sind bei den Ausgaben einige zweifelhafte Posten aufgefallen.«
Sie holte tief Luft. Es gab da nichts Zweifelhaftes. Aber er würde sie zwingen, es ihm zu beweisen. Sie schlug den Aktenordner auf, anstatt die Datei auf dem Computer zu öffnen, weil sie nicht wollte, dass er sich zu ihr herüberbeugen musste, um auf den Bildschirm zu sehen. »Welche Posten meinen Sie?«, erkundigte sie sich.
»Fangen wir mit dem Laptop an. Er sollte abgeschrieben und nicht komplett abgesetzt werden.«
Sie schürzte die Lippen. »Das ist ein geringwertiges Wirtschaftsgut, was bedeutet, dass wir ihn auch ganz absetzen können, anstatt ihn abzuschreiben.« Was er eigentlich wissen
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