Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
ein wenig den Kopf sinken, sodass ihr die Haare vor das Gesicht fielen. »Ich habe mir gedacht, ich komme so gegen zehn, erledige alles und versuche, gegen vierzehn Uhr dreißig Feierabend zu machen.« Sie schob sich die Haare hinter das Ohr und sah auf, als müsste sie unbedingt den Blickkontakt herstellen. »Ich kann auch vom Haus meiner Eltern aus arbeiten.«
»Wohnen Sie vorerst bei Ihnen?«
»Ja. Meine Mutter schafft es nicht mehr alleine.« Sie hatte die Finger so ineinander verschränkt, dass sie schon weiß wurden. »Gestern wurde ein Krankenhausbett geliefert. Der Mann war sehr nett, hat es aufgestellt und meinem Vater hineingeholfen. Und es waren auch schon einige Pfleger da …« Sie hielt inne, hatte den Mund noch ein Stück geöffnet, und ihre dunklen Augen sahen aus, als würde sie all die Erniedrigungen vor sich sehen, die ihr Vater durch die Hände von Fremden, und seien sie auch noch so hilfsbereit, erleiden musste.
»Ich kann mir vorstellen, dass das für Sie und Ihre Mutter sehr schwer sein muss. Aber Sie machen das Richtige, Bree, so schwer es auch sein mag.« Erin wusste, dass Bree es noch nicht richtig realisieren konnte. Das konnte niemand. Sie hatte selbst erlebt, wie es war, jemanden zu verlieren, und es gab immer noch Augenblicke, in denen sie etwas entdeckte, das sie an Jay erinnerte, wie seine Lieblingssnacks im Supermarkt, und dann bekam sie auch heute noch weiche Knie. Doch wenn das geschah, zwang sie sich, einfach weiterzugehen und nicht daran zu denken. Irgendwie war es leichter, mit Bree über die Trauer zu reden, und darüber, dass man tun und sagen musste, was das Richtige war.
»Meine Mom ist großartig«, fuhr Bree fort. »Sie ist sehr gelassen. Und mein Dad ist ein ganz besonderer Mann, wissen Sie, und es ist schwer für sie, ihn so sehen zu müssen. Aber er hat die ganzen Jahre über schon dafür gesorgt, dass sie gut versorgt sein wird.«
»Das ist schön. Er ist bestimmt auch sehr stolz auf all das, was Sie erreicht haben.«
Brees Absätze klopften auf den Teppich. »Oh ja! Er war Mechaniker und hatte eine eigene Werkstatt, und er war sehr stolz, als ich meinen Collegeabschluss gemacht habe. Ja, darum ist es mir auch so schwergefallen, zu akzeptieren, dass er bald nicht mehr da sein wird und das alles, weil er ein ganz besonderer Mann ist. Ich weiß einfach nicht, wie meine Mom dann klarkommen wird. Aber ich werde ihr so gut helfen, wie ich nur kann.«
Es lag nicht daran, dass Brees Tonfall irgendwie falsch klang, auch nicht daran, dass sie so schnell sprach oder dass sie mit den Absätzen rhythmisch auf den Teppich klopfte oder dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Es lag vor allem daran, dass Bree sonst nichts erzählte. Sie sagte, was notwendig war. Sie lächelte, wenn es angebracht war. Sie lachte, wenn es von ihr erwartet wurde. Aber sie war nie überschwänglich. Erin konnte sich nicht vorstellen, dass sie je einen Freund gehabt hatte. Sie hatte zumindest nie einen erwähnt. Sie behielt ihr Privatleben für sich, und mehr als eben hatte sie noch nie über ihre Eltern erzählt. Niemals. Es war fast so, als wollte sie die Unentschlossenheit erklären, die sie in den letzten Wochen verspürt hatte, und als würde sie glauben, dass Erin eine schlechte Meinung von ihr hätte.
Aber eigentlich war es doch Erin, die sich dafür entschuldigen musste, dass sie Bree schlecht behandelt hatte. Gegen Ende des letzten Jahres hatte sie gespürt, dass etwas nicht stimmte, aber Bree wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Daraufhin hatte Erin die ganze Sache völlig falsch interpretiert und aufgrund des ganzen Patentstreitproblems, mit dem sie sich zu dieser Zeit rumschlugen, Dinge gesagt, die sie gar nicht so meinte. Da erst hatte ihr Bree gestanden, dass ihr Vater todkrank war.
Das war wie ein Schlag vor den Kopf gewesen.
Zu der Zeit hatte ihr Erin nicht genug Mitgefühl entgegenbringen können, aber jetzt wollte sie Bree unterstützen, so gut sie nur konnte. »Sie müssen überhaupt nicht ins Büro kommen. Wir werden schon damit fertig.«
Bree keuchte auf. »Aber der Geschäftsbericht muss erstellt werden, und es gibt jede Menge zu tun. Und dann ist da ja auch noch die Betriebsprüfung.«
»Schicken Sie Marbury einfach die Akten. Er kann sich darum kümmern. Dafür bezahlen wir ihn schließlich.«
Bree sah plötzlich nach links und rechts, als ob sie dort Antworten finden könnte. »Ich werde ihm alles erklären, was er nicht versteht.«
»Und zeigen Sie Rachel, wie
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