Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
unerschütterlich«, antwortete Bree.
Was nicht unbedingt hieß, dass es ihr gut ging, aber Rachel fasste es so auf. »Sie ist bestimmt froh, dass du ihr zur Hand gehst.«
Bree senkte den Kopf und ließ die Haare ins Gesicht fallen. Dieselbe Unterhaltung hatte sie bereits mit Erin geführt, und da war sie ungewollt ins Plappern geraten. Was sollte das heißen, dass ihr Vater stolz auf sie wäre? Die Worte waren einfach aus ihrem Mund gekommen. Gut, sie wollte, dass Erin all die anderen Sachen vergaß, die sie zuvor gesagt hatte, dass sie sich nicht um ihren Vater kümmern wollte. Das hatte in ihren eigenen Ohren so schlimm geklungen, als wäre sie eine undankbare Tochter.
Erin hatte sich verständnisvoll gezeigt und vorgeschlagen, dass Rachel sie unterstützen sollte. In dem Moment, in dem Erin das angeboten hatte, hätte Bree am liebsten laut aufgeschrien: »Nein, nein, diese Routinesachen mache ich selber.« Sie entspannten sie, sie waren einfach, und sie hatte wenigstens das Gefühl, etwas getan zu haben.
Doch sie musste zugeben, dass ihr die Hilfe vorerst ganz gelegen kam. Im System wurden die Lieferscheine, Empfangsbelege, Bareinzahlungen und Rechnungen gespeichert, und Bree konnte Rachels Eingaben von zu Hause aus überprüfen. Rachel war klug, begierig darauf, etwas Neues zu lernen und neue Verantwortung zu übernehmen.
Brees größtes Problem war, dass sie nur ungern andere um etwas bat, weil sie sich dann verpflichtet fühlte, sich zu revanchieren.
Sie musste aufhören, so zu denken. Erin hatte die Entscheidung getroffen, und jetzt mussten sie damit leben, das Problem war nur, dass Rachel immer sichergehen wollte, dass es allen gut ging. Sie redete gern, verbreitete aber keine Gerüchte oder Klatschgeschichten. Wenn man ihr etwas im Vertrauen erzählte, konnte man sich darauf verlassen, dass sie es für sich behielt. Sie hatte schon gewusst, dass Brees Vater krank war, bevor Bree Erin eingeweiht hatte. Das war ihr in einem dieser stressigen Augenblicke passiert, in denen Bree nicht den Mund halten konnte und in denen sie für kurze Zeit die Kontrolle verlor. Rachel war da und hörte sich alles an, und jetzt schien sie davon auszugehen, dass sie mit ihr reden konnte – und dass Bree Lust hätte, sich mit ihr zu unterhalten.
Wäre Bree ein anderer Mensch gewesen, dann hätte sie durchaus einiges zu erzählen gehabt. Sie hatte Erin zwar oberflächlich informiert, aber sie hätte Rachel von dem großen, freundlichen Mann berichten können, der gestern Morgen das Krankenhausbett gebracht hatte, von seinem netten Südstaatenakzent, der wie eine Melodie klang. Wie er das Bett direkt vor dem Fenster aufgestellt hatte, weil er wollte, dass ihr Vater tagsüber die Sonne auf seiner Haut spüren konnte. Wie leicht es ihm gefallen war, ihren Vater zu tragen, und wie widerstandslos ihr Vater sich das hatte gefallen lassen. Bree hatte von der anderen Seite des Schlafzimmers aus zugesehen, damit sie nicht aus dem Fenster schauen musste. Als der Mann fertig war, hatte ihn Bree wie ein schwanzwedelnder Welpe, der um Aufmerksamkeit bettelt, bis zu seinem Wagen begleitet, ihn nicht gehen lassen wollen, weil sie diesen Kontakt brauchte, selbst zu einem Fremden, jemandem, der geholfen hatte. Sie hatte beinahe geweint, als er wegfuhr und sie mit ihrer Mutter und ihrem sterbenden Vater alleine ließ.
Doch Bree hatte nicht vor, Rachel all das zu erzählen. Stattdessen meinte sie: »Ja, wenigstens ist meine Mom jetzt nicht mehr alleine.«
»In diesem Moment schon, und jetzt nerve ich dich auch noch mit Fragen, wo du mir doch alles zeigen sollst, damit du schnell wieder nach Hause kannst.«
Bree verspürte leichte Schuldgefühle. »So habe ich das nicht gemeint.« Eigentlich wollte sie sich gar nicht beeilen, denn dann könnte sie die Heimfahrt noch etwas hinauszögern.
Sie stand vom Schreibtisch auf und deutete auf die oberste Schublade des Aktenschranks. »Kaufbelege, Empfangsbescheinigungen und Lieferantenrechnungen kommen hier rein. Du gleichst die Auftragsbestätigung mit dem Empfänger ab und danach mit der Rechnung, sobald du sie erhalten hast. Ich lege auch immer eine Kopie des Schecks in die Lieferantenakte. Dasselbe machst du mit den Außenständen.« Sie tippte die nächste Schublade an. »Kundenbestellungen, abgeglichen mit den Lieferanten und den Rechnungen, dann eine Kopie des auf uns ausgestellten Schecks.« Bei diesen Worten setzte sie sich wieder.
»Das klingt doch ganz einfach.«
»Ist es auch. Das
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