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Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)

Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Haynes
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gebracht.
    Niemand hatte sie je einfach nur geküsst. Die Männer, mit denen sie zusammen gewesen war, nutzten Küsse als Bestrafung oder als Belohnung, wie ein Tätscheln des Kopfes. Niemand hatte sie geküsst, nur um sie zu küssen. Als ob ihr Geschmack etwas Besonderes wäre. Ihr war bis zu dem Moment, in dem Luke sie geküsst hatte, gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte. Genauso wenig hätte sie im Traum daran gedacht, dass ihre beste Verabredung mal in einem Bowlingcenter stattfinden würde.
    Beinahe hätte sie laut aufgelacht. Ihre Mutter würde ausflippen, wenn sie hörte, dass sie Pizza in einem Bowlingcenter einem Fünf-Gänge-Menü in einem eleganten Restaurant vorgezogen hatte.
    Bree stand im leeren Flur und lauschte dem Regen, der auf das Dach prasselte und die Regenrinnen hinablief. Mit Ausnahme dieser Geräusche war es totenstill im Haus. Was für ein passender Begriff! Ihr Vater lag ja auch gerade im Sterben, und sie hatte das Gefühl, dass die Lebensgeister ihrer Mutter mit ihm starben.
    Vielleicht bedeutete es aber auch nur, dass ihre Mutter bald frei wäre.
    Leise ging sie durch den Flur in Richtung der Schlafzimmer. Alle Zimmer lagen im Dunkeln, und sie verspürte den Drang, einfach in ihr Zimmer zu gehen und die Tür zu schließen.
    Stattdessen durchquerte sie den Flur und stand schließlich vor der Schlafzimmertür ihrer Eltern, die sie auf schauerliche Weise anzustarren schien. Sie zwang sich, den Fuß über die Schwelle zu setzen. Das Krankenbett ihres Vaters zeichnete sich vor dem verregneten Himmel ab. Und vor dieser Silhouette stand ihre Mutter. Hinter ihr leuchtete eine kleine Lampe auf einem der Nachttische und erhellte das Gesicht ihres Vaters.
    Bree hätte schwören können, dass sie Stimmen hörte, als wäre ihr Vater aus dem Halbkoma erwacht, in dem er die letzten sechsunddreißig Stunden gelegen hatte.
    Aber nein, als sie näher kam, wobei ihre Füße auf dem Teppich keinerlei Geräusch machten, konnte sie nur die Stimme ihrer Mutter hören, die leise Worte murmelte, kaum hörbar, aber dennoch da.
    Bree versuchte, sie zu verstehen. Ihr war, als würden sie den Sinn des Lebens und des Todes enthalten.
    Bis sie sie schließlich trotz des prasselnden Regens verstehen konnte. »Stirb, du Arschloch, stirb endlich!«
    Noch nie im Leben hatte sie dieses Wort aus dem Mund ihrer Mutter gehört.
    Einen Augenblick lang hörte sie nichts als das Tosen in ihren Ohren, als stünde sie unter einem großen Wasserfall, und sie brachte keinen Ton heraus. Dann stand sie auf einmal neben ihrer Mutter, und der ausgemergelte, schlaffe Körper ihres Vaters lag vor ihnen. Er bewegte sich nicht, nur seine Augen zuckten unter den halb geöffneten Lidern hin und her.
    War es das, was ihre Mutter in den letzten Tagen getan hatte: an seinem Bett zu sitzen und ihn anzuflehen zu sterben?
    »Wenn du das so siehst, warum hast du ihn dann nie verlassen?«
    Ihre Mutter zuckte nicht zusammen und drehte sich auch nicht um. »Weil ich Angst hatte«, antwortete sie.
    »Ich auch, Mom«, flüsterte Bree nach einer Weile, in der nichts außer dem Plätschern des Regens und dem abgehackten Atmen ihres Vaters zu hören war.
    Dann sprach ihre Mutter erneut. »Ich habe immer geglaubt, dass das, was da draußen ist, viel schlimmer ist, daher bin ich bei ihm geblieben.«
    »Es ist nicht schlimmer«, erwiderte Bree so leise, dass sie schon glaubte, ihre Mutter könne es gar nicht hören.
    Aber sie hatte es verstanden. »Ich habe mein Bestes gegeben, Brianna.«
    Bree wollte ihr sagen, dass sie sie verstand. Aber sie tat es nicht. Vermutlich würde sie es nie tun. Sie standen neben seinem Bett, neben dem Mann, der so lange das Wichtigste in ihrem Leben gewesen war, dass sie beide nicht wussten, wie es ohne ihn weitergehen sollte. Er war alles, was sie je gekannt hatten. Wie sollte man die Freiheit erkennen, wenn man nicht wusste, wie sie aussah?
    Schließlich nahm Bree die Hand ihrer Mutter und hielt sie fest. »Wir werden ihm gemeinsam beim Sterben zusehen.«
    Ihre Mutter drückte ihre Hand. Mit ineinander verschlungenen Fingern warteten sie.
***
    Um acht Uhr am Sonntagmorgen warteten sie noch immer. Bree wäre am liebsten nach draußen in den Schein der aufgehenden Sonne gerannt und hätte sich in das lodernde Licht gestürzt, das alles andere verblassen ließ. Aber es gab kein Entrinnen. Sie hatte die Hand ihrer Mutter ergriffen und gesagt, dass sie es gemeinsam durchstehen würden, und jetzt konnte sie

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