Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
aussprechen sollte. Bis sie die Leiche fortgeschafft haben? Oder besser: Bis das Arschloch aus dem Haus ist? Sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte. Sie wusste nur, dass es ihr falsch vorkam, ihre Mutter jetzt alleine zu lassen. Schließlich hatte sie nicht alleine sein wollen, wenn er starb, wie konnte sie es dann mit der Leiche im Haus aushalten?
»Geh du nur! Ich komme schon klar.«
Es war falsch. Es war schlecht. Es war einfach nur seltsam. Aber nachdem sie den Toast gegessen und den Saft und den Kaffee ausgetrunken hatten, ließ Bree ihre Mutter mit ihrem toten Ehemann alleine.
Sie konnte nicht mehr klar denken. In ihrer Handtasche steckte tatsächlich eine Einkaufsliste. Ihre Mutter hatte es zwar nicht in Worte gefasst, aber Bree wusste, dass sie erst wiederkommen sollte, wenn das Haus leer war.
Ihre Hände lagen zitternd auf dem Lenkrad, und sie stellte die Heizung auf die höchste Stufe. Nach den vielen Regentagen blendete sie die Sonne auf dem Asphalt. Sie konnte nicht zum Supermarkt fahren. Sie konnte nicht an einem Sonntagmorgen, wenn all die Mütter, die Kinder und die Familien dort waren, einkaufen gehen. Früher wären sie alle in der Kirche gewesen, aber heutzutage waren die Geschäfte immer voll, egal, welcher Wochentag gerade war. Sie konnte nicht Brokkoli, Bananen, Äpfel und Haferflocken kaufen, wenn all die Leute um sie herum so taten, als wäre dies ein stinknormaler Tag.
Bitte zwing mich nicht dazu!
Komisch, sie hatte geglaubt, dass die Mädchenstimme in ihrem Kopf verschwinden würde, sobald er tot war. Auf einmal durchlief sie ein Schaudern, sie hatte unter der Jacke Gänsehaut auf den Armen und befürchtete, ihre Stimme nie wiederzufinden. Nie, nie, nie. Panik stieg in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu. Versehentlich fuhr sie über eine gelbe Ampel, die schon rot war, als sie auf die Kreuzung fuhr, und ein wütender Autofahrer hupte.
Lass mich gehen, lass mich hier raus!
Wenn sie nicht zum Supermarkt fuhr, gab es nur einen anderen Ort, zu dem sie gehen konnte. Ein einziger Ort, zu dem sie fahren musste. Eine Person, die sie unbedingt sehen musste.
Luke ging die Vorstandssitzung noch einmal durch, konnte sich aber nicht konzentrieren. Nicht nach dem vergangenen Abend mit Bree. Er wollte Perfektion, und genau das hatte er bekommen. Auch wenn er sich einzureden versuchte, dass der Teil von ihr, den sie ihm bisher gezeigt hatte, ausreichte, wusste er doch, dass es nie genug sein würde. Nach der letzten Nacht gierte er nach mehr, nach ihrem strahlenden Lächeln, der multiplen Persönlichkeit, die unter der Fassade lauerte. Sie stellte eine seltsame Mischung dar, war unterwürfig, aber dennoch fordernd, bereit, alles zu tun, was er von ihr verlangte, während sie dennoch die Kontrolle behielt.
Er hatte sie am vergangenen Abend und an diesem Morgen auf dem Handy angerufen, doch sie hatte es ausgestellt.
Seit Donnerstag ging sie nicht mehr ans Telefon, wenn er anrief. Trotzdem hatte sie die Verabredung nicht abgesagt. Er fragte sich, wie es ihrem Vater ging und ihrer Mutter. Ob es für sie wirklich in Ordnung gewesen war, dass Bree ausgegangen war. Was geschah gerade in diesem Haus? Er musste es wissen, er musste sicherstellen, dass er für Bree da war, wenn sie ihn brauchte.
Als er gerade zum Telefon greifen wollte, klingelte es an der Tür. Vermutlich war es Redfield von nebenan, der sich die Heckenschere oder den Laubbläser oder ein anderes der zahlreichen Gartenwerkzeuge ausborgen wollte, die Redfield sich nie kaufte, weil Luke sie ja alle besaß. Nach der Scheidung hatte Luke das Haus und fast alles darin behalten, da Beth lieber in eine kleine Wohnung ziehen wollte, die weniger Arbeit machte. Allerdings besuchte er sie von Zeit zu Zeit, wenn es etwas zu reparieren gab, einen tropfenden Wasserhahn oder ein verstopftes Rohr. Er besaß all das erforderliche Werkzeug, das sich Redfield natürlich auch ständig borgte.
Er sprach, bevor er die Tür ganz geöffnet hatte. »Was willst du dir jetzt wieder ausleihen, Redfield?«
Doch vor ihm stand Bree. Die Ringe unter ihren Augen waren dunkler als sonst und betonten ihre blasse Haut. Sie trug noch dieselbe Kleidung wie vergangene Nacht, und der Blazer sah zerknittert aus.
»Was ist denn los, Bree?« Er zog sie ins Haus. Sie war noch nie bei ihm aufgetaucht, ohne vorher anzurufen. »Geht es deinem Vater gut?« Was für eine idiotische Frage, der Mann lag im Sterben.
»Alles ist bestens«, erwiderte sie, ohne ihm in die Augen zu
Weitere Kostenlose Bücher