Zähme mich!: Erotischer Roman (German Edition)
einer Apotheke abgegeben und dann die ganzen Tüten aus ihrem Wagen beim Roten Kreuz abgeliefert. Am Nachmittag wollte ihre Mom die Sachen aus ihrem eigenen Wagen ebenfalls wegbringen. Dann wären sie wirklich fertig.
Bree spürte überhaupt nichts. Sie war nur etwas erstaunt, dass es so einfach war, all seinen Besitz wegzugeben. Und sie fühlte sich schuldig, weil sie glaubte, irgendetwas fühlen zu müssen , was sie jedoch nicht tat. Ihre Mutter schien diese Schuldgefühle nicht zu haben.
Während sie lange Sekunden auf den Computermonitor starrte, nachdem Rachel gegangen war, und ihre Finger über der Tastatur schwebten, wurde ihr auf einmal klar, warum sie nicht gesagt hatte, dass ihr Vater tot war. Weil sie nicht nach Hause gehen wollte. Ihre Mutter jagte ihr eine Heidenangst ein. Es war Montag, der Tag, nachdem er gestorben war, und ihr Verhalten war nicht normal, und dennoch merkte Bree, wie sie ganz darin aufging. Es war, als würden sie überlegen, was sie noch rauswerfen konnten, das mit ihm zu tun hatte.
Das Puppenhaus. Sie hätte es am liebsten in Stücke gerissen. Aber sie wollte nicht einmal in seine Nähe gehen. Noch nicht. Vielleicht niemals. Konnte sie einen Molotowcocktail hineinwerfen? Vielleicht würde es sich auch einfach auflösen, wenn sie es lange genug draußen dem rauen Wetter überließ. Auf jeden Fall wollte sie nicht nach Hause, zumindest nicht in das Haus ihrer Mutter.
Aber wenn sie erfuhren, dass ihr Vater tot war, dann würden Erin und Dominic sie wieder dorthin schicken. Als sie im vergangenen Jahr Jay verloren hatten, waren beide zwei Wochen lang nicht zur Arbeit gekommen. Und als sie es schließlich taten, hatten sie verweinte Augen. Sie waren bis heute verändert, auch wenn sie nicht mehr wie am Anfang jede Sekunde trauerten. Manchmal wirkten sie sogar wieder fröhlich, besonders seit Jahresbeginn. Doch die Trauerfalten rings um Erins Mund würden nie wieder verschwinden, und Bree hatte den Blick in ihren Augen gesehen, wenn sie Jays Foto auf ihrem Schreibtisch ansah, voller Liebe, aber auch einer Trauer, die nie aufhören würde.
Bree fühlte sich ganz und gar nicht so. Deshalb würden sie sie bestimmt für herzlos halten. Oder für verkorkst. Was wäre, wenn sie ihnen erzählte, dass ihre Mom seine Sachen bereits weggeworfen hatte? Großer Gott, darüber mochte sie nicht einmal nachdenken!
Wenn sie irgendwohin gehen könnte, dann wäre sie am liebsten zu Luke gegangen. Sie hätte sich in sein Bett gelegt und wäre in seinem Geruch versunken. Selbst wenn er gar nicht da wäre. Wenigstens würde sie ihn an diesem Abend sehen. Er hatte versprochen vorbeizukommen. Wenn Luke da war, würde sie auch mit ihrer Mom und dem Haus fertig werden.
Das Telefon klingelte. Bei der unerwünschten Störung zuckte sie beinahe zusammen. Ihr Herz raste, als sie den Hörer abnahm.
»Ah, Bree«, sagte Denton Marbury mit seiner wie immer viel zu lauten Stimme. Sie hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg, damit ihr nicht das Trommelfell platzte. »Ich habe Ihnen mehrere Nachrichten hinterlassen, Bree. Sie haben mich nicht zurückgerufen.«
Tja, ich war mit meinem sterbenden Vater beschäftigt. Das sagte sie natürlich nicht, auch wenn sie ihn gerne schockiert hätte. Bei Denton Marbury, einem Mann mit einem Fell so dick wie bei einem Gürteltier, hätte es vielleicht nicht einmal funktioniert. »Ich war sehr beschäftigt, Mr. Marbury, aber ich hätte Sie auf jeden Fall heute noch angerufen«, log sie. Sie hatte vergessen , einen Termin mit ihm zu machen, obwohl er das bei ihrem Treffen in der Woche zuvor von ihr verlangt hatte. Und sie fühlte sich nicht einmal schlecht deswegen.
»Ich habe Ihre Akten durchgesehen«, sagte er.
Bei diesen Worten überkam sie das Gefühl, er hätte eine Grenze übertreten, das sie jedoch schnell unterdrückte. Er sollte ihre Akten durchsehen, aber es gefiel ihr dennoch nicht, dass seine schleimigen Flossen irgendetwas berührten, was ihr gehörte. »Haben Sie irgendwelche Fragen?« Natürlich hatte er die. Er hatte immer Fragen, fand Fehler oder machte Vorschläge, wie sie etwas besser machen konnte.
»Wir müssen uns mal ernsthaft über Ihre Vorgehensweise unterhalten, bevor wir uns überhaupt auf diese Betriebsprüfung vorbereiten können.«
Sie verdrehte die Augen und rieb sich die Schläfen. »Ich kann Ihnen Ihre Fragen sofort beantworten.«
»Oh nein, nein, nein«, erwiderte er. »Das müssen wir von Angesicht zu Angesicht erledigen. Sie haben wohl
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