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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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ab, wischte ihr die Tränen weg und gab ihr Scotch zu trinken, aber er ließ sich nicht anfassen und wollte sie nicht befreien.
    Wenn sie zur Toilette musste, löste er ihre Fesseln und trug sie hin. Dort wartete er vor der Tür, um sie zurückzubringen und wieder ans Bett zu binden. Sie bat ihn, die Bänder weniger fest zu knoten, und er zog sie noch straffer. Sie wurde bewusstlos.
    Dann wachte sie auf, als er ihr Gesicht küsste.
    »Liebst du mich?« Wie eine sich überschlagende Welle hing er über ihr.
    »So sehr.«
    »Porphyria betete mich an; mir schwoll das Herz vor Staunen unsagbar, dieweil ich mich frug, wie ich’s nehmen soll. In diesem einzigen Moment, da war sie mein, mein und so schön und gut und rein. Und ich ergriff ihr wunderschönes Haar.«
    »Willst du mich erwürgen?«
    »Nur, wenn du in Panik gerätst.« Seine Hand schloss sich um ihre Kehle, und Sarah wollte etwas sagen, aber es ging nicht. Er löste seinen Griff. »Wenn du dich wehrst, erstickst du. Ganz einfach. Jetzt sei schön brav und halt still.«
    Wieder legte er ihr die Hand um den Hals und Sarah machte die Augen zu. Sauerstoffmangel durchströmte sie, und sie sank gelassen in die Tiefen des grünen Ozeans. Er drang in sie ein, und es war ein wunderbares Gefühl, dass er zusammen mit ihr dahinschwamm. Sie kämpfte gegen die Ohnmacht an und konzentrierte sich auf die Empfindungen in ihren Schenkeln und die Worte, die er ihr zusammen mit seinen Küssen ins Haar flüsterte. Aber es fiel ihr schwer, ihn zu verstehen; es fiel ihr schwer, nicht den Faden zu verlieren. Immer wieder wurde sie von der Strömung abgetrieben, und seine strengen Worte zerrten sie zurück und zwangen sie, sich festzuhalten. Sie strengte sich an, seiner Aufforderung zu folgen und ihn mit aller Kraft zu umklammern, als wäre sein Schwanz der Ast über den Stromschnellen, den sie nicht loslassen durfte, wenn sie nicht ertrinken wollte. Wenn sie ihn umschloss und fest genug presste, würde sie überleben.
    Ihre Gliedmaßen waren gelähmt, und daher hielt sie sich von innen her fest, doch zugleich wusste sie, dass es nur ein Trick war und dass sie noch schneller ertrank, wenn sie ihn weiter in sich hineinzog.
    Dann merkte sie, dass der Tod nicht mehr fern war, denn als er ihre Augen aufdrückte, sah sie nur Schwarz, und sie konnte Daniels Anweisungen nicht mehr hören. Sie sah nur Schwärze und hörte sie auch, das Rauschen des Nichts, das nicht nur um sie war, sondern auch in ihr. Sie war nichts, schwebte im Nichts, hörte nichts. Dann raste plötzlich ein gleißendes Licht heran, und sie war alles, fühlte alles, hörte alles. Sie wurde in zwei Teile gerissen, und als sich ihr Körper bis nach unten öffnete, schrie Daniel und stürzte in sie hinein. Auch Sarah schrie, weil es zu hell und zu heiß war und die Krämpfe nicht nachlassen wollten, selbst nachdem er aus ihr herausgeglitten war und sie wieder atmen konnte. Es war, als hätte er seine glühenden Würgefinger direkt auf ihre Nervenenden gepresst und als stünde ihr Körper unter Schock, weil er es nicht gewöhnt war, ohne Haut berührt zu werden. Als die Spasmen endlich aufgehört hatten, band er sie los, und sie rollte sich zwischen seinen Beinen zu einer Kugel zusammen und schlief den tiefen Schlaf der Unschuldigen.
    Sarah erwachte auf dem Boden von Daniels Küche. Daniel schnarchte neben ihr, das linke Bein lag auf ihrem Bauch und drückte ihr die Rippen zusammen. Neue Liebe drängte aus ihrer Brust, obwohl die schon zum Bersten voll mit Liebe war.
    Sanft hob sie sein Bein an und glitt unter ihm hervor.
    Ächzend drehte er sich auf die Seite.
    Sie wusste nicht mehr, wie sie auf dem Küchenboden gelandet waren, weil die Ereignisse in ihrem Kopf zu einem wirren Wust verschwommen waren. Ihre letzte klare Erinnerung war, dass sie gestorben und wiedergeboren worden war. Danach folgten nur noch einige scharfe, brutale Bilder, die zu einem bizarren Drogentraum zu gehören schienen. Mühsam stieg sie über den Schlafenden. Alles tat ihr weh.
    Sarah fand den Kaffee und schaltete die Maschine ein, um Daniel mit dem Geräusch und dem Duft sanft aufzuwecken. Als sie den Kühlschrank öffnete, streifte sie eine Erinnerung: Sie hatten Hunger gehabt und waren hierher gekommen. Dann hatte sie etwas abgelenkt – sie hatten sich gegenseitig abgelenkt. Sarah hatte keine Ahnung, wie lang das jetzt her war, aber ihr war schon ganz schwindelig vor Hunger. Sie fand eine Packung Croissants im Gefrierschrank und warf sie in die

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