Zaertlich beginnt die Nacht
sich. „Wissen Sie, ich denke …“ Ich denke, das ist ein guter Vorschlag. Das war es, was er jetzt antworten sollte. Sagen jedoch hörte er sich: „Ich denke, ich sollte erst einmal nachsehen, ob es noch regnet.“
Vicki konnte gar nicht überraschter sein als er. Aber verdammt, er wollte diese Frau nicht.
Keinen billigen Ersatz, dachte er, als die Musik wieder schneller wurde und sein Verlangen, das er schon den ganzen Tag unterdrückte, mit aller Macht aufloderte.
Er wusste genau, was er wollte, was er brauchte. Es musste eine Möglichkeit geben; irgendetwas würde ihm einfallen, um …
Nicolo schnappte nach Luft. Er blieb mitten im Tanz stehen, überließ anderen Paaren den Raum.
Da war sie!
Die Frau, die ihn wahnsinnig machte! Dieses Mal nicht im schwarzen Wildledermantel, sondern in einem knappen roten Seidenkleid. Keine Stiefel, sondern hochhackige Riemchensandaletten. Sie tanzte, wenn man es denn tanzen nennen wollte. Sie bewegte sich aufreizend in den Armen eines Mannes, mit wogendem Busen, rotierenden Hüften, und lächelte dem Mann in die Augen …
Das Lächeln, das sie ihm verweigert hatte.
„Nicolo?“
Vicki, oder wie immer sie heißen mochte, sagte etwas und legte ihre Hand auf seine Brust. Er schob sie fort. Ließ sie mit ten auf der Tanzfläche stehen.
Der kultivierte Teil seines Bewusstseins, der Ergebnis dieses Jahrhunderts war, wusste, dass er irrational reagierte. Aber der andere Teil, der primitive, der elementar männliche Teil flüsterte ihm zu: Das ist es, was ich will, und ich werde es mir holen.
Dieses Flüstern hallte laut wie Donnergrollen in seinem Kopf. Die Musik wurde frenetisch, passend zu der Wut, die Nicolo in sich fühlte.
Das Schicksal mit seinen Launen hatte dieses Mal zu seinen Gunsten entschieden. Die Frau, die ihn zum Narren gehalten hatte, war hier.
Jetzt würde er sich revanchieren.
Rücksichtslos bahnte er sich einen Weg durch die tanzende Menge, den Blick nicht von seinem Ziel abwendend. Sie hatte ihn nicht gesehen. Umso besser. Er wollte bei ihr sein, bevor sie Zeit zum Nachdenken hatte.
Doch er hatte den Abstand erst um die Hälfte verkürzt, als sie plötzlich mit dem Tanzen aufhörte. Ihr Tanzpartner sagte etwas zu ihr, sie reagierte nicht. Stattdessen befreite sie sich aus seinen Armen und stand abwartend da, wie ein scheues Reh am Rande der Lichtung, das die Gefahr witterte.
Eine Sekunde, eine Minute, eine Ewigkeit verging, dann wandte die Blonde den Kopf und schaute direkt in Nicolos Richtung.
Er lächelte ein ungutes Lächeln, mit zusammengepressten Lippen.
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück.
Wieder musste er an das Reh denken. Lauf, dachte er.
Und als hätte sie seine Gedanken gelesen, drehte sie sich um und floh.
Nicolo zögerte nicht. Er folgte ihr.
3. KAPITEL
Unmöglich! In einer Stadt von der Größe New Yorks lief man nicht zweimal am Tag dem gleichen Mann über den Weg!
Im ersten Moment glaubte sie, es müsse sich um eine Verwechslung handeln. Es gab schließlich ziemlich viele dunkelhaarige, attraktive Männer in dieser Stadt. Doch ein zweiter Blick ließ ihre Hoffnung platzen. Es war der anmaßende Supermacho, der sie heute Nachmittag geküsst hatte.
Kein anderer Mann fiel einem so direkt ins Auge. Er mochte ein Widerling sein, aber er sah einfach umwerfend aus.
Schon die ganze Zeit über hatte sie, … ja, was? Eine Ahnung gehabt? Sie glaubte nicht an so einen Unfug, aber wie sonst ließe sich dieses kitzelnde Gefühl auf ihrem Nacken erklären. Dieses Gefühl, dass sie mit Blicken verfolgt wurde, während sie mit Tom oder Tim tanzte – Himmel, sie hatte sich nicht einmal den Namen des Mannes gemerkt, der ihr einen Drink spendiert hatte.
Er war nett, sah gut aus und strengte sich an, sie zu beeindrucken.
Und vor allem war er kein Fremder, der sie packte, küsste und ihr in die Augen sah, als wolle er sich für immer in ihre Erinnerung einbrennen.
Sie hasste solche Neandertaler, ganz gleich, wie gut ein solcher Neandertaler auch aussehen mochte.
Aimee war heute Abend hierhergekommen, um Spaß zu haben. Um sich einen Mann zu angeln. Um sich zu amüsieren.
Nur, sie amüsierte sich nicht. Sie verabscheute Läden wie die sen hier. Die Räumlichkeiten selbst waren beeindruckend, sicher. Aber der Lärmpegel. Die Lichter. Die Menschenmenge. Das hektische Balzverhalten!
Nun, es war nicht die richtige Zeit für anthropologische Studien. Also hatte sie Jen zugestimmt, als diese die Location als
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