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Zaertlich beginnt die Nacht

Zaertlich beginnt die Nacht

Titel: Zaertlich beginnt die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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absolut fantastisch bezeichnete. Sie hatte gelacht, wenn jemand eine witzige Bemerkung machte. Hatte dem gut aussehenden Tom oder Tim oder Ted erlaubt, ihr eine Margarita zu bestellen, hatte geschmeichelt gelächelt, als er sie mit Komplimenten überschüttete, und sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen lassen. Und sie hatte versucht, nicht jedes Mal zusammenzuzucken, wenn er sie „Baby“ nannte.
    Aimee hatte sich also wirklich bemüht, sich zu amüsieren. Doch wenn sie ehrlich war, wollte sie einfach nicht länger hierbleiben. Sie gehörte nicht zu dieser Szene. Und ganz bestimmt wollte sie nicht mit Tom/Tim/Ted oder irgendjemand anderem nach Hause gehen und bedeutungslosen Sex haben.
    Für sie war Sex nie bedeutungslos. Wie, um alles in der Welt, war sie nur auf die Idee verfallen, dass es ausgerechnet heute gut für sie sei, mit einem Mann zu schlafen, den sie nicht kannte?
    Weil du hofftest, es würde dich den Fremden vergessen lassen. Den, der dich geküsst hat, als hätte er das Recht, alles mit dir zu machen, was er will.
    Alles, was du willst.
    Diese leise Stimme hörte sie genau in dem Moment, als sie das Prickeln auf ihrem Nacken spürte. Sie drehte sich um … und sah ihn an. Sah die Wut in seinen Augen.
    Wut? Er war wütend auf sie? Das war doch die Höhe! Er hatte sie nicht nur angerempelt, er hatte sie auch belästigt. Mit seiner Arroganz. Mit seinem unverschämten Kuss.
    Alles um sie herum verstummte, erstarrte. Die Musik, die Leute … die Welt. Aimee musste sich zusammennehmen, um nicht davonzurennen. Der Ausdruck in seinen Augen flößte ihr Angst ein. Viel schlimmer jedoch war die Hitze, die jäh durch ihre Adern schoss.
    Dann änderte sich dieser Ausdruck in seinen dunkelblauen Augen, wurde zu etwas typisch Männlichem, das sie zutiefst verachtete: die Entschlossenheit zu dominieren. Im und außerhalb des Bettes.
    Die Knospen ihrer Brüste richteten sich auf, im Zentrum ihres Bauches meldete sich ein Ziehen. Sie drehte sich um und floh.
    Ohne auf den Protest der Leute zu achten, drängelte sie sich durch die tanzende Menge. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen.
    Gerade noch rechtzeitig erblickte sie das kleine Neonschild, das die Tür zu den Waschräumen für Herren und Damen markierte. Jen hatte sie vorhin mit hierhergeschleift und die pompöse Ausstattung mit einem: „Das sieht nicht aus wie eine Toilette“, kommentiert.
    Jetzt wurde sie zu einem Refugium für Aimee.
    Mit fahrigen Fingern wollte Aimee hinter sich abschließen, doch da flog die Tür schon auf. Aimee wich zurück, klammerte sich mit verkrampften Fingern an den Rand des Waschbeckens, stieß mit dem Ellbogen gegen eine Flasche. Flüssigseife, Körperlotion, egal, es war eine Waffe. Sie griff nach ihr.
    „Wagen Sie es nicht“, presste sie hervor.
    Ihre Stimme zitterte. War das der Grund, weshalb dieses winzige Lächeln um seine Lippen spielte?
    „Verschwinden Sie. Lassen Sie mich sofort in Ruhe. Oder ich schreie!“
    Er lachte, und sie konnte es ihm nicht einmal verdenken. Niemand würde sie hören, nicht bei der Musik, die das ganze Gebäude erfüllte wie ein überdimensionaler Herzschlag.
    Sie hob die Hand mit der Flasche. „Noch einen Schritt, und ich schlage sie Ihnen über den Kopf.“
    Noch immer lachte er. „Das mit dem Schlagen hatten wir doch schon.“
    „Ich meine es ernst. Schließen Sie diese Tür wieder auf und verschwinden Sie, sonst …“
    Er kam auf sie zu. Sie warf die Flasche nach ihm, die an ihm vorbeiflog und an der Wand zerschellte.
    „Hören Sie“, sie hasste sich dafür, dass ihre Stimme bebte, „das heute Nachmittag war ein unglückliches Missverständnis …“
    „Das dachte ich anfangs auch“, unterbrach er sie geradezu freundlich, wie im lockeren Konversationston. „Ich sagte mir, es ist nicht wichtig. Das ist einfach nur ihre Art, wie sie mit Männern umgeht. Dennoch“, fuhr er fort, „ärgerte es mich irgendwie den ganzen Tag. Dass eine Frau so unhöflich sein sollte, so grob.“
    „Ich habe überhaupt nichts gemacht! Es ist einfach passiert.“
    „Richtig.“ Er nickte. „Es ist einfach passiert. Ich bin zu der gleichen Auffassung gekommen.“
    Jetzt stand er direkt vor ihr, so nahe, dass sie den Kopf zurücklehnen musste, um seine Augen sehen zu können. Selbst mit den hohen Absätzen war er um einiges größer als sie.
    „Aber dann sah ich Sie hier.“
    „Sie sind mir gefolgt!“
    „Sie haben eine zu hohe Meinung von sich, cara . Glauben Sie wirklich, ich hätte nichts

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