Zaertlich beginnt die Nacht
James es zur Sprache brachte. Diese ganze Show mit der Empörung heute Morgen, die gespielte Verachtung für ihren Großvater. Nicolo Barbieri hatte nur einen Vorwand gebraucht, als Besänftigung für sein Ego. Und sie und der Anrufbeantworter hatten ihm diesen Vorwand geliefert.
Sie war schwanger mit seinem Kind. Da konnte er sich ganz als der galante Ehrenmann aufspielen.
Doch der dunkle Prinz war ungefähr so galant wie ein absoluter Monarch aus dem fünfzehnten Jahrhundert, der die Vor- und Nachteile einer Verbindung genau abwog. Allerdings gab es einen wesentlichen Fehler in seiner Kalkulation: Sie war keine Prinzessin, sie lebte nicht nach den Gesetzen in James Blacks Königreich. Niemand konnte sie zu einer Heirat zwingen.
„Nun, cara ? Hat mein Antrag Ihnen die Sprache verschlagen? Oder soll ich Ihr Schweigen als Zustimmung werten?“
Ironie troff aus jedem seiner Worte, aber seine Augen blickten voller Aufmerksamkeit. Er konnte sich doch denken, dass sie nicht einwilligen würde. Aber vielleicht auch nicht. Nicolo Barbieri war selbstherrlich genug, um sich einzubilden, dass sein Heiratsantrag – wenn man es denn so nennen wollte – der Traum einer jeden Frau sein musste.
Fast hätte sie erneut gelacht. Nicolo stand eine Riesenüberraschung bevor!
Aimee warf den Kopf zurück. „Im Gegenteil, ich hätte eine Menge zu sagen, aber um uns beiden Zeit zu sparen, bleibe ich bei einem knappen ‚Nein danke‘. Ach, und wenn Sie hinausgehen, passen Sie auf, dass Ihnen die Tür nicht in den Rücken schlägt.“
Nicht sehr originell, aber unmissverständlich. Allerdings wäre es Aimee lieber gewesen, wenn er eine Reaktion zeigen würde. Doch da kam nichts, kein Erstaunen, kein Ärger, nichts. Er behielt nur dieses unverschämt arrogante Lächeln bei.
„Antrag ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung“, meinte er glatt.
„Darin zumindest sind wir uns einig. ‚Dekret‘ passt wohl eher.“ Auch Aimee lächelte. „Das Problem ist nur … Sie mögen ein Prinz sein, aber ich gehöre nicht zu Ihren Untertanen. Ihre Anordnungen interessieren mich nicht.“
„Dabei wollte ich nur galant sein.“ Da war es wieder, dieses aufreibende Lächeln, das um seine Lippen spielte. „Wirklich zu schade, Aimee. Der kürzeste Weg zum Ziel ist immer der gerade.“
„Und der Weg zur Tür liegt direkt hinter Ihnen, Sie brauchen sich nur umzudrehen. Leben Sie wohl, Nicolo. Ich kann nur hoffen, es bleibt mir erspart, Ihnen noch einmal zu begegnen.“
Noch immer keine Reaktion. Merkte der Mann denn nicht, dass er beleidigt wurde?
Scheinbar nicht. Denn statt zur Tür zu gehen, zog er einen flachen Terminkalender hervor und blätterte mit konzentriert gerunzelter Stirn darin herum.
„Mittwoch“, sagte er schließlich. „Oder Moment, nein …“ Er nickte, kritzelte etwas auf das Blatt. „Mittwoch muss ich in Rom sein. Aber morgen bin ich frei.“ Er verstaute Kalender und Stift in der Tasche und sah Aimee auffordernd an. „Passt zehn Uhr morgens?“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie überhaupt sprechen.“
„Von unserer Hochzeit, cara . Worüber reden wir denn die ganze Zeit?“
Aimee begann zu lachen. Immerhin reagierte er jetzt auf sie.
„Sie finden das amüsant?“
„Nicht amüsant, sondern unglaublich“, stellte sie richtig. „Mag ja sein, dass man sich allgemein überschlägt, um Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen, Hoheit, aber …“, ihr Lachen erstarb, ihre Miene war jetzt so regungslos wie seine, „… ich werde Sie nicht heiraten.“
„Sie sind schwanger.“
„Genau. Ich bin schwanger. Und ich werde entsprechend mit der Situation umgehen.“
„Was ist mit meiner Verantwortung?“
„Gerade eben sprachen Sie noch davon, dass es meine Entscheidung sei.“
„Ich habe mich geirrt.“ Er richtete sich gerader auf. „Als Mann ist es meine Pflicht, in einer solchen Situation Verantwortung zu tragen.“
Zu jeder anderen Zeit hätte sie bei so einer lächerlichen antiquierten Rede entnervt die Augen verdreht, doch Nicolo meinte es ernst. Oder wollte sich selbst überzeugen, dass er es ernst meinte. Oder er wollte sie überzeugen.
Damit er die Bank ihres Großvaters in die Hände bekam und so den Einfluss und die Macht des Barbieri-Imperiums ausdehnen konnte.
„Wie nett“, spöttelte sie. „Und welch erstaunliche Wandlung zu einem so edlen Geschöpf, wo wir doch beide wissen“, ihr Ton wurde hart, „was für ein Mistkerl Sie in Wahrheit …“ Sie stieß einen gepeinigten Schrei aus,
Weitere Kostenlose Bücher