Zaertlich beginnt die Nacht
zu haben.“
„Habe ich auch nicht“, log sie. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie vor etwas Angst gehabt.“
Nicolo studierte sie genau und war fast bereit, ihr zu glauben. Oder zumindest hatte sie sehr früh gelernt, dass es gefährlich sein konnte, Angst zu zeigen.
Mut, oder vorgetäuschter Mut, war auch oft der Mut der Verzweiflung. Nicolo Barbieri wusste es aus eigener Erfahrung; auf diese Weise hatte er die Armut überlebt. Er nahm an, dass seine Frau sich mit dem gleichen Mittel gegen den Einfluss ihres Großvaters gewehrt hatte, der immer versucht hatte, ihr Leben zu kontrollieren.
Seine Frau. Diese wunderbare, schöne Frau war jetzt die Seine. Hatte er ihr überhaupt schon gesagt, welchen Stolz er empfand, sie als seine Principessa an seiner Seite zu wissen? Hatte er ihr gesagt, dass sie ihre Ehe unter einem unguten Stern begonnen hatten, aber dass er alles tun würde, um Aimee glücklich zu machen? Hatte er sie wissen lassen, dass er nicht die Spur von Reue ihrer Schwangerschaft gegenüber empfand? Im Gegenteil, er …
„ Principe Nicolo, siamo arrivati .“
Nicolo blinzelte. Der Mercedes hatte längst angehalten, Giorgio hielt in militärischer Haltung die Wagentür auf, mit hoch erhobenem Kopf, die Augen geradeaus gerichtet.
Wie oft hatte er dem Mann schon gesagt, dass er keinen Wert auf diese übertriebenen Respektserweisungen legte? Und diese idiotische Chauffeursmütze …
Nicolo holte tief Luft. Es wurde langsam zur Gewohnheit für ihn, den Ärger über sich selbst an anderen auszulassen. Das musste aufhören!
Er stieg aus und zog Aimee stützend mit sich. Sie wehrte sich.
„Wirklich, Nicolo, mir geht es gut.“
„Wirklich, Aimee“, äffte er ihren Tonfall nach, „dir geht es ganz und gar nicht gut. Es ist spät, du bist müde, und du bist in anderen Umständen.“
„Nicolo!“ Sie warf dem Fahrer einen hastigen Blick zu.
„Meine Frau ist schwanger, Giorgio.“ Damit stieg Nicolo die Stufen zum Palasteingang empor.
Ein kleines Lächeln zuckte um Giorgios Mund, und Aimees Wangen begannen zu brennen.
„Schhh …!“
„Morgen früh gehen wir als Erstes zum Gynäkologen.“
„Musst du es unbedingt in die ganze Welt hinausschreien?“ Aimee wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
„ Dio , warum hab ich nicht daran gedacht?! In deinem Zustand hättest du wahrscheinlich gar nicht fliegen dürfen!“
„Herrgott, ich bin schwanger, nicht …“ Abrupt brach sie ab und sah sich um. Die Pforten des Palastes schwangen auf und gaben den Blick frei in eine riesige Eingangshalle. Soeben hatte sie selbst vor sechs, nein sieben Leuten ihren Zustand offenherzig verkündet! Sieben Leute, die sie alle mit strahlendem Lächeln willkommen hießen.
„ Buona sera “, grüßte Nicolo freundlich. „Aimee, das ist mein Personal.“ Er rasselte Namen und Zuständigkeiten herunter. Eine Hausdame. Zwei Köche. Drei Zimmermädchen. Ein Gärtner. Entweder machten sie einen Knicks, oder sie verbeugten sich förmlich. Aber alle lächelten herzlich.
Aimee, gefangen in Nicolos Arm, tat ihr Bestes, um zurückzulächeln.
„Und das“, verkündete Nicolo der Gruppe, „ist meine Frau.“
Jemand schnappte nach Luft, ein Kichern ertönte, eine Hand wurde vor den Mund geschlagen.
„Wie sie selbst bereits gesagt hat, ist sie schwanger.“
Aimee konnte es nicht fassen. Seit Nicolo von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, waren seine Gefühle Achterbahn ge fahren, zunächst war es reine Ungläubigkeit gewesen, dann kam der Schock, und schließlich hatte er sogar ein gewisses Verantwortungsgefühl entwickelt. Doch jetzt war eindeutig Stolz aus seiner Stimme herauszuhören.
Aimee hob das Gesicht zu ihm. Für einen Moment hielten ihre Blicke einander fest. Und dann brach plötzlich lauter Applaus los.
Aimee lief puterrot an, und Nicolo küsste sie leicht auf die Lippen, bevor er sie auf seine Arme hob und vor aller Augen über die Schwelle trug.
Ein wunderbarer Moment, dachte Aimee überrascht, nach einem durch und durch düsteren Tag …
Der Moment dauerte nicht lange an.
Nicolo trug Aimee einen langen Gang entlang, in ein Zimmer, stellte sie auf die Füße …
Und alles änderte sich schlagartig.
Es war ein riesiger Raum, gemütlich – wenn „gemütlich“ auch einen offenen Kamin aus poliertem Marmor einschloss, der groß genug war, um einen ganzen Ochsen darin zu rösten. Davor standen zwei dunkelbraune Ledersofas, und über dem Sims hing ein … ein Ding, das verdächtig
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