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Zaertlich beginnt die Nacht

Zaertlich beginnt die Nacht

Titel: Zaertlich beginnt die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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ungeduldig und schlang abrupt den Arm um ihre Hüfte.
    „Ich sagte doch …“
    „Ich weiß, was du gesagt hast.“ Fest an seine Seite gepresst, führte er sie zu einem wenige Meter entfernt stehenden schwarzen Mercedes. Neben dem Wagen wartete ein Chauffeur in Uniform, der in dem Moment, als er Nicolo erblickte, die Hacken zusammenschlug und salutierte.
    Scheinbar war das Bild seines Arbeitgebers, der eine Frau durch die Nacht schleifte, kein Grund zur Verwunderung für den Mann.
    „Siate il benvenuto, Principe .“
    „ Grazie , Giorgio. Aimee, das ist mein Fahrer, Giorgio, das ist mia moglie, meine Frau.“
    Giorgio tippte sich an die Chauffeurskappe. „Principessa “, grüßte er, aber er zuckte nicht einmal mit einer Wimper.
    Wieso sollte er auch? Nicolo war nicht nur sein Arbeitgeber, er war auch ein Adeliger. In New York waren Aristokraten zwar angesehen, aber sie mussten sich diesen Status mit vielen anderen Berühmtheiten teilen. Die normal Sterblichen, also die echten New Yorker, lasen zwar gerne die Klatschspalten, nahmen aber ansonsten kaum Notiz von ihnen.
    Hier waren sie jedoch nicht in New York, sondern in Rom. Auf Nicolos Territorium. Hier bedeutete es etwas, ein Prinz zu sein.
    Aimee erschauerte. In diesem Moment erfasste sie mit einem Schlag der volle Umfang dessen, was mit ihr geschehen war.
    Sie hatte mehr als nur ihr altes Leben zurückgelassen. Sie hatte auch sich selbst zurückgelassen. Hatte die Frau zurückgelassen, die sie hätte sein können.
    Ihr Ehemann verkörperte alles, wogegen sie sich ihr ganzes Leben lang gesträubt hatte. Und doch war sie hilflos, wenn es darauf ankam, sich gegen ihn zu wehren. Aber sie würde mit wehenden Fahnen untergehen und trotz allem versuchen, sich gegen ihn zu behaupten.
    Dennoch schmolz sie jedes Mal dahin, wenn er sie nur berührte.
    Ihr Herz begann zu rasen. Sie war auf diese ganze Situation nicht eingestellt. Niemand wäre das. So viele Veränderungen in so kurzer Zeit. So viele unbeschriebene Seiten, die sie hatte füllen wollen, einfach aus ihrem Leben herausgerissen.
    Ein Zittern überkam sie, ließ sie beben wie Espenlaub. Und je mehr sie versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen, desto stärker wurde das Zittern. Natürlich konnte es Nicolo nicht entgehen, und so versuchte sie, ihre Panik mit einer schnippischen Bemerkung zu überspielen; für den großen Prinz Barbieri würde wohl so etwas Banales wie die Zollkontrolle nicht existieren.
    Doch Nicolo fiel nicht darauf herein. „Ist dir übel?“
    „Mir geht’s prächtig.“ Nur dumm, dass das laute Zähneklappern ihre Worte Lügen strafte.
    Nicolo murmelte etwas, legte den Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.
    „Nicht“, protestierte Aimee schwach, doch er hörte nicht auf sie, sondern hielt sie sicher und fest in seinen Armen. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch es gelang ihr nicht. Er ließ es nicht zu.
    „Sei nicht albern“, sagte er streng. „Ich werde nicht tatenlos hier sitzen und mir anhören, wie deine Zähne klappern.“
    Also gab sie ihre Gegenwehr irgendwann auf und lehnte sich an ihn. Sobald sie sich entspannt hatte, wusste sie, dass es genau das war, was sie sich, trotz ihres Protests, gewünscht hatte.
    Es war völlig verrückt, aber in Nicolos Armen fühlte sie sich geborgen.
    Schweigend blieben sie so sitzen, fuhren durch die nächtlichen leeren Straßen Roms, die Stille nur unterbrochen von dem satten Schnurren des kraftvollen Wagens. Irgendwann merkte Aimee, dass sie bergauf fuhren.
    „Der Palatin, einer der sieben Hügel Roms“, sagte Nicolo, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Mein Zuhause – unser Zuhause liegt oben auf dem Gipfel.“
    Und schon tauchten hohe schmiedeeiserne Tore vor ihnen auf, die jetzt geräuschlos aufschwangen. Die Limousine fuhr hindurch, weiter eine schmale Straße entlang, die sich wie ein schwarzes Samtband unter hohen Pinienbäumen hindurchschlängelte. Dann waren plötzlich die Schatten eines großen Gebäudes in der Dunkelheit zu sehen.
    „Der Palazzo Barbieri“, sagte Nicolo leise. „Seit Cäsars Zeiten ist er schon in unserer Familie.“
    Es war zu dunkel, der Palast noch zu weit entfernt, um wirklich etwas Genaueres erkennen zu können. Aber Aimee wusste schon jetzt, dass es ein uralter Kasten sein würde. Ein Relikt aus einer anderen Zeit.
    Das riesige Gebäude würde sie verschlucken.
    Die junge Braut schauderte, und Nicolo nahm ihr Gesicht in seine Hände.
    „ Cara “, sagte er leise, „du brauchst keine Angst

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