Zaertlich beginnt die Nacht
spürte er die feuchten Tränen seiner Frau auf seiner Haut. Seine Frau weinte, während sie ihn küsste, als würde ihr Herz zerbrechen.
Nicolo erstarrte, stöhnte auf, aber dieses Mal nicht aus Lust, fest legte er die Arme um sie. „Nicht weinen, bitte, tesoro , weine nicht.“
Liebevoll flüsterte er tröstende Worte, in seiner und in ihrer Sprache, strich ihr immer wieder über die goldenen Locken und über ihren schmalen Rücken.
Nach und nach ließen Aimees Schluchzer nach. Schließlich seufzte sie schwer, dann wurde ihr Atem ruhig und regelmäßig.
Sie war eingeschlafen. In seinen Armen.
Nicolo blieb regungslos sitzen, sein Herz voll von einem Gefühl, dass sich zu schwindelnden Höhen aufschwang.
Zärtlichkeit, erkannte er überrascht.
Minute um Minute verstrich, Zeit verlor ihre Bedeutung. Vorsichtig drückte Nicolo die Sitzlehne zurück, zog Aimee noch enger an sich, an seine Brust, in seine Arme. So lag sie da, ihr wunderbarer Körper auf seinem, die Frau, die das Schicksal in sein Leben geführt hatte.
Die Frau, die er gar nicht gewollt hatte. Die er noch immer nicht wollte.
Aimee seufzte im Schlaf und legte den Arm auf seine Brust. Nicolo spürte ihren warmen Atem an seinem Hals.
Und etwas in ihm rührte sich.
Er schloss die Augen und hielt Aimee einfach nur fest, bis sie schon im Anflug auf Rom waren. Dann löste er seine Umarmung und schob Aimee vorsichtig auf den Sitz zurück, bevor er aufstand und zu seinem Sitz im hinteren Teil der Kabine ging.
Es war sicherer, als bei ihr zu bleiben.
10. KAPITEL
Jemand rüttelte Aimee sanft an der Schulter. Nur langsam hob sie die Lider, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen.
„Nicolo?“, flüsterte sie.
„Nein, Principessa. Scusi !“ Die Stewardess lächelte entschuldigend. „Seine Hoheit sitzt im hinteren Teil der Maschine. Soll ich ihn für Sie rufen?“
„Nein!“ Hastig richtete Aimee sich auf und fuhr sich mit fahrigen Fingern durch die wirren Locken. „Danke, das wird nicht nötig sein.“
„Ich störe Sie nur ungern, aber wir befinden uns bereits im Landeanflug. Sie müssen den Sitz wieder gerade stellen und den Sicherheitsgurt anlegen.“
„Ja, natürlich. Danke.“
Die Stewardess nickte und zog sich ins Cockpit zurück. Wieder allein, sah Aimee auf ihre Armbanduhr. Hatte sie wirklich den ganzen Flug verschlafen? Das war viel zu lange gewesen, jetzt fühlte sie sich schlapp und zerschlagen. Und sie war völlig desorientiert.
Hatte sie etwa geträumt, sie würde in Nicolos Armen schlafen? Hatte sie geträumt, dass er sie beinah geliebt hätte?
Aimee hatte auf ihn reagiert. Und wie sie auf ihn reagiert hatte. Dann hatte sie angefangen zu weinen, weil sie wusste, wie falsch ihre Beziehung war. Es war falsch, ihn zu wollen, falsch, ihn zu brauchen, nach ihm zu verlangen.
Ihr Mann hatte sie gehalten, aus der Leidenschaft war Zärtlichkeit geworden. Er hatte sie gewiegt und getröstet wie ein kleines Kind, hatte ihr versprochen, dass sie nie wieder Angst haben müsse, dass er sich immer um sie kümmern werde …
Das musste ein Traum gewesen sein.
Denn hätte Nicolo versucht, mit ihr zu schlafen, so hätte sie es auf gar keinen Fall zugelassen. Und sie einfach nur zu halten …, damit hätte er sich niemals zufrieden gegeben. Dafür hatte er sie schließlich nicht geheiratet.
Nicolo Barbieri hatte sie wegen der Bank geheiratet.
Wegen des Kindes unter ihrem Herzen.
Und um mit ihr zu schlafen, wann immer er wollte.
Ein Ruck ging durch das Flugzeug, als die Räder auf dem Boden aufsetzten. Aimee löste den Gurt und wollte aufstehen, doch da stand Nicolo schon an ihrer Seite. Er fasste ihren Ellbogen, um ihr zu helfen.
„Danke“, sagte sie höflich, „ich komme allein zurecht.“
„Zeigst du immer so viel Charme, cara , oder reservierst du ihn allein für mich?“
Wortlos entriss ihm Aimee ihren Ellbogen und ging zum Ausgang, wo die gesamte Crew lächelnd Spalier stand.
„ Arrivederla, Principessa .“
Principessa . Durch die Heirat war sie eine Prinzessin geworden. Aber reichte ein Titel aus, um den Verlust ihrer Freiheit wettzumachen? Aimee zwang sich, das Lächeln zu erwidern, wünschte eine gute Nacht und stieg die Gangway zur Landebahn hinunter.
Aimee war zwar bewusst, dass es bei ihrer Landung bereits Nacht sein würde, trotzdem verstärkte die Dunkelheit ihr Gefühl der Desorientierung. Sie musste wohl einen unsicheren Schritt gemacht haben, vielleicht leicht gestolpert sein, irgendwas, denn Nicolo schnaubte
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