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Zaertlich beginnt die Nacht

Zaertlich beginnt die Nacht

Titel: Zaertlich beginnt die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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selbst gedacht. Beruhigend wiegte er sie in seinen Armen, drückte zärtliche Küsse auf ihr Haar, und langsam, Schritt für Schritt, ließ ihr Schluchzen nach.
    „Braves Mädchen“, meinte er leise.
    Mit Aimee auf den Armen verließ er das Bad und trug sie zum Bett. Er ließ sich darauf nieder, den Rücken gegen die Kissen am Kopfende gelehnt, und hielt seine Frau in den Armen, presste die Wange an ihr Haar.
    „Verzeih mir, tesoro“ , wisperte er. „Du hast heute sehr viel Mut und Haltung gezeigt, und ich habe es dir vergolten, indem ich dir Angst einjage.“ Er griff auf den Nachttisch, zog eine Handvoll Papiertücher aus einer Schachtel und hielt sie Aimee an die Nase. „Hier, schnäuz dich.“
    Und als sie es folgsam tat, musste er lächeln. „Ein so lautes Geräusch für eine so zierliche Frau.“
    „Ich bin nicht zierlich.“
    Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter. Ihre Stimme klang gedämpft und verweint, und doch konnte sie seinen harmlosen Kommentar nicht ohne Widerspruch stehen lassen. Nicht nur ihr Aussehen ließ ihn an eine Raubkatze denken, auch ihr Herz glich dem einer Löwin.
    „Noch mehr Tücher?“
    Aimee schüttelte den Kopf.
    „Bist du sicher? Ich werde langsam richtig gut darin. Erst eine Küchenrolle, dann Papiertücher … Wer weiß, vielleicht werde ich mich eines Tages bis zu einem richtigen Taschentuch vorgearbeitet haben.“
    Verzogen sich ihre Lippen da etwa zu einem Lächeln? Zu gern wollte er es glauben. „Aimee, cara .“ Er hob ihr Gesicht an, und dieses Mal wehrte sie sich nicht. „Es tut mir wirklich leid.“
    Keine Reaktion, kein einziges Wort. Nun, was hatte er denn erwartet? Sie verabscheute ihn.
    „Ich bin einfach so, ich treffe schnelle Entscheidungen und brauche niemanden um Rat zu fragen.“
    Das stimmte nicht. Seine Entscheidungen wirkten schnell, sicher, aber er traf sie niemals, ohne nicht vorher seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Er holte nicht oft Rat ein, aber wenn, dann respektierte er die Antworten, die er bekam. Nicolo Bar bieri war kein Mann, der impulsiv handelte, vor allem nicht im Privatleben. Genügend Männer hatten ihm vorgelebt, was passieren konnte, wenn man sich spontan und unüberlegt für eine Frau entschied. Man litt sein ganzes restliches Leben darunter, emotional und finanziell.
    Einem Impuls nachzugeben war immer gefährlich. Die vorprogrammierte Katastrophe. Gefühle hatten nichts bei Entscheidungsprozessen zu suchen.
    Außer wenn es um Aimee ging. Sie zu begehren, sie zu brauchen, in seinen Armen, in seinem Bett, in seinem Leben …
    Nicolo runzelte die Stirn. Aimee war nicht die Einzige, die erschöpft war. Denn sonst würde er so seltsame Gedanken nicht zulassen.
    Behutsam löste er sich von ihr, bettete sie in die Kissen und stand auf. „Schlaf heute Nacht hier. Morgen können wir die genaue Zimmeraufteilung besprechen. Ich rufe Anna. Sie wird dir beim Auskleiden helfen.“
    Stolz sah der Prinz auf seine Frau. Ihr langes Haar lag wie eine goldene Aureole um ihr Gesicht auf den Kissen – seinen Kissen! –, sie war blass und sah übermüdet aus, und ihre Augen schimmerten feucht von den vergossenen Tränen.
    Und in diesem Moment wusste er mit absoluter Sicherheit, dass er sie mehr wollte als das Kind, das in ihr heranwuchs, und auf jeden Fall mehr als die Bank ihres Großvaters. Er wollte sie aus Gründen, die er nicht verstand, die er sich nicht erklären konnte. Und deshalb war es enorm wichtig, dass er jetzt zurücktreten und das Zimmer verlassen würde.
    Doch er tat es nicht.
    Stattdessen nahm er ihre Hand. „Oder“, brummte er, „ich ziehe dich aus. Ich kann dich ins Bett bringen und mich neben dich legen. Nicht, um mit dir zu schlafen, sondern nur, um dich zu halten, während du schläfst. Ich verspreche dir, dass ich dich respektieren und dir nie wieder Angst einjagen werde.“
    Nicolo wusste wirklich nicht, welche Reaktion er erhalten würde. Alles war möglich, von einem schlichten „Nein“ bis hin zu einem wütenden „Bist du verrückt?“ Doch als Aimee antwortete, war es so leise, dass er den Kopf beugen musste, um sie zu verstehen.
    „Ich … ich fühle mich sicher und geborgen, wenn du mich hältst.“
    Er schluckte unwillkürlich. „Das solltest du auch, cara. Schließlich … schließlich bin ich dein Mann.“
    Ihre Blicke trafen sich. Aimee lächelte, und Nicolo lächelte zurück. Dann ging er an seinen Schrank und kam mit einem weinroten Satinpyjama zum Bett zurück.
    „Steh auf“, bat er leise,

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