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Zaertlich beginnt die Nacht

Zaertlich beginnt die Nacht

Titel: Zaertlich beginnt die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Du hast geschlafen, so wie jetzt, und ich habe es gehasst, dich loslassen und gehen zu müssen.“
    „Schade, dass du gegangen bist“, flüsterte sie noch, und eine Sekunde später war sie eingeschlafen.
    Los, steh auf, du Narr, schalt Nicolo sich in Gedanken. Verlasse dieses Bett, jetzt sofort.
    Stattdessen rollte er sich auf den Rücken und zog Aimee mit sich, bettete ihren Kopf an seine Schulter. Ihr Arm lag auf seiner Brust.
    Das Mondlicht spielte an der Zimmerdecke auf den Putten und Faunen.
    „Sechsundneunzig mal sechsundneunzig ist …“, flüsterte er in die Dunkelheit hinein, „… neuntausendzweihundertsechzehn.“ Und dann überraschte er sich selbst, indem er die Lider schloss und sofort einschlief.

11. KAPITEL
    Kurz vor dem Morgengrauen begann es zu regnen.
    Der aufkommende Wind wehte durch die offen stehenden Fenster herein, bauschte die Vorhänge und brachte die Wohlgerüche des Parks mit sich.
    Aimee lag sicher und warm in Nicolos Arm, halb auf ihm ausgestreckt, und ihre Herzen schlugen im ruhigen Einklang.
    Sie schlief, er war wach.
    Hellwach, und er litt die süßesten Qualen. Ihren weichen Körper auf sich, ihren warmen Atem an seiner nackten Schulter, das Gewicht ihres Beines auf seinem Schenkel.
    Nicolo war gefangen – zwischen dem Paradies auf Erden, seine Frau in den Armen zu halten, und der Hölle, weil er ihr versprochen hatte, sie nicht anzurühren.
    Es schien ihm ein so leicht zu haltendes Versprechen gewesen zu sein. Sie war erschöpft, und sie war schwanger. Und außerdem hatte er nicht vor, den instabilen Frieden, der Aimee immerhin am Abend zuvor in seine Arme gelenkt hatte, durch eine übereilte Dummheit zu gefährden.
    Allerdings war auch nie die Rede davon gewesen, dass sie sich halb um ihn ranken würde. Oder diese leisen Seufzer ausstoßen würde, jedes Mal, wenn sie sich rührte und sich noch enger an ihn kuschelte. Gestern Abend hatte er nicht ahnen können, dass er mit dem Bedürfnis aufwachen würde, sie wachzuküssen und zu streicheln, ihr zu sagen, dass irgendwann zwischen gestern und heute etwas mit ihm geschehen war. Er war von einem Mann, der in der Falle saß, zu einem Mann ge worden, der von seinem Schicksal überrannt worden war. Ein Schicksal, das er dankbar willkommen hieß.
    Eine tiefe Falte erschien auf seiner Stirn. Wie war das nur möglich? Sein Leben war perfekt gewesen. Aus dem verarmten Prinzen war einer der reichsten Männer der Welt geworden. Er wurde bewundert, respektiert, er hatte alles, was ein Mann sich wünschen konnte.
    Jetzt hatte er noch mehr. Ein Kind, das in wenigen Monaten das Licht der Welt erblicken würde, und eine Ehefrau.
    Aimee. Intelligent. Gewandt. Und verdammt anstrengend. Dio , sie hatte Courage! Sie hat sich für ein Leben entschieden, das sie nicht wollte, das das Gegenteil von dem war, was sie sich vorgestellt hatte, nur um das Richtige zu tun.
    Aimee, die ihn mehr erregte als jede andere Frau, die er kannte.
    War sie sein Schicksal?
    Nicht, dass er an solchen Humbug glaubte. Ein Mann wurde in diese Welt hineingeboren. Was er aus seinem Leben machte, war allein seine Sache. Er traf Entscheidungen, wählte einen Weg, bestimmte seine Schritte.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Gab es vielleicht doch diese Macht, die man allgemein Schicksal nannte? Wartete es geduldig darauf, einen zu packen und auf einen Weg zu führen, den man eigentlich nie gehen wollte?
    War es das, was er erlebt hatte? Noch vor zwei Tagen war er Nicolo Barbieri gewesen, Nachfahre einer römischen Adelsfamilie. Ein Mann, der in der Welt der Finanzen ein Imperium leitete, ein Mann, der niemandem Rede und Antwort stehen musste.
    Aimee ließ einen Seufzer hören und schmiegte sich enger an ihn.
    Jetzt war er Nicolo Barbieri, Ehemann und werdender Vater. Eine beeindruckende Aufgabe, die da vor ihm lag. Er hatte das weder gewollt noch geplant …
    Dennoch, es fühlte sich richtig an. Richtig und gut. Das Wissen um das heranwachsende Kind in Aimees Leib, Aimee in sei nen Armen, in seinem Bett.
    Aimee. Seine Braut, seine Frau, seine …
    Die Falte wurde noch tiefer. Er brauchte jetzt dringend einen Espresso. Oder einen Spaziergang im Park. Er konnte auch den Computer einschalten und seine E-Mails abholen. Genau, das würde er tun. In dem Wirrwarr der letzten Tage hatte er sich kaum um seine Arbeit gekümmert.
    So etwas war ihm noch nie zuvor passiert.
    Vorsichtig nahm er den Arm von Aimees Schulter, schob ihr Bein von seinem und setzte sich auf.
    Seine Geschäfte zu

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