Zärtlich verführt
ansah. Er betrachtete sie,
als würde er sich jeden einzelnen Zentimeter von ihr einprägen.
Sein
Handy klingelte, und er griff danach. Aber nicht, um das Gespräch
entgegenzunehmen, wie sie gedacht hatte, sondern um es auszuschalten.
"Emily." Er ging noch einen Schritt auf sie zu. Sie wollte
sich umdrehen und zum Haus rennen, aber ihre Beine gehorchten ihr
nicht. "Es tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe. Ich würde
alle dafür geben, um es ungeschehen zu machen."
Sie
suchte in seinen Augen nach einem Zeichen, dass er sie täuschte.
Aber offensichtlich war es aufrichtig gemeint, und ihr wurde
unwillkürlich warm ums Herz.
"Kannst
du mir noch eine Chance geben? Können wir wieder Freunde sein?"
"Für
wie lange, Conway? Wie soll ich wissen, dass du nicht schon bald
wieder nach Kalifornien gehst und mich nie mehr anrufst? Welchen
Grund habe ich, dir zu vertrauen?"
"Keinen",
gab er zu. "Du hast keinen Grund, mir zu vertrauen. Ich werde
mir dein Vertrauen verdienen müssen."
Emily
wurde bei dem Gedanken, dass Matt sich sein Vertrauen erarbeiten
würde, einen Moment vor Aufregung schwindelig. Da wusste sie,
dass er früher oder später ihre Abwehr aufbrechen würde.
Dieses Kribbeln hatte sie vor vielen Jahren jedes Mal gespürt,
wenn er ihr den Kopf zugeneigt hatte, während er für sie
den Köder an der Angel befestigt hatte. Wie oft hatte sie
absichtlich die Fahrradkette verloren, nur um das Vergnügen zu
haben, ihm bei der Reparatur zusehen zu können, und zu wissen,
dass er etwas Nettes für sie tat? Und dass er ihr diesen
Gefallen fraglos jederzeit wieder tun würde. Was hätte er
wohl gesagt, wenn er gewusst hätte, dass sie viel geschickter
darin war, einen Köder am Angelhaken zu befestigen, als er oder
dass sie ein Fahrrad mit verbundenen Augen reparieren konnte? Es
hatte Zeiten gegeben, da hatte sie Matt unglaublich bewundert. Aber
er war immer unerreichbar für sie gewesen und würde es
gewiss auch immer bleiben. Sogar jetzt noch, nach all dem, was
passiert war, stimmte sie der Gedanke traurig. Obwohl sie sich das
nicht erklären konnte.
"Also,
was sagst du dazu? Können wir wieder Freunde werden?"
Sie
machte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus, als er sanft
ihre Hand in seine nahm. Gebannt beobachtete sie, wie er mit dem
Daumen über ihre Finger strich. Ihr wurde ganz heiß, und
sie riskierte einen Blick in sein Gesicht. Sofort sah er ihr tief in
die Augen. Sie konnte seine Leidenschaft förmlich spüren.
Dabei hatte sie angenommen, dass dieses Feuer für sie schon vor
langer Zeit erloschen wäre. Wie könnte sie ihm irgendetwas
abschlagen, wenn er sie so ansah?
"Emily!
Matt!" Die laute Stimme von Emilys Mutter zerstörte den
zauberhaften Moment.
Schnell
entzog Emily Matt ihre Hand, und als er erneut danach griff, wich sie
zurück. "Bitte nicht. Ich brauche etwas Zeit, um darüber
nachzudenken."
"Emily
…"
"Lass
mir einfach ein wenig Zeit."
Matt
beobachtete, wie Emily eilig zum Haus ging. Er hatte gewusst, dass er
sie verletzt hatte. Aber wie sehr, war ihm bis zu diesem Moment nicht
klar gewesen. Sie hatte so viel Angst, erneut verletzt zu werden,
dass sie noch nicht einmal eine Freundschaft mit ihm riskieren
wollte. Wenn er ihr nur begreiflich machen könnte, dass er
weggegangen war und die Verbindung abgebrochen hatte, um sie zu
schützen. Natürlich hatte er auch sich schützen
wollen. Aber gestern Abend war ihm bewusst geworden, wie sehr er ihre
Freundschaft vermisst hatte. Er sehnte sich danach, wieder so eine
tiefe Verbindung zu ihr zu haben wie früher. Aber Emily wollte,
dass er ihr Zeit ließ. Und Zeit war das Einzige, was er nicht
hatte.
4.
Kapitel
Matt
lehnte sich in seinem Stuhl zurück, trank den letzten Schluck
des sehr bitteren Kaffees und versuchte, das Gesicht nicht zu
verziehen. Das völlig verkochte Huhn lag ihm wie ein Stein im
Magen. "Das war ein außergewöhnliches Essen, Mrs.
Douglas. Danke noch einmal für die Einladung."
"Wie
süß von dir." Emilys Mutter strahlte vor Stolz und
beugte sich über den Tisch, um kurz Matts Hand zu tätscheln.
"Du weißt, dass du hier immer willkommen bist, mein
Lieber."
Emily,
die neben ihm saß und während des Essens kein Wort gesagt
hatte, verzog den Mund. Matt warf ihr kurz einen fragenden Blick zu,
aber sie sah ihn nur kurz betont unschuldig an.
Mehr
als ein Mal hatte er sich dabei ertappt, dass er sie während des
Essens aus den Augenwinkeln heraus beobachtet hatte. Es faszinierte
ihn, wie sehr sie sich in den
Weitere Kostenlose Bücher