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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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hattest du diese Konzentrationsprobleme nicht mehr.«
    »Ich hatte eben so ein komisches Gefühl, das ist alles. Du weißt schon, wie wenn man in den Keller geht und den gruseligen Eindruck hat, dass man von irgendetwas hinter der Schachtel mit der Weihnachtsdeko beobachtet wird.«
    Er starrte sie verständnislos an.
    »Ach, nicht so wichtig.« Sie nahm ihre Kampfposition wieder ein, die Füße weit auseinander gestellt. »Lass uns weitermachen.«
    Murdoch hob sein Schwert nicht. Ein finsterer Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Hast du die Fühler nach Asasel ausgestreckt?«
    »Ja, vor etwa fünfzehn Minuten. Nichts.«
    »Versuch’s noch mal.«
    Sie seufzte und schloss die Augen. Es war zwecklos, mit Murdoch zu streiten. Der Kerl war so stur wie ein Ochse.
    Während sie die Schultern rollte, um sich zu entspannen, fühlte sie mental hinaus über die in die Abenddämmerung gehüllte Umgebung, schweifte über Gebäude, Landschaft und Bäume, bis sie auf den Grenzzaun traf, der die gesamte Ranch umgab. Während sie sich in die Gebäude begab, nahm sie sich jede einzelne Person vor, ob menschlich oder nicht menschlich. Keine von ihnen besaß den Kern mit dem violetten Rand, von dem man ihr gesagt hatte, dass sie Asasel daran erkennen würde, und keine von ihnen wies den glänzenden, beinahe zu vollkommenen Kern auf, den sie nun mit Ryuji Watanabe assoziierte.
    »Nichts«, meldete sie.
    Murdoch war mit ihrer Auskunft nicht zufrieden. »Wie viele Personen sind auf der Ranch?«
    »Inklusive dir und mir? Einundneunzig. Es waren vierundneunzig bis vor einer Stunde, als Mom und Lachlan weggefahren sind.« Sie rümpfte die Nase. »Haben sie dir übrigens etwas dagelassen, das du mir geben sollst? Morgen zum Beispiel?«
    »Und wo ist Hill?«
    »Hinter dir im Kraftraum.«
    »Bist du sicher? Ich dachte, ich hätte ihn mit Jensen weggehen sehen.«
    Sie sah ihn so böse an, wie sie nur konnte. »Ob ich
sicher
bin? Nimmst du mich auf den Arm? Willst du, dass ich ihn herrufe?«
    »Kein Grund, gereizt zu sein. Ich bin einfach nur vorsichtig.« Er tippte die flache Seite ihrer Klinge mit seinem Schwert an. »Versuchen wir diesen Kreisel noch mal.«
    Sie wartete, bis er seine Position eingenommen hatte, dann wiederholte sie die Drehbewegung, diesmal von der anderen Seite und ohne Fehler. Er musste sich beeilen, um ihre Attacke zu parieren.
    Als Emily wenig später weich im Sand landete, sagte sie: »Meine Mom ist jetzt weg. Wer backt mir eigentlich einen Geburtstagskuchen? Und sag bloß nicht, dass Lena das übernimmt, weil ich dann nämlich kotze.«
     
    Kiyoko ließ das
Buch des Gerichts
bei Sora.
    Obwohl er freimütig gestand, dass er des Altägyptischen nicht mächtig war, schlugen ihn die kunstvollen Darstellungen darin in den Bann. Er achtete peinlich darauf, die Seiten nicht unnötig zu knicken, und legte das Buch geöffnet auf einen der Tische im Unterkunftsaufenthaltsraum.
    »Geben Sie es Lena, wenn Sie fertig sind«, bat sie ihn. »Sie weiß, welche Textstelle den Zerbrochenen Glorienschein aktiviert, und sie kann sie übersetzen. Sie wird Ihnen auch sagen, wann Sie den Deckzauber aufheben sollen.«
    Das Ranchhaus lag ruhig da, als sie es betrat. Nur einige ferne Tippgeräusche drangen aus dem rückwärtigen Raum, in dem Carter die Kommunikationszentrale eingerichtet hatte. Alle waren unten in der Arena, wo die neuen Schüler die Übungsschwerter sowie eine grundlegende Einweisung erhielten, wie sie zu führen waren.
    Kiyoko ging die Treppe hinauf.
    So verlockend es auch war, Murdoch dabei zuzusehen, wie er die Seelenwächter auf Herz und Nieren prüfte, ein paar Stunden Schlaf erschienen ihr weitaus reizvoller. Die Achterbahn der Gefühle dieses Tages forderte ihren Tribut. Und offen gestanden zog sie es auch vor, die letzten Stunden des Tages zu verschlafen, als endlos über ihre Entscheidung nachzugrübeln, das Transzendenzritual zu verschieben.
    Sie öffnete die Tür und drückte auf den Lichtschalter.
    Die Dunkelheit wurde in die hintersten Winkel des Raums verbannt.
    Der Schatten zwischen Kommode und Wand zog ihren Blick auf sich. Er wirkte tiefer als die anderen. Da sie außer einem Abfalleimer in der Finsternis nichts entdecken konnte, ging sie quer durch den Raum zum Fenster und zog die Vorhänge zu.
    Murdoch ihre Gefühle mitzuteilen war ein Fehler gewesen.
    Er hatte – ebenso natürlicher- wie fälschlicherweise – angenommen, dass sie Ähnliches von ihm hören wollte. Die meisten Leute, die »Ich

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