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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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jemand, der ihnen zunächst so scheu und zaghaft erschienen war, bei dem Gedanken, ganz allein zu leben, so gelassen bleiben konnte. Liz erriet ihre Gedanken und lächelte. »Wenn es um Tiere, Autos und Einbrecher geht, bin ich die reinste Heldin, nur vor Fremden habe ich immer noch ein bißchen Angst, besonders vor Männern.«
    »Ach, das wird sich schon geben«, meinte Jessie energisch. »Unsere Männer werden nämlich alle bei Ihnen vorbeikommen. Sie haben große Pläne für den Kindergarten — Schaukeln und ein Sandkasten und was sonst noch dazu gehört. Aber das muß natürlich alles noch gebaut werden.«
    Vera kam noch einmal darauf zu sprechen, daß Liz ganz allein in dem Häuschen leben würde.
    »Sie müßten einen Hund haben. Mögen Sie Tiere?«
    »Sehr, aber wir haben nie welche gehabt, weil Mutter immer sagte, sie machten nur Arbeit. Da habe ich mich dann eben an die Tiere der Nachbarn gehalten.«
    Jessie schnalzte bedauernd mit der Zunge. Es schien wirklich allerhand Dinge gegeben zu haben, gegen die Mrs. Mortimer etwas einzuwenden gehabt hatte.
    »Nun, hier können Sie ohne weiteres einen Hund halten, wenn Ihr Grundstück ordentlich eingezäunt ist, damit er nicht auf die Straße hinauslaufen kann. Sonst wird er womöglich überfahren.« Dann fiel ihr ein, daß es Geld kostete, einen Hund zu halten. »Natürlich kostet das Futter Geld«, fügte sie deshalb hinzu, »aber wir schlachten hier fast alle selbst und könnten Ihnen da selbstverständlich aushelfen.«
    Liz sagte sich, daß es an der Zeit sei, eine Erklärung abzugeben.
    »Liebe Mrs. Wheeler«, sagte sie und legte eine Hand auf den Arm ihrer neuen Freundin. »Sie dürfen sich wegen meiner Ausgaben keine Sorgen machen. Ich habe Geld genug, einen Hund zu halten, sogar einen großen. Mein Vater hinterließ mir einen sogenannten Treuhandfonds, und der Rechtsanwalt schickt mir alle drei Monate einen Scheck. Er sagte, in finanzieller Hinsicht bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen, wenn ich auch nicht gerade reich wäre.«
    Danach holte sie tief Atem und überlegte, was wohl ihre Mutter zu diesem vulgären Gespräch über Geld gesagt hätte. »Mein Kind«, hatte sie Liz immer gemahnt, »eine Dame spricht nicht über Geld.« Jetzt hoffte Liz nur, daß die Tatsache, daß sie finanziell unabhängig war, an ihrer Beziehung zu ihren neuen Freundinnen, die offenbar jeden Pfennig zweimal umdrehen mußten, nichts ändern würde.
    Doch die beiden Frauen schienen nur erleichtert zu sein.
    »Das ist gut, Liz«, meinte Vera Page. »Geldmangel kann eine große Plage sein. Aber vergessen Sie nicht — wenn einmal etwas schiefgehen sollte, dann werden wir alle etwas für die Kinder bezahlen. Das ist das mindeste, was wir tun können. Wir verlassen uns also darauf, daß Sie es uns ehrlich sagen.«
    Liz versprach das, sagte aber nicht, daß sie sicher war, daß diese Situation niemals eintreten würde.
    Die Frauen hatten die Zimmer nur provisorisch eingerichtet und halfen ihr jetzt, die Möbel so zu stellen, wie sie es wünschte.
    »Das sind ja wirklich hübsche, alte Sachen. Kein Wunder, daß Sie sich nicht von ihnen trennen wollten«, bemerkten sie, ohne den Wert der >hübschen, alten Sachen« zu erkennen, die größtenteils Antiquitäten waren.
    Dann tranken sie zusammen Tee, und Liz stellte fest, daß die Keksdosen alle gefüllt waren.
    »Nur zum Start«, erklärten sie, und Liz unterließ es, darauf zu erwidern, daß sie nicht die Absicht hatte, sich als Bäckerin zu betätigen. Sie hatte nie in ihrem Leben einen Kuchen oder ein Biskuit gebacken und war nicht geneigt, jetzt damit anzufangen. Bei der Fahrt durch Southville war ihr eine Bäckerei aufgefallen, und sie hatte sofort beschlossen, dort Stammkundin zu werden. Sie besaß nicht das geringste Talent zum Heimchen am Herd, doch sie sagte es nicht, weil sie irrigerweise der Meinung war, diese Landfrauen wären Hausfrauen aus Leidenschaft.
    Als sie gegangen waren, inspizierte Liz nochmals eingehend das kleine Haus, und ein beglückendes Gefühl, endlich daheim zu sein, stieg in ihr auf, wie sie es in dem Stadthaus nie gekannt hatte. Selbst nach dem Tod ihrer Mutter, selbst in jenen aufregenden Wochen mit Kay hatte sie sich dort immer fremd gefühlt, hatte nur den Wunsch gehabt, es verlassen und ihre Jugendjahre vergessen zu können, die ihr doch glückliche Erinnerung hätten sein sollen. Doch sie gestattete sich nicht, sich deshalb selbst zu bemitleiden. Die Vergangenheit hatte keine Bedeutung mehr; sie

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