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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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>Liz< genannt wurde.
    Mrs. Hall, die Vorschulerzieherin, war freundlich und hilfsbereit. Liz erhielt von ihr die Erlaubnis, eine Woche lang ihren Unterrichtsstunden beizuwohnen, und Mrs. Hall besorgte mit ihr zusammen umfassendes Material über Spiel und Arbeit mit Kindern, das ihr in ihrer neuen Stellung von großem Nutzen sein würde. Auch sie war überrascht über die Wandlung, die Elizabeth durchgemacht hatte.
    »Ich hielt sie immer für ein farbloses kleines Ding«, sagte sie zu ihrem Mann, »aber sie besitzt einen großartigen Humor. Ihre Mutter hat das natürlich alles unterdrückt. Sympathisch war die Frau im Grunde nie, aber ich fühlte mich eben verpflichtet, sie hin und wieder zu besuchen. Ich glaube nicht, daß Elizabeth über den Tod ihrer Mutter vor Kummer zerfließt.«
    »Warum sollte sie auch? Deinen Schilderungen nach muß sie eine gräßliche Person gewesen sein«, meinte ihr Mann sachlich. James Hall war Realist wie Elizabeth.
    Liz war gerührt, als sie einen Brief von Jessie Wheeler bekam:
    »Ich schreibe im Namen von uns allen. Wie sieht es mit Möbeln aus? Es würde eine Menge Geld kosten, Ihre Möbel hierherbringen zu lassen, und jeder von uns hat ein paar Stücke, die er entbehren könnte. Die Sachen sind zwar ziemlich alt, aber wir möchten nicht, daß sie sich noch tiefer in Unkosten stürzen.«
    Liz schrieb zurück: »Vielen, vielen Dank, aber ich habe schon eine Spedition gefunden, die meine Sachen ziemlich preiswert befördert, und Sie werden sicher verstehen, daß ich sie gern um mich haben möchte. Aber es war sehr lieb von Ihnen allen, daran zu denken.«
    Jessie zeigte den Brief den anderen und sagte:. »Natürlich will sie die Dinge um sich haben, die ihrer Mutter gehörten. Das ist ganz natürlich und entspricht dem Charakter von Liz.«
    Es wäre allerdings natürlich gewesen, doch leider entsprach es gar nicht dem Charakter von Liz.
    Von Kay erhielt sie eine Postkarte voller Fragen:
    »Ich hoffe, Du sitzt inzwischen schon unter lauter netten jungen Leuten in einer guten Handelsschule. Und in ein paar Jahren wirst Du dann Deinen Chef heiraten. Schreib mir bitte schleunigst, wo Du bist und wie es Dir geht. Von hier gibt es nicht viel zu berichten. Das Krankenhaus ist klein, aber gut ausgestattet, und die Kollegen sind nett. Es wimmelt von passablen Knaben, Gott sei Dank.«
    Doch eine Absenderadresse trug die Karte nicht, und der Poststempel war unleserlich. Enttäuscht steckte Liz das Schreiben weg. Wie sollte sie das Mädchen finden? Gewiß würde Kay ihr bald einen weiteren Brief schreiben und ihr mitteilen, wo sich dieses kleine Krankenhaus befand. Sie hatte den Namen des Ortes, in dem es lag, zwar einmal erwähnt, doch Liz hatte ihn längst vergessen. Sie glaubte sich nur erinnern zu können, daß der Ort irgendwo im Norden war.
    Dann wurden die Möbel abgeholt. Sie ließ alle Stücke, die sie nicht gebrauchen konnte, zurück. Sie sollten mit dem Haus verkauft werden. Nur ihre Lieblingsstücke wollte sie in Zukunft um sich haben. Zum letztenmal schloß sie die Türe ab und gab den Schlüssel bei Mr. Dawson ab. Er verabschiedete sich von ihr und wünschte ihr viel Glück.
    »Ich muß sagen«, fügte er noch hinzu, »dieses Unternehmen erstaunt mich ein wenig. Aber Sie brauchen ja nicht zu bleiben, wenn es Ihnen nicht gefällt. Ich dachte, Sie würden vielleicht eine Schule zur Weiterbildung besuchen oder eine Reise machen — , aber das kann ja alles noch kommen.«
    Liz stimmte ihm in allen Punkten zu. Dann trat sie die Fahrt nach Süden an, quer über die Insel zu einer Kleinstadt namens Southville, dem letzten Ort an der Hauptdurchgangsstraße, ehe man abbiegen mußte, um ins Windythorpe Tal zu gelangen. Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor; wahrscheinlich, weil ihre Mutter ihn einmal erwähnt hatte, sagte sie sich.
    Als sie Mr. Dawsons Kanzlei hinter sich gelassen hatte, stiegen wieder Zweifel in ihr auf. Vielleicht war sie töricht. Welche Bedeutung hatte schließlich schon eine einzige Nacht? Ihr gesunder Menschenverstand antwortete ihr mit Bestimmtheit, daß eine einzige Nacht ganz wesentliche Bedeutung haben konnte, wenn sie in solcher Unbequemlichkeit verbracht wurde wie jene. Außerdem brauchte sie ja, wie Mr. Dawson gesagt hatte, nicht zu bleiben, wenn es ihr nicht gefiel. Und was war schließlich schon ein Jahr? So lange wollte sie bleiben. Dann fragte sie sich, ob wohl auch den Frauen von Windythorpe inzwischen Zweifel gekommen waren.
    Es war Nachmittag, als sie

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