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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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umklammerte mit beiden Händen seinen Kopf. »Du verdirbst ja die ganze Linie.«
    Janet seufzte und sah Liz flehend an.
    »Was habe ich Ihnen gesagt? Dieser Junge kutschiert auf riesigen Planierraupen und was weiß ich für Maschinen herum und quietscht wie ein zimperliches Mädchen, wenn ich ihm ein bißchen Haar abschneide.«
    »Also ehrlich gesagt, mir gefällt er mit dem längeren Haar gut«, erwiderte Liz und dachte daran, daß es ihr vor drei Monaten noch nicht im Traum eingefallen wäre, ein Urteil über den Haarschnitt eines jungen Mannes abzugeben oder gar mit gutmütiger Resignation seine Aufmerksamkeit zu ertragen. Er war hocherfreut über ihre Unterstützung.
    In der ernsthaften Sitzung, die darauf folgte, übernahm es Liz, die im Grund gar nichts davon verstand, bei dem prekären Unterfangen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Nur sehr wenig Haar wurde entfernt, doch bei jeder Locke, die fiel, kam ein jammernder Protest von Ernest. Belustigt beobachtete Liz den Kontrast zwischen der ausgeprägten Männlichkeit des Jungen und seiner fast weiblichen Eitelkeit. Schließlich aber ließ Liz Mutter und Sohn allein und ging hinüber zu Ted. Er beschwichtigte ihre Sorge.
    »Ein paar hundert Kilometer spielen da keine Rolle«, erklärte er. »Aber lassen Sie den Wagen hier. Ich sehe ihn mir morgen an, dann können Sie beruhigt wieder fahren.«
    »Schön, der Spaziergang nach Hause wird mir guttun«, meinte Liz. »Es ist ein herrlicher Abend, und Pirate wird begeistert sein.«
    »Kommt nicht in Frage, daß Sie zurück laufen«, entgegnete Ted. »Ich fahre Sie. Ich würde ja Ernest schicken, aber der muß um sieben wieder auf der Baustelle sein, und Sie würden ihn überhaupt nicht mehr loswerden, wenn er Sie begleiten würde.«
    »Ja, aber warum wollen Sie mich denn nicht zu Fuß gehen lassen? Der Sonnenuntergang ist wunderschön, und Pirate und mir täte der Spaziergang nur gut.«
    »Haben Sie denn heute noch nicht die Nachrichten gehört? Es wird wirklich höchste Zeit, daß Sie endlich das Telefon bekommen, damit wir Sie in solchen Fällen warnen können. Wissen Sie nicht, daß ein gefährlicher Verbrecher aus dem Gefängnis in Auckland entsprungen ist und irgendwo hier in der Gegend sein soll? Er hat erst einen Wagen gestohlen und dann stehengelassen. Dann hat er einen anderen gestohlen, und alle Leute sind aufgefordert worden, den Rotor aus dem Motor herauszunehmen. Das ist wirklich nicht der geeignete Abend für Sie, allein nach Hause zu marschieren.«
    »Ach, bitte machen Sie sich doch keine Umstände. Mir passiert schon nichts. Sie wissen doch, daß ich nie Angst habe. Was sollte ein entsprungener Häftling am hellichten Tag hier auf der Straße schon zu suchen haben? Und außerdem muß Ernest dann die Pumpen bedienen und warten, bis Sie zurück sind.«
    »Und er wird sich ärgern, daß ich ihn nicht fahren lasse. Das geschieht ihm recht. Auf jeden Fall lasse ich Sie nicht zu Fuß gehen. Keinem von uns gefällt es so recht, daß Sie so nahe an der Durchgangsstraße wohnen, trotz des großen Hundes, den Sie haben. Ich würde über Nacht bei Ihnen bleiben, aber ich muß auf die Tankstelle aufpassen und auf meine bessere Hälfte.«
    »Natürlich müssen Sie das. Ein Mann auf der Flucht wird viel eher in eine Tankstelle oder einen Laden einbrechen als in mein kleines Häuschen. Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Aber wenn es Sie beruhigt, mich nach Hause zu fahren, dann nehme ich Ihr Angebot dankend an.«
    »Natürlich werde ich fahren — und ich werde das Haus gründlich inspizieren, ehe ich Sie aus dem Wagen steigen lasse. Sie haben sicher wieder einmal alle Türen offengelassen, wie Sie das immer tun. Und den Hund haben Sie mitgenommen, anstatt ihn zum Schutz zurückzulassen.«
    »Natürlich habe ich ihn mitgenommen. Er jammert wie ein kleines Kind, wenn ich ihn allein zu Hause lasse. Ich muß ihn ja sogar in den Kindergarten mitschleppen.«
    »Nun«, meinte Ted, »ich bin jedenfalls froh, daß Sie ihn haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er allzu freundlich reagieren würde, wenn jemand versuchen sollte, bei Ihnen einzudringen.«
    »Bestimmt nicht. Er mag nicht einmal meine Gäste, wenn ich ihm nicht ausdrücklich sage, daß sie meine Freunde sind. Aber bitte machen Sie sich um mich keine Sorgen. Mir kann gar nichts passieren.«
    Doch der freundliche Ted ließ sich nicht so leicht beschwichtigen und erklärte sich erst bereit zu gehen, als sie sich mit Bestimmtheit geweigert hatte, die Nacht bei

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