Zärtliche Wildnis
Fall. Um diese Dinge kümmert sich der Veranstaltungsausschuß. Privatproviant wird da sicher nicht gern gesehen.«
»Wie streng Sie aussehen. Man könnte ja fast meinen, ich hätte vorgeschlagen, aus dem Picknick eine Orgie zu machen, und daß ich es gewesen wäre, und nicht Sie, die... Aber nein, das sage ich lieber nicht. Ich werde Kay bitten, etwas Geeignetes bei der Bäckerei in Southville zu bestellen. Sie kann doch hoffentlich kommen?«
»Ja, zum Glück hat sie Montag gerade frei. Sie kommt. Sagen Sie es Adam, damit er auch bestimmt da ist.«
Es war die erste Anspielung, die sie auf die wachsende Zuneigung zwischen ihren beiden Freunden machte. Er bemühte sich sorgsam, ein gleichgültiges Gesicht zu machen, doch sie spürte, daß er froh war über Adams Interesse an Kay.
»Ach übrigens«, bemerkte er, »ich habe einen Heizofen in den Schuppen hinübergebracht. Bei mir stand er nur herum, und sogar im Oktober kann es morgens schon empfindlich kühl sein.«
Er dachte immer an ihren Komfort und hatte bereits die Wollballen weggebracht, so daß sie jetzt viel mehr Platz hatten.
Nun war also ausgemacht, daß sie sich am Fluß zum Picknick treffen und daß Kay es übernehmen würde, die Beiträge der Männer zum Picknick zu besorgen. Liz hatte sich bereits insgeheim vorgenommen, Würstchen in Brotteig zu besorgen; drei Dutzend, dachte sie in jugendlichem Überschwang.
»Aber wenn wir bei der Bäckerei bestellen, dann ist bis Montag alles alt«, sagte sie.
Darauf lachte Kay nur.
»Ja, ich weiß, daß die Bäckerei montags geschlossen hat, aber die Leute sind gute Freunde von mir. Ich habe ihren kleinen Sohn nach seiner Blinddarmoperation gepflegt, und sie glauben tatsächlich, ich hätte ihm das Leben gerettet. Sie werden die bestellten Sachen einfach in ihre Tiefkühltruhe stecken, sie am Montag herausnehmen, aufwärmen, und alles ist wunderbar frisch. Nein, deswegen brauchst du dir kein Kopfzerbrechen zu machen. Alle werden glauben, wir seien die reinsten Genies, wenn sie die Törtchen und Biskuits sehen, und Mrs. Cooke wird sagen, es wäre doch ein Wunder, daß Männer es überhaupt für nötig hielten zu heiraten, wenn sie selbst so gute Hausfrauen sind — und sie wird einen vielsagenden Blick auf uns werfen —, und somit werden alle glücklich sein. Wenn du deine Brötchen vor Montag haben willst, da du ja Montag morgen doch nicht in die Stadt kommst, kannst du sie dir ja schon Sonntag nachmittag holen. Da ist die Bäckerei zwar offiziell geschlossen, aber die guten Leute sind bis fünf da. Ich werde ihnen Bescheid geben, dann bekommst du deine Brötchen schön frisch, und du kannst sie über Nacht in dein Tiefkühlfach stecken.«
Am Sonntag nachmittag fuhr Liz also nach Southville zur Bäckerei. Pirate nahm sie wie immer mit. Die Brötchen waren bereits in einen kleinen Karton verpackt und dufteten köstlich. Liz erklärte der Frau hinter dem Ladentisch, der einzige Nachteil der Brötchen wäre der, daß sie so vollendet ausgefallen wären, weil ihr kein Mensch jemals glauben würde, daß sie sie selbst gebacken hätte.
Sie verstaute den Karton mit Sorgfalt im Kofferraum. Pirate war zwar ein durchaus liebenswerter Hund, doch er hatte die unerfreuliche Angewohnheit, sich auf alles draufzusetzen, was sich als Sitzgelegenheit anbot, und die Brötchen sollten in erstklassigem Zustand beim Picknick präsentiert werden.
Leider begann aber, gerade als sie nach Hause gekommen war und den Karton aus dem Kofferraum genommen hatte, das Telefon zu läuten. Sie lief hinein, um den Anruf entgegenzunehmen, in der Meinung, Pirate säße sicher im Wagen und der Karton stünde ebenso sicher auf der Veranda. Es war Janet, die ihr in aller Ausführlichkeit von Clives großartigem Abschneiden bei seinem Examen berichten wollte, und Liz brachte es nicht über sich, sie einfach abzuwimmeln.
Fünf Minuten später trat sie auf die Veranda hinaus. Ein Bild der Verheerung empfing sie. Es war Pirate gelungen, aus dem Wagen zu springen und, vom Duft des Kartons angezogen, hatte er beschlossen, nähere Untersuchungen anzustellen. Mit Hilfe von Schnauze und Pfoten war es ihm gelungen, die Brötchen auszupacken, und dann hatte er zum erstenmal in seinem Leben der Versuchung nicht widerstehen können und zwei Brötchen verschlungen. Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte er die übrigen Brötchen mit seinem Speichel vollgesabbert, und nun lag ein Haufen durchweichten Gebäcks über die ganze Veranda verstreut.
»Aber,
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