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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Pirate, wie konntest du nur?« jammerte Liz.
    Dann jedoch sagte sie sich, daß es keinen Sinn hatte, mit nutzlosem Lamentieren die Zeit zu vergeuden, sondern daß es klüger war, sich sofort in den Wagen zu setzen und nach Southville zurückzufahren, um einen neuen Vorrat an Brötchen zu besorgen. Sie mußte sich beeilen, weil um diese Zeit nur noch einige Milchbars geöffnet hatten. So war es auch, und sie stellte bald fest, daß ihr Bemühen, sich frische Brötchen zu beschaffen, aussichtslos war. Sie fuhr von einer Milchbar zur nächsten, nur um immer wieder zu hören, daß man keine Brötchen führte. Eine freundliche Frau, der sie ihre mißliche Lage erläutert hatte, sagte schließlich: »Aber warum backen Sie sie nicht selbst, meine Liebe? Es ist ganz einfach. Ich kann Ihnen den Teig und die Würstchen verkaufen.«
    »Ja, aber ich habe doch keine Ahnung, wie man so etwas macht. Ich bin eine ganz schlechte Köchin.«
    »Ach, da können Sie gar nichts falsch machen. Erst kochen Sie die Würstchen, dann häuten Sie sie und lassen sie abkühlen. Inzwischen tauen Sie den Teig auf und rollen ihn aus. Dann halbieren Sie die Würstchen. Sie schlagen jede Hälfte in ein Viereck aus Teig ein, legen die Rollen auf ein Backblech und überbacken sie im heißen Ofen. Das ist kinderleicht.«
    Liz bezweifelte das, ließ sich aber überreden, einen Versuch zu wagen, und zog mit drei Pfund Würstchen — »nur für den Fall, daß einige nichts werden« — und einem umfangreichen Päckchen Teig ab. Pirate erwartete sie schon. Er wußte genau, daß er sich schlecht benommen hatte, und winselte voller Unbehagen, als sie die Sachen im Kofferraum verstaute.
    »Na, das kann ja lustig werden«, sagte sie zu ihm. »Und du allein bist schuld daran.«
    Natürlich konnte Liz kochen. Zwei Jahre lang hatte sie ihrer Mutter das Haus geführt und alle Mahlzeiten zubereitet. Doch
    Mrs. Mortimer hatte jegliche Art von Gebäck strikt abgelehnt und ihrer Tochter niemals erlaubt, sich an solchem »unsinnigen Zeug« zu versuchen. Würstchen im Brotteig waren daher in Liz’ Augen eine äußerst komplizierte Angelegenheit, und sie blickte dem Abend, der vor ihr lag, mit Nervosität und Erregung entgegen.
    Die Backerei erwies sich als noch aufregender und anstrengender, als sie befürchtet hatte. Zuerst ging alles ganz gut. Sie kochte die Würstchen und ließ den Teig auftauen. Aber dann stellte sie fest, daß sie kein Nudelholz besaß, und war drauf und dran, verzweifelt aufzugeben. Aber warum nicht eine Flasche? dachte sie dann mit neuer Hoffnung, und es gelang ihr wirklich, mit Hilfe einer Flasche den Teig auszurollen. Als der Teig schließlich vorschriftsmäßig dünn vor ihr lag, holte sie die Würstchen, die sie in gehöriger Entfernung von Pirate, dem bei den verlockenden Düften buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlief, hatte abkühlen lassen.
    Erst da entdeckte sie die Widerspenstigkeit dünnen Teiges, wenn man versuchte, ihn um kalte Würstchen zu legen. Sie hatte sich ihre Vierecke schon ausgeschnitten, doch sie war nicht vorbereitet auf die Löcher, die plötzlich hier und dort klafften, und sah mit Entsetzen, daß die Brötchen, die sie sich klein und appetitlich vorgestellt hatte, riesig und unförmig zu werden versprachen. Ach was, sagte sie sich schließlich resigniert, sie werden sie schon essen, wenn sie hungrig genug sind.
    Vorsicht hatte Liz veranlaßt, schon am frühen Sonntagabend mit der Backerei anzufangen und zunächst nur ein halbes Dutzend Brötchen zu backen. Sie war froh, daß sie so klug gewesen war, als sie ihr Werk aus dem Ofenrohr zog. Diese Brötchen konnte sie unmöglich anbieten. Bei dem Anblick dieser völlig aus der Form geratenen Dinger mit den klaffenden Löchern würde es selbst die Leute von Windythorpe höchste Anstrengung kosten, Bewunderung zu heucheln.
    »Sie schmecken vielleicht ganz gut«, sagte sie laut, »aber ich werde sie selbst essen.«
    Pirate schien mit diesem Vorschlag so sehr einverstanden, daß sie hinzufügte: »Aber eines nach dem anderen. Da ist ja jedes eine ganze Mahlzeit.«
    Sie ließ sie vom Blech auf den Küchentisch gleiten, um zu warten, bis sie so weit abgekühlt waren, daß sie sie in ihre Gefriertruhe legen konnte.
    Das nächste Mal ging sie viel sorgfältiger zu Werke, als sie die Würstchen in den Teig einschlug, und war so überzeugt, daß ihr Werk diesmal gelingen würde, daß sie gleich ein ganzes Dutzend Brötchen in den Ofen schob. Inzwischen war es neun Uhr geworden,

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