Zärtliche Wildnis

er einen Stuhl umwarf.
    Alle drei kosteten die folgenden Minuten des Glücks aus, bis Andrew schließlich fragte: »Was meintest du eigentlich mit einem >richtigen Heiratsantrag    »Ach, das war albern. Aber weißt du, jedesmal, wenn jemand mir gerade einen Antrag machen wollte, passierte etwas, und es kam dann nicht mehr dazu. Das Traurige daran ist, daß die Betreffenden darüber im Grunde gar nicht bekümmert waren, sondern eher erleichtert.«
    »Nun, habe ich dich jetzt zufriedengestellt? War das ein Heiratsantrag in der richtigen Form?«
    »Oh, ja, Andrew. Du hast mich gebeten, dich zu heiraten, und das ist ja die Hauptsache. Ich habe seit Tagen darauf gewartet, daß du mich fragen würdest, weil ich so gern ja sagen wollte.«
    »Erst seit Tagen? Mein Wunsch, dich zu heiraten, ist schon viel älter. — Ich glaube, er regte sich schon in jener Nacht, als du in diesem gräßlichen Morgenrock die barmherzige Samariterin gespielt hast.«
    Danach saßen sie Hand in Hand auf dem Sofa, ohne auf die Zeit zu achten, und redeten miteinander, und Pirate, ungeheuer erleichtert, daß der Frieden wiederhergestellt war, sprang aufs Sofa und ließ sich nicht davon abbringen, zwischen ihnen zu sitzen.
    »Der perfekte Anstandswauwau«, stellte Andrew fest. »Da könnte selbst Mrs. Cooke nichts auszusetzen haben.«
    Der Hund war es auch, der sie schließlich auf die späte Stunde aufmerksam machte und Liz zu verstehen gab, daß er sich schlafen zu legen wünschte. Er richtete sich auf, gähnte mit weitaufgerissenem Maul und stupste mit der schwarzen Nase an ihre ineinander verflochtenen Finger. Andrew schimpfte über diese Störung.
    »Du mußt Geduld haben mit Pirate«, sagte Liz. »Versprichst du mir das? Er ist daran gewöhnt, mich für sich allein zu haben, und Boxer sind sehr besitzergreifende Hunde.«
    »Er kann tun und lassen, was er will, nur trennen darf er uns nicht«, erwiderte Andrew glücklich. »Ich verspreche dir, Liz, daß ich ihn nicht beschimpfen werde, wenn er sich zwischen uns wirft. Ich werde seine entschieden merkwürdigen Gewohnheiten geduldig ertragen, wenn du ihn davon abhältst, daß er meine Hunde in Kämpfe verwickelt.«
    »Ich werde es versuchen. Ich glaube, er wird sich jetzt, wo er mich hat, gar nichts mehr aus ihnen machen. Ich meine, wenn er ein Haushund ist, werden ihn die Arbeitshunde gar nicht weiter kümmern. Vorher war er eifersüchtig, der arme Bursche, und mit sich und der Welt zerfallen, weil er nicht so arbeiten konnte wie sie. Ach, ich habe ihn schrecklich lieb. Er ist das erste Tier, das mir gehört.«
    »Ich kann deine Wahl nur bedauern. Aber mach dir keine Sorgen. Ich finde mich damit ab. Ich gebe es ja nicht gern zu, aber ich glaube, im Moment hat er leider ganz recht. Es wird Zeit, daß ich nach Hause fahre. Wir haben ja morgen dieses verflixte Picknick vor uns.«
    »Ach, sag doch nicht verflixt. Alle freuen sich schon darauf.«
    »Ja, ja, die einfachen Freuden des Landlebens. — Sag, müssen wir unsere Verlobung wirklich geheimhalten, bis ich den Ring besorgt habe?«
    »Ich finde schon. Wir wollen nicht einmal Adam und Kay etwas verraten. Den Leuten von Windythorpe möchte ich es gern selbst sagen.«
    Danach fuhr er nach Hause. Liz ging zu Bett, aber schlafen konnte sie nicht. Pirate, froh, daß Andrew endlich das Feld geräumt hatte, ließ sich auf seinem Schaffell nieder und schlummerte selig ein.
    Als auch Liz schließlich in Schlaf fiel, träumte sie kaum. Dazu war ich wahrscheinlich viel zu glücklich, sagte sie sich am folgenden Morgen. Bevor ich hierher kam, habe ich immer die tollsten Träume gehabt. Dennoch fragte sie sich, als sie endlich ganz wach war und sich der unerwarteten Ereignisse der vergangenen Nacht erinnerte, ob sich da nicht ein wenig Phantasie in die glückliche Realität mischte. Konnte sie sich wirklich so sehr     Und doch hätte sie die ganze Zeit am liebsten getanzt vor Glück und Freude. Sie hatte sich wohl, dachte sie, seit jenem Abend, als er sie auf der Cocktail-Party davor gerettet hatte, sich lächerlich zu machen, immer ernsthafter in ihn verliebt. Dies und sein großzügiges Angebot, ihr und den Kindern den Wollschuppen zur Verfügung zu