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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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stellen, hatten ihre Einstellung ihm gegenüber gewandelt, und sie gestand sich jetzt ehrlich ein, daß sie seit mehreren Wochen schon tagtäglich darauf gehofft und gewartet hatte, seinen Schritt im Schuppen zu hören, und daß ihre Stimmungen davon bestimmt worden waren, ob sie ihn gesehen hatte oder nicht.
    Flüchtig dachte sie an die Zukunft. Andrew und sie hatten am vergangenen Abend wenig darüber gesprochen, aber eines war gewiß — Kay würde ihre Zukunft teilen. Es war unverkennbar, daß sich zwischen diesen beiden anderen Menschen ein stilles Glück entfaltet hatte, das früher oder später in einer Verlobung und Heirat seine Krönung finden würde. Es konnte jetzt nicht mehr davon die Rede sein, daß Kay Adam »belagern« mußte; er hatte offensichtlich eine tiefe Zuneigung zu Kay gefaßt. Kay als Nachbarin, Andrew als Ehemann, rundherum ihre Freunde aus Windythorpe — bei dieser Vorstellung hätte sie am liebsten Freudensprünge vollführt; doch sie ermahnte sich streng, endlich an die Arbeit zu gehen und das Chaos des vergangenen Abends zu beseitigen, um zum Picknick aufbrechen zu können.
    Der Anblick der vielen mißratenen Würstchen im Brotteig war verwirrend, besonders für Pirate, der rasch Ablenkung suchte, indem er sie zur Tiefkühltruhe führte, in die sie morgens um eins mit liebevoller Fürsorge ihre drei Dutzend Würstchen im Brotteig verstaut hatte. Sie waren zwar nicht formvollendet, doch niemand konnte bestreiten, daß sie selbstgebacken waren. Liz blickte mit Stolz und Freude auf sie hinunter. Sie sahen wirklich gut aus, und sie hatten, wie sie es ausdrückte, »sie und Andrew zusammengebracht«; gelobt sei das Picknick, dreimal gelobt die Würstchen im Brotteig.
    Das erinnerte sie daran, die Wand zu reinigen, auf der das Geschoß, das für Andrew gedacht gewesen war, einen unappetitlichen Fleck hinterlassen hatte. Sie lachte, als sie sich seines entgeisterten und entrüsteten Gesichts erinnerte; er hatte wahrscheinlich von den jungen Damen, mit denen er sonst zu verkehren pflegte, nie Tätlichkeiten befürchten müssen, aber das waren eben auch Damen. Eine gab es — hatte sie nicht Sally geheißen — , die er noch nicht ganz vergessen zu haben schien. Liz verspürte einen Stich der Eifersucht; aber dann zuckte sie die Achseln und lachte. Was er getan hatte, wen er vor ihr geliebt und wieder verlassen hatte, war unwichtig. Jetzt liebte er sie, und er würde ganz bestimmt keine Gelegenheit bekommen, sie zu verlassen.
    Während sie sich an die Aufräumungsarbeiten in der Küche machte, fiel ihr der Kindergarten ein. Natürlich würde sie ihn weiterführen und keinesfalls vor Ablauf der vereinbarten Zeit aufhören. Andrew wußte von ihrem Versprechen an die Leute von Windythorpe. Er würde erwarten, daß sie ihr Wort hielt. Es war schön, daß die Kinder sich von nun an an einem Ort einfinden würden, der ihr Heim sein würde. Auf diese Weise brauchte sie für den Kindergarten weniger Zeit aufzubringen, und er würde sie nicht in der Erfüllung ihrer Hausfrauenpflichten behindern. Ein schwacher Zweifel meldete sich: Würde Andrew Einwände erheben? Vielleicht hätte sie am vergangenen Abend mit ihm über dieses Thema sprechen sollen. Er hatte immer eine Neigung gehabt, sich über ihren Kindergarten lustig zu machen. Aber er würde Verständnis haben. Morgens war er ja sicher sowieso immer außer Haus bei der Arbeit, und für sie würde es besser sein, ihre Zeit mit den Kindern zu verbringen, als zu Hause herumzusitzen. Das mußte Andrew doch verstehen. Elizabeth Mortimer wußte eben noch nicht, daß sie hinsichtlich dessen, was ein Mann von seiner Frau erwartete, noch viel zu lernen hatte.
    Natürlich lenkten all diese Überlegungen sie immer wieder von der Arbeit ab, so daß es schon recht spät war, als sie schließlich zum Picknick aufbrach. Die meisten der Leute aus dem Tal hatten sich schon eingefunden, als sie vorfuhr. Sogleich entdeckte sie Andrew, Adam und Kay in einer kleinen Gruppe beisammen, und sie dachte, sie wissen es schon. Wie schade, wo ich selbst es doch Kay erzählen wollte.
    Doch wenn Andrew Kay etwas verraten hatte, so ließ sich Kay nichts davon anmerken. Liz wurde von allen Seiten freudig begrüßt. Die Kinder umdrängten sogleich den Wagen und ließen Pirate heraus, der sie alle wohlwollend anstrahlte und immer wieder seine Pfote zur Begrüßung hinstreckte. Liz sonnte sich in ihrer Beliebtheit und fühlte sich um so wohler, als sie entschlossen war, diese Freunde

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