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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nicht im Stich zu lassen. Sie würde ihr Wort halten und den Kindergarten mindestens bis zum Ende des Jahres, das sie vereinbart hatten, weiterführen.
    Das Feuer loderte schon, und die Frauen waren dabei, ihre Körbe auszupacken. Liz zeigte voller Stolz ihren Beitrag vor und lieferte dann, weil sie ein ausgesprochen aufrichtiger Mensch war, einen anschaulichen Bericht von den Bemühungen des vergangenen Abends. Nur von Andrews unvermutetem Auftauchen erwähnte sie nichts. Mrs. Cooke war ausnahmsweise einmal leutselig.
    »Nun«, meinte sie, »sie sehen vielleicht nicht so vollendet aus wie die gekauften, aber sie schmecken sicher genau so gut.« Sie schränkte ihr Lob allerdings gleich dadurch ein, daß sie hinzufügte: »Mir ist allerdings schleierhaft, wie Sie es ertragen können, daß dieses Riesenvieh von einem Hund überall seine feuchte Schnauze hineinsteckt und nichts als Unfug macht.«
    Als hätte Pirate diese wenig schmeichelhafte Beschreibung seiner Person verstanden, sprang er plötzlich auf Mrs. Cooke zu und zog ihr geschickt eine makellos weiße Sandale vom Fuß. Mrs. Cooke stieß einen schrillen Entsetzensschrei aus, doch Liz beschwichtigte sie eilig.
    »Er macht sie nicht kaputt. Er legt sie nur auf den Schuhhaufen, den er schon angesammelt hat. Es ist eine Art fixe Idee von ihm, alle Schuhe, die er erwischen kann, zusammenzutragen. Aber er hat noch nie einen kaputtgemacht.«
    Dann aber geschah das Unerwartete, wie das bei Kindern und Tieren nur zu häufig vorkommt. Ausnahmsweise begnügte sich Pirate diesmal nicht damit, seinen Schatz dem Haufen diversen Schuhwerks hinzuzufügen, den er aufgestapelt hatte; er trottete daran vorbei und steuerte zu Liz’ Entsetzen schnurstracks auf die eine Stelle zu, wo der Fluß tief und reißend war. Dies war eine Böschung, ein Stück oberhalb des flachen Strandes, wo die Kinder gespielt hatten. Auf diese Stelle nun hielt der Hund zielstrebig zu. Liz rannte ihm nach und versuchte, ihn zu überreden, den Schuh herauszugeben. Aber Pirate ließ sich nicht einmal dazu herab, sich nach ihr umzudrehen, sondern stand einen Moment lang ruhig über dem Wasser, ehe er das Maul öffnete und den neuen weißen Schuh in seine Tiefen fallen ließ. Dort trieb er in ziellosen Kreisen umher wie ein Boot, das vom Kurs abgekommen und in eine Strömung geraten ist. Pirate blickte mit seitlich geneigtem Kopf und einem Ausdruck tiefer Befriedigung auf dem Gesicht zu dem Schuh hinunter, während Liz ihn anflehte, ihn wieder herauszuholen, und Mrs. Cooke laut jammerte.
    »Meine neuen Schuhe! Dieser gräßliche Hund!«
    Nur Andrew verlor nicht den Kopf.
    »Keine Sorge«, sagte er und stand gemächlich auf. »Der Schuh schwimmt gewiß noch eine Weile. Wenn er in seichteres Wasser kommt, hole ich ihn heraus.«
    Er zog Schuhe und Socken aus, ganz der galante Retter in der Not.
    Mrs. Cookes steinernes Herz schmolz.
    »Wie zuvorkommend von Ihnen, Mr. Oldfield«, brachte sie tatsächlich fertig zu sagen, »aber bitte, machen Sie sich meinetwegen nicht naß.«
    Andrew aber lachte darauf nur und meinte, es wäre gerade der rechte Tag für ein kühles Bad und er würde ihren Schuh schon herausholen, ehe er untergehen konnte.
    Das tat er auch, und Mrs. Cooke überschüttete ihn mit Dankesworten. Leider hatte Pirate nun völlig den Kopf verloren und stürzte sich auf einen der Schuhe, die Andrew ausgezogen hatte. Worauf Andrew der Zorn packte.
    »Laß den Schuh sofort fallen, du verdammtes Vieh«, brüllte er, hob einen Stein vom Boden auf und warf mit solcher Zielsicherheit, daß Pirate laut jaulend den Schuh fallenließ.
    Er war, das war Liz in ruhigeren Momenten zuzugeben bereit, ein entsetzlich wehleidiger Hund, der schon bei der geringsten Kleinigkeit erbärmlich zu winseln pflegte, doch hier hatte ein wohlgezielter Stein ihn getroffen, und er kroch zutiefst bekümmert zu Liz hin, um sich von ihr trösten zu lassen. Sogleich tätschelte sie seinen großen, häßlichen Kopf und redete beruhigend auf ihn ein, nur um plötzlich einen ihrer Temperamentsausbrüche zu bekommen.
    »Das war gemein von dir«, rief sie laut und ärgerlich zu Andrew hin. »Und du hast gesagt, du würdest alles mit Geduld ertragen, solange er uns nicht trennt.«
    Sobald die Worte heraus waren, die mitten in einen Moment völliger Stille fielen, errötete Liz heiß und schlug sich in einer kindlichen Geste mit der flachen Hand auf den Mund. Andrew murmelte etwas Unverständliches, und plötzlich redeten alle auf einmal.
    Dann

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