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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einem Nervenzusammenbruch bewahrt und würde ihr immer über schwierige Situationen im Leben hinweghelfen.
    Zum Glück fand Jessie diese Bemerkung nicht so idiotisch, sondern erwiderte ernsthaft: »Ja, jetzt ist es noch schön, mein Kind, aber die Wolken da im Norden gefallen mir gar nicht. Es ist zu heiß, richtig schwül, und die Vorhersage für den Norden war schlecht.«
    »Ach, hoffentlich bekommen wir kein Gewitter.«
    »Das wäre nicht weiter schlimm. Wir sitzen hier gemütlich im Trockenen, und wir haben einen guten Fahrer. Wahrscheinlich wird das Unwetter sich verziehen, aber so, wie es im Moment aussieht, scheint es oben im Norden ziemlich stark zu regnen.«
    Das klang unheilvoll und ließ Elizabeths Inspiration zu einem freundschaftlichen Gespräch fürs erste versiegen. Sie musterte mit Interesse die Leute im Bus. Die elf Frauen mußten gut miteinander bekannt sein. Sie redeten und lachten zusammen, nur eine schien ausgeschlossen, Mrs. Cooke, die sich offenbar für etwas Besseres hielt. Liz war froh, daß das Gespräch sich nicht nur um Kochrezepte und Kinder drehte. Die letzteren, berichtete ihr Jessie, waren leichten Herzens zu Hause zurückgelassen worden — »das wird ihnen und uns guttun« — , entweder bei Großmüttern, die sich edelmütig zur Verfügung gestellt hatten, oder bei anderen Nachbarinnen, die die Reise nicht hatten mitmachen wollen.
    »Nur Mrs. Cooke brauchte sich wegen der Kinder kein Kopfzerbrechen zu machen. Sie hat nämlich keine.«
    Liz wußte nicht recht, wie sie auf diese Mitteilung reagieren sollte, mit teilnahmsvollem Bedauern oder mit Glückwünschen für die Dame, deshalb begnügte sie sich damit, etwas Unverständliches zu murmeln.
    Jessie fuhr gutgelaunt fort: »Und jetzt sind wir hier und wollen diese Woche der Freiheit genießen. Wir wollen nur hoffen, daß das Wetter schön bleibt, damit wir auch wirklich bis zur Nordspitze der Insel kommen, von wo nach dem Glauben der Maoris die Geister ihrer Toten den Flug ins Jenseits antraten.«
    Aber das Wetter blieb nicht schön. Jessies Ahnungen hatten nicht getrogen. Je weiter sie nach Norden fuhren, desto dunkler wurde der Himmel. Doch die Sonne hatte sich noch nicht ganz versteckt, als sie unterwegs an einem Hotel anhielten, wo das Mittagessen für sie schon bereit war. Liz stellte zu ihrer Erleichterung fest, daß Jessie Wheeler und ihre Freundin Moira Martin es für selbstverständlich hielten, daß sie sich zu ihnen an den kleinen Tisch setzte. Hier gesellte sich nach einer kurzen Inspektion der Reisegruppe Ada Cooke zu ihnen, unverkennbar in der Hoffnung, passendere Tischgefährten zu finden, und wurde mit Elizabeth Mortimer bekannt gemacht. Sie maß das Mädchen von oben bis unten mit abschätzenden Blicken, die aber schließlich wohlwollend wurden. Liz war sich der Musterung bewußt und froh, daß sie ihr nicht mißfallen hatte. Schüchtern erkundigte sie sich nach den Kindern, die die Frauen zurückgelassen hatten.
    »Sie sind alle gut versorgt und werden wahrscheinlich nach allen Regeln der Kunst verwöhnt«, erklärte Jessie mit einem hastigen und recht nervösen Blick auf Mrs. Cooke, die eisig bemerkte, sie könnten von Glück reden, daß es ihnen gelungen wäre, ihre Verantwortlichkeiten so leicht auf andere abzuwälzen.
    »Ja«, sagte Moira, »mein Peter, der gerade vier geworden ist, konnte den Tag gar nicht mehr erwarten, an dem er mit Jessies Kindern zusammen zu Großmutter Wheeler ziehen durfte. Nicht sehr schmeichelhaft für mich, aber sehr angenehm.«
    Die beiden waren ein vergnügtes Paar, doch Mrs. Cooke mißbilligte offensichtlich ihre Unbekümmertheit. Sie sagte jedoch nichts, sondern begnügte sich damit, mit strenger Miene und höchst korrekt, ihre Suppe zu löffeln.
    »Eigentlich«, fuhr Moira mit einem verschmitzten Seitenblick auf Mrs. Cooke fort, »sollten wir ja ein schlechtes Gewissen haben, weil wir Männer und Kinder eine ganze Woche lang alleinlassen. Aber das haben wir nicht. Wir haben lange auf diese Reise gespart, und wir werden sie genießen. Die Männer können ohne uns auskommen. Im Herbst gibt es auf einer Farm nicht viel zu tun. Das Heu ist eingebracht, die Kühe geben nicht mehr so viel Milch, die Lämmer sind geschoren. Da toben wir uns jetzt noch einmal aus, ehe wir uns für den Winter in Windythorpe einigeln. Unsere einzige Sorge ist das Wetter.«
    »Es sieht nach einem Tropengewitter aus«, bemerkte Mrs. Cooke mit offensichtlichem Vergnügen. »Diese Stürme sollen hier im Norden

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