Zärtliche Wildnis
persönlich sagen, ehe sie es über andere erfahren.«
Die Garage und Tankstelle hatte natürlich offenbleiben müssen, und Janet war bei ihrem Mann geblieben.
»Die beiden Jungen werden arg enttäuscht sein«, bemerkte Mrs. Cooke, die ein Talent dafür besaß, immer die dunkelsten Seiten einer Situation zu sehen.
»Ach, ich glaube nicht, daß die Enttäuschung lange anhalten wird«, versetzte Kay vergnügt. »Bei uns im Krankenhaus haben nämlich zwei neue Lernschwestern angefangen. Zum Anbeißen hübsch und gerade im richtigen Alter. Ich werde bald eine Party geben, und dann werden Sie sehen, daß Clive und Ernest sich rasch trösten werden.«
Worauf Moira erklärte, Schwester Dayton wäre wirklich ein reizender Mensch und Mr. Wilcox ein Glückspilz.
Tief im Innern waren sie vielleicht von Liz’ Wahl nicht so begeistert, doch als die Frauen ihre Körbe packten, sagte Jessie Wheeler zu Vera Page: »Wenn wir mal ganz ehrlich sein wollen, dann müssen wir zugeben, daß wir jeden, der unsere Liz bekommen hätte, besonders kritisch aufs Korn genommen hätten. Natürlich ist er ein bißchen distanziert und macht einen etwas überheblichen Eindruck. Er ist auch noch nie zuvor zu einem Picknick gekommen; unsere Liz kann eben Wunder wirken.«
Vera Page stimmte ihr zu und wechselte dann das Thema, indem sie Jessie fragte, ob ihr auch aufgefallen wäre, wie angenehm Mrs. Cooke geworden wäre, seit Andrew ihren Schuh gerettet hatte. Das bewiese wieder einmal, daß ein bißchen Aufmerksamkeit eben jedem guttäte. Jessie erwiderte trocken, wenn es Andrew gelungen sei, Ada Cooke aufzulockern, dann seien seinen Möglichkeiten gewiß keine Grenzen gesetzt.
»Das einzig Traurige ist«, sagte jemand, »daß es nun mit dem Kindergarten vorbei ist.«
»Da bin ich gar nicht so sicher«, entgegnete Jessie nachdenklich. »Liz hat davon nichts gesagt. Vielleicht will sie weitermachen, wo doch die Kinder jetzt sowieso immer zum Wollschuppen hinaufkommen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Mr. Oldfield damit einverstanden wäre«, meinte Moira. »Du weißt doch, wie Männer reagieren, wenn ihre Frauen andere Interessen haben als Ehe und Haushalt, besonders, wenn diese anderen Interessen nicht einmal Geld einbringen. Es scheint sie eifersüchtig zu machen, wenn ihre Frauen sich noch für andere Dinge interessieren als für sie.«
»Ja, das stimmt«, pflichtete ihr Jessie bei. »Ich hoffe nur, Liz wird das verstehen. Männer sind seltsame Wesen, da muß man Konzessionen machen.«
Was bewies, daß sie hinsichtlich Oldfields Reaktionen mehr Instinkt besaß als Liz.
12
Der Ring wurde gekauft, und im Laufe der Woche tauchten nacheinander sämtliche Frauen aus dem Tal bei Liz auf, um ihn zu begutachten. Es war ein wunderschöner Ring, und Liz war glücklich wie ein Kind mit seinem ersten Geschenk. Voller Eifer zeigte sie ihn jedem Besucher und lächelte geschmeichelt und stolz, wenn die anderen ihre Bewunderung kundtaten.
Selbst Mrs. Cooke ließ sich dazu herbei, >auf einen Sprung< vorbeizukommen und erzählte Janet Axel später, der Ring müßte ein Vermögen gekostet haben, Liz hätte offensichtlich genau gewußt, was sie tat, als sie sich mit Mr. Oldfield einließ, der ein vornehmer Mensch war und viel zu gut für sie sei. Janet, verblüfft darüber, daß es einen Menschen gab, für den Mrs. Cooke auch einmal ein Wort des Lobes fand, erzählte Moira von dem Gespräch, die nur antwortete, Ada Cooke hätte sich Andrew zu ihrem Helden erkoren, seit er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, indem er knöcheltief in den Fluß gewatet war, um ihren gräßlichen Schuh zu retten.
»Aber was werden deine Jungen zu dieser Neuigkeit sagen?« fragte Moira.
Janet erwiderte, daß sie eine Zeitlang vielleicht etwas empfindlich sein würden, daß sie aber schon darüber hinwegkommen würden.
»Um so schneller, als diese reizende Kay Dayton ihnen Einladungen zum Schwesternball geschickt hat und ausdrücklich schrieb, sie sollten niemanden mitbringen, da sie ihnen zwei ganz reizende Mädchen zugedacht hätte.«
Moira lachte. »Sie ist wirklich ein schlaues Ding und dabei so warmherzig«, meinte sie, und selbst Liz hätte ihre Freundin nicht besser beschreiben können.
Jessie war es, die als erste auf den Kindergarten zu sprechen kam.
»Wenn Sie vor Ende der Ferien heiraten, dann ist es vorbei mit dem Kindergarten. Aber denken Sie sich nichts dabei, Sie haben uns allen geholfen, und mehr kann niemand erwarten.«
»Aber
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