Zärtlicher Eroberer
war jedoch so schlecht erzogen, eine genauere Erklärung zu verlangen – bis auf Mr. Danforth, der mit Valerian gerade einmal so lange vertraut war wie es dauerte, einen Teller Suppe zu essen.
Mit einem selbstgefälligen Unterton in seiner Stimme sagte Danforth: „Sie meinen, Sie wollen heiraten und einen Erben zeugen. Sehr vernünftig gedacht. Ich habe gehört, Sie hätten ein beträchtliches Vermögen, da braucht man einen Erben, der sich später einmal um alles kümmert.“
Am anderen Ende des Tisches verschluckte sich Lucien wegen dieser taktlosen Bemerkung beinahe an seinem Wein. Es war schon eine reife Leistung, einen solchen Fauxpas zu begehen und die Worte „zeugen“ und „Vermögen“ in einem armseligen Atemzug zu nennen.
Valerian nahm die Unhöflichkeit gelassen auf. „In der Tat habe ich vor, sobald wie möglich zu heiraten. Ich habe schon viel zu viel Zeit vergeudet, wie ich finde. Ich sehe einer Ehe mit Freuden entgegen. Mit der richtigen Frau, natürlich.“
„Natürlich“, stimmte Danforth zu, dem seine gesellschaftliche Entgleisung gar nicht bewusst war. „Eine Frau muss gewisse Qualitäten haben. Sie sollte hübsch, fügsam, formbar und für die Erziehung durch den Ehemann aufgeschlossen sein. Kein Mann möchte sein Leben lang an eine ständig ihre Meinung kundtuende Megäre gefesselt sein, auch wenn ihre Mitgift noch so hoch ist.“
Philippa erstarrte bei diesen Worten. „Ich glaube, sich eine Frau zu suchen, ist doch etwas ganz anderes als der Erwerb einer Zuchtstute, Mr. Danforth. Zumindest für diejenigen unter uns, die die Ehe nicht mit Knechtschaft verwechseln.“
Beldon musste husten, und der Vikar machte ein verblüfftes Gesicht. Philippa hätte dem herumstotternden Danforth gern noch mehr gesagt, aber Valerian legte ihr unter dem Tisch warnend die Hand auf den Oberschenkel. Sie unterdrückte ein Schmunzeln. Erinnerte er sich noch an ihr berühmt-berüchtigtes Temperament?
Valerian, ganz der erfahrene Diplomat, versuchte die Wogen zu glätten. „Ich persönlich, Mr. Danforth, bevorzuge andere Eigenschaften bei einer Frau. Ich ziehe eine reifere Frau vor, die für sich selbst sprechen und sich in einer Diskussion behaupten kann. Kurz, ich wünsche mir eine unabhängige Frau.“
Danforth schnaubte. „Ja, so etwas habe ich von Ihnen schon gehört.“ Er hielt Valerians Blick stand und bewies damit überraschend viel Rückgrat.
Alle am Tisch hörten zu essen auf. Philippa fragte sich, ob Valerian zu seinem sogenannten „Ruf“ Stellung nehmen würde. Ein Teil von ihr wünschte, dass er ihn bestritt.
Valerian lächelte. Es war jedoch kein freundliches Lächeln, sondern eher ein raubtierhaftes, das klar zum Ausdruck bringen sollte, dass er nie, niemals das Opfer sein würde. „Dann haben Sie vielleicht auch gehört, dass ich keine Angst vor den Ansichten einer Frau habe und dass ich mich nicht hinter altmodischen Konventionen verschanze, wenn es um die Unterdrückung des schöneren Geschlechts geht. Wie viel entginge uns auf der Welt, wenn wir die Hälfte der Menschheit vernachlässigen würden. Nehmen wir doch zum Beispiel nur den erlesenen Champagner, den unser Gastgeber morgen Abend aus seinem exzellenten Weinkeller kredenzen wird.“ Valerian wandte sich jetzt an Canton. „Pendennys erwähnte, Sie würden uns einen Veuve Clicquot anbieten, einen herausragenden Champagner dank der revolutionären Bemühungen der Witwe von Monsieur Clicquot. Wussten Sie, Danforth, dass sie für die Erfindung des remuage , des Rüttelverfahrens verantwortlich ist? Wir haben es einer Frau zu verdanken, dass wir klaren Champagner trinken können. Ohne ihre Anstrengungen gäbe es nur ein neues trübe sprudelndes Getränk.“Valerian hob sein Glas.„Auf das Wohl von Madame Clicquot.“
Mit wenigen Sätzen hatte Valerian Danforths unglücklichen Bemerkungen beredt widersprochen und das Gespräch auf das unverfänglichere Thema Wein gelenkt. Danforth wagte es daraufhin nicht noch einmal, mit dem Feuer zu spielen.
Danach verlief das Essen in gelockerter Stimmung, wenn Philippa das nervenaufreibende Gefühl nicht mitrechnete, sich Valerians Nähe so überdeutlich bewusst zu sein. Sie hatte schon an so vielen Abendgesellschaften teilgenommen, aber noch nie war ihr dabei die unmittelbare Körperlichkeit ihrer Tischpartner so stark aufgefallen wie jetzt bei Valerian. Sein Knie berührte ihres; sie ließ die Serviette zu Boden fallen, und seine Hand streifte den Rock ihres Kleides, als er dem
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